Pressemitteilung Degroof Petercam (DPAM): Asset Allokation: Ausblick für das 2. Halbjahr

Degroof Petercam | Brüssel, 13.07.2021.

Olivier Van Haute, Portfolio Manager der Global Balanced Funds bei DPAM (Degroof Petercam Asset Management), berichtet in seinem Artikel, was die wichtigsten Leitlinien für die Asset Allokation im zweiten Halbjahr sein dürften.

Dabei ist er zuversichtlich, dass aktive und anspruchsvolle Anleger auch weiterhin positive Renditen an den Finanzmärkten erzielen werden.

Wie immer ist DPAM davon überzeugt, dass eine aktive, auf Research basierende Strategie, die sowohl finanzielle wie auch nicht-finanzielle Faktoren, einschließlich ökologischer, sozialer und Governance-Risiken, berücksichtigt, der beste Ansatz ist, um das Schiff – und die wertvolle Renditefracht – sicher zurück in den Hafen zu bringen. Kurzum, hier die Empfehlung von DPAM an Entscheidungsträger für die Vermögensallokation in dieser Zwischenphase des Zyklus: Seien Sie bereit, sich mit Überzeugung und hoher Selektionsbereitschaft neu zu engagieren! In diesem Artikel erläutern wir Ihnen die Sichtweise von DPAM.

Es gibt viele positive Faktoren, und man kann sich fragen, ob der unaufhaltsame Anstieg von Risikoanlagen – ein charakteristisches Merkmal des ersten Halbjahres – unvermindert anhalten wird. Für die absehbare Zukunft erwarten wir, dass das Wirtschaftswachstum in den Industrieländern weiterhin über dem Trend liegen wird, da sich die Welt allmählich von dem exogenen Covid-19-Schock erholt. Der Konsum wird nach wie vor robust sein und die Unternehmensinvestitionen werden zunehmen, um den Nachholbedarf zu decken und die Versorgungskette zu entlasten. In den USA beispielsweise saßen die Haushalte im Mai noch auf 2,5 Billionen US-Dollar an überschüssigen Ersparnissen. Nicht jeder Cent wird ausgegeben werden, aber dieser Faktor wird das Wachstum auf jeden Fall weiter begünstigen. Unterdessen bleibt die Geldpolitik der Industrieländer weitgehend expansiv. Die Inflation steigt, meist aus temporären Gründen wie Basiseffekte, Engpässe in der Versorgungskette usw., aber die Zentralbanken haben auch die Obergrenzen ihres Inflationszielbereichs angehoben, was die Dringlichkeit eines Aufschwungs mindert. Aus all diesen Gründen nehmen wir nach wie vor eine konstruktive Haltung zu Risikoanlagen ein.

Wir sind uns sehr wohl bewusst, dass die Verbreitung neuer Covid-19-Varianten und die ungleiche Durchimpfung auf der ganzen Welt ein Problem darstellen könnte. Es besteht immer das Risiko, dass die Zentralbanken die Zinsen zu früh oder zu aggressiv anheben – und hier ist noch offen, ob der Anstieg der Inflation ein turbulentes oder strukturelles Element beinhaltet. Nicht zuletzt sehen die Bewertungen einiger Risikoanlagen üppig aus.

Gleichzeitig wird die gestiegene Durchimpfungsrate die Industrieländer wohl in die Lage versetzen, den Delta-Ausbruch in den Griff zu bekommen – sie könnte die Erholung eher verzögern als aufhalten. Außerdem deuten die “Rauchsignale” der Fed darauf hin, dass mit einer Drosselung der Anleihenkäufe und einem tatsächlichen Ausstieg nicht vor 2022 bzw. dem zweiten Halbjahr 2023 zu rechnen ist. In der Zwischenzeit bestehen immer noch werthaltige Bereiche in verschiedenen Marktsegmenten, die der neugierige Anleger aufspüren kann.

Die saisonale Illiquidität sowie die Gewinnsaison für das 2. Quartal (und insbesondere die Gewinnprognosen der Unternehmen) werden wohl kurzfristig für eine gewisse Volatilität sorgen, und während sich alle oben genannten Faktoren ausgleichen, könnte das Risiko-Ertrags-Verhältnis nicht so großzügig ausfallen wie in den vergangenen zwölf Monaten. Deshalb glauben wir, dass es angemessen ist, einige Chips vom Tisch zu nehmen und die Erlöse in liquiden kurzfristigen Instrumenten zu halten. Zu Beginn des zweiten Halbjahres wollen wir über das nötige Rüstzeug verfügen, um Schwächephasen auszunutzen und neue Chancen ins Visier zu nehmen, insbesondere bei dynamischen Anlageklassen.

Im Rahmen unserer übergewichteten Aktienallokation bevorzugen wir aus Bewertungsgründen die Eurozone gegenüber den USA. Man muss immer noch ein solides Engagement in den USA halten, das unverändert vom starken Wirtschaftswachstum, den „Bazooka“-Förderprogrammen (Infrastruktur usw.) von Präsident Biden und dem gesunden Konsum profitieren werden. Allerdings hat die Eurozone noch Nachholbedarf und damit mehr Potenzial als die USA, da die Durchimpfung auf unserem Kontinent hinterherhinkt. Die lokalen Verbraucher verfügen noch über relativ hohe Sparrücklagen, während der EU-Konjunkturfonds in Höhe von 750 Milliarden EUR das Wachstum über die anfängliche Erholungsphase hinaus stützen wird. Die Aktienmärkte der Eurozone sind zudem relativ betrachtet günstiger und enthalten mehr zyklische sowie Value-Aktien. Großbritannien ist ebenfalls günstig, aber die Marktstruktur des Vereinigten Königreichs ist weniger attraktiv, und wir sind ein wenig skeptisch, was die Auswirkungen des Brexit angeht. Mit Blick auf die Schwellenländer sind wir auch weniger optimistisch eingestellt, da die Covid-Situation dort unklar ist und viele Schwellenländer von China abhängig sind, das kürzlich die finanziellen Bedingungen (Reserve Requirement Ratios) lockern musste, um das Wachstum anzukurbeln. Wir könnten, was die asiatischen Schwellenländer anbelangt, mehr Zuversicht entwickeln, wenn sich das Kreditwachstum in China – wie wir erwarten – bis zum Jahresende stabilisiert. Was Japan betrifft, so fallen die Frühindikatoren nach wie vor enttäuschend aus, und die Impfkampagne verläuft dort erschreckend langsam.

Im Aktiensegment lassen wir bei den so genannten Bond Proxies, wie Versorger und Grundnahrungsmittel, Vorsicht walten, da diese Titel in einem Umfeld steigender Renditen tendenziell eine unterdurchschnittliche Wertentwicklung verzeichnen. Wir bevorzugen weiterhin qualitativ hochwertige Wachstumswerte (hohe Eintrittsbarrieren, Nischenmärkte, robuste Bilanzen, erstklassige Unternehmensführung usw.), die von strukturellem Rückenwind profitieren. Themen wie Energieeffizienz, demografische Alterung und Automatisierung genießen unverändert unsere Präferenz, da sie noch Jahre des Wachstums vor sich haben. Zu Beginn des Jahres haben wir uns für eine Barbell-Strategie entschieden, bei der die Kernposition aus Wachstumswerten durch Value-Aktien ergänzt wurde – eine taktische Entscheidung, die sich ausgezahlt hat. Unserer Ansicht nach dürften Value-Aktien im zweiten Halbjahr eine zweite Erholungsphase haben. Einige Aktien des Gesundheitssektors entwickeln sich jetzt zu echten Value-Gelegenheiten, und auch ausgewählte Small Caps, zyklische Werte und Nachzügler weisen Value-Qualitäten auf.

In unserer festverzinslichen Allokation sind wir bei Staatsanleihen untergewichtet und bei der Duration zurückhaltend, da wir den wirtschaftlichen Aufschwung, das Inflationsproblem und die Aussicht auf eine spätere Straffung der Geldpolitik neu bewerten. Sie haben jedoch eine defensive Rolle zu spielen, und mit Blick auf europäische Peripherieländer bleiben wir relativ positiv gestimmt. Die Konvergenz der Renditen in den Peripherie- und den Kernländern setzt sich fort, da die EU als „Union“ endlich die Kurve zu kriegen scheint. Außerdem wird diese Subregion überproportional vom EU-Konjunkturfonds profitieren. Grundsätzlich suchen wir aktiv nach Gelegenheiten, die die Rendite steigern, aber das Zinsrisiko nicht erhöhen. Investment-Grade-Anleihen können sich als eine nützliche Quelle für stabile Überschussrenditen gegenüber Bundesanleihen erweisen, obwohl die Bewertungen im historischen Vergleich nicht günstig sind. Hochzinsanleihen, insbesondere kurz laufende Titel, sind attraktiver: Man erwartet keine signifikante Zunahme der Ausfälle, und die Spreads sind in diesem Niedrigzinsumfeld überzeugend.

Abschließend möchten wir noch einige Alternativen zur Diversifizierung herausstellen, da einige Asset Allocators (Entscheidungsträger für die Vermögensallokation) daran interessiert sein könnten, ihre Portfolios ein wenig gegen eine höhere Inflation „abzusichern“. Wir halten eine Übergewichtung in Immobilienaktien, da diese Titel in der Lage sein werden, eine höhere Inflation durch höhere Mieten zu verkraften. Rohstoffe, die mit dem Aufschwung verbunden sind – Kupfer zum Beispiel und Unternehmen, die damit in Verbindung stehen – sind ein weiterer Inflationsschutz und Diversifikator: Die Nachfrage übersteigt das Angebot nicht nur wegen des Aufschwungs, sondern auch aufgrund jahrelangem Investitionsmangels. Bemerkenswert ist, dass Kupfer eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung der grünen Wirtschaft spielen wird: Windenergieanlagen, E-Fahrzeuge und Ladestationen sind sehr kupferintensiv. Bei festverzinslichen Wertpapieren sind wir der Auffassung, dass US-amerikanische inflationsgebundene Anleihen ihren fairen Wert erreicht haben, europäische Pendants, vor allem aus Italien, Spanien und Frankreich hingegen, bieten immer noch eine gute Werthaltigkeit.

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