Das Investment: „Die Türkei kommt in ein normales und logisches Umfeld“

sjb_werbung_das_investment_300_200 SJB | Korschenbroich, 28.02.2014. Die Wirtschaft ist das eine, in einigen Ländern brennen jedoch die Straßen und fliehen Staatschefs. Wir haben Jean-Jacques Durand nach vier politisch wackeligen Staaten in Krisen befragt. Durand ist Portfoliomanager für Schwellenländeranleihen bei Edmond de Rothschild Asset Management.

DAS INVESTMENT.com: Wie sehr müssen Sie für Ihre Fonds auf die Politik in einzelnen Ländern achten?

Jean-Jacques Durand: Das ist sehr wichtig, manch einer hat das in den vergangenen Jahren nur etwas in den Hintergrund gedrängt.

DAS INVESTMENT.com: Nun gibt es aber einige problematische Länder, die wir Ihnen gern nennen und nach Ihrer Meinung fragen würden.

Durand: Nur zu.

DAS INVESTMENT.com: Venezuela.

Durand: Ja, da passiert immer mal wieder was. Aber fundamentale und technische Faktoren sprechen durchaus für die Anleihen. Sie wollen ihre Schulden zahlen und können es auch. Die kürzlichen Währungsveränderungen bedeuten, dass Dollar-Anleihen interessanter sind.

DAS INVESTMENT.com: Ägypten.

Durand: Ja, es gab eine Revolution, aber auch viel Unterstützung von Außen. Der Schuldendienst war nie wirklich das Problem. Aber die Anleihen waren sehr volatil, wegen der labilen politischen Lage.

DAS INVESTMENT.com: Ukraine.

Durand: Die hat nur ein kurzfristiges Liquiditätsproblem. Langfristig haben sie eine nachhaltige Verschuldung und  bekommen entweder Unterstützung aus Europa und dem Internationalen Währungsfonds oder aus Russland, was beides für die Zahlungsfähigkeit gut wäre. Viel schlimmer sind die Gewalt und die vielen Toten, das macht mir Sorgen. Die Revolution vor ein paar Jahren war ein Desaster, jetzt hoffe ich auf eine neue Regierung.

DAS INVESTMENT.com: Sie haben Mitte 2013 indonesische und türkische Anleihen gekauft. Deren Währungen haben seitdem abgewertet und die Anleihekurse sind gesunken. Ärgern Sie sich schon?

Durand: Nein, solche kurzfristigen Schwankungen machen uns nichts aus. Wir haben einen langfristigen Ansatz. Außerdem haben wir nur in harte Währung investiert. Wir sind nach der großen Korrektur im Mai eingestiegen. Und allzu sehr ging es danach nicht mehr bergab.

DAS INVESTMENT.com: Nur sieht es in der Türkei nach der Rückkehr der großen Inflation aus.

Durand: Finde ich nicht. Die Zentralbank hat sofort den Leitzins an die neue Situation angepasst, also kräftig erhöht. Es wird ein bisschen volatil, aber ich erwarte nicht so eine massive Inflation wie in den 90er Jahren. Die realen Zinsen, also der nominale Zins nach Abzug der Inflation, liegen noch über Null, und der hohe Leitzins passt zum hohen Wirtschaftswachstum. Ich glaube, die Türkei kommt in ein normales und durchaus logisches Umfeld. Sie wirkt fundamental und bewertungstechnisch gesünder als noch vor einem Jahr. Natürlich sieht man aber auch da wieder die Rückkehr von einigen politischen Risiken.

Von: Andreas Harms

Quelle: DAS INVESTMENT

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