Das Investment: Fonds-Klassiker im Check-Up: Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen

sjb_werbung_das_investment_300_200SJB | Korschenbroich, 01.10.2015. Wo liegen die 100 Fonds-Klassiker im Konkurrenz-Vergleich, wie sind sie aktuell aufgestellt und was treibt ihre Manager gerade um? Antwort gibt das regelmäßige Update von DER FONDS. Dieses Mal: der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen von Frank Fischer.

1. Der Konkurrenz-Vergleich

Die in Frankfurt ansässige Shareholder Value AG verfolgt mit ihrem Anfang 2008 aufgelegten Aktienfonds ein ehrgeiziges Ziel: Sie möchte auf Dauer zweistellige Renditen erwirtschaften, ohne sich dabei dem Risiko eines größeren und permanenten Kapitalverlusts auszusetzen.

Vor diesem Hintergrund nutzt sie den von Shareholder-Value-Vorstand Frank Fischer gemanagten Fonds nicht nur für die angeschlossene Share Value Stiftung in Erfurt und die von Fischer und seiner Familie initiierte Stiftung Starke Lunge, sondern wendet sich auch ganz explizit an andere Stiftungen, die zumindest einen Teil ihres Vermögens in Aktien anlegen wollen.

Um sein Ziel zu erreichen, konzentriert sich Fischer auf günstig bewertete und eigentümergeführte Unternehmen in Europa, die in ihrem Geschäftsbereich über besondere Wettbewerbsvorteile verfügen. Darüber hinaus steuert er aktiv seine Aktienquote und kann seine Bestände in besonders turbulenten Marktphasen auch absichern.

Das kam Käufern des Fonds im Verlauf der 2011 an Stärke zunehmenden Euro-Krise zugute: Während viele deutsche und europäische Aktienfonds zwischen Juli und Oktober 2011 um 20 Prozent und mehr einbrachen, beschränkte der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen die Verluste auf wenige Prozentpunkte. „Hinzu kam, dass sich einige damals von uns gehaltene Titel gegen den Trend positiv entwickelt haben“, erinnert sich Fischer. In der FWW-Vergleichsgruppe Strategiefonds Aktien Market Timing Europa belegt der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen deshalb über fünf Jahre mit großem Vorsprung Rang 1.

Auch den Vergleich mit traditionell verwalteten europäischen Aktienfonds, die sowohl in große als auch in kleine Unternehmen investieren können, muss der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen über diesen Zeitraum nicht scheuen: Zwar schafften die besten Vertreter dieser FWW-Kategorie, der Comgest Growth Greater Europe Opportunities und der Jupiter European Growth, rund 10 Prozentpunkte mehr, der Durchschnitt der Kategorie kommt aber gerade einmal auf 55 Prozent. Der Euro Stoxx 50 stieg in diesem Zeitraum lediglich um 36 Prozent.

Wie bei einer ganzen Reihe anderer Fonds, die im Sommer 2011 gut durch die Euro-Krise kamen, fällt der Drei-Jahres-Vergleich um einiges weniger vorteilhaft aus – insbesondere gegenüber dem Index und klassischen Europa-Aktienfonds. Das liegt natürlich daran, dass der für die Outperformance verantwortliche Zeitraum inzwischen aus der Berechnung herausgefallen ist. Gleichwohl liegt der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen auch von September 2012 an gerechnet vor seiner Vergleichsgruppe – bedingt vor allem durch die bemerkenswerte Konstanz im August 2015.

„Da wir lieber zu früh als zu spät auf die Bremse treten, haben wir 2013 natürlich etwas an Boden verloren“, kommentiert Fischer diesen Zeitabschnitt. So lag die Cash-Quote damals in einigen Monaten teilweise recht nahe an der für einen Aktienfonds gesetzlich erlaubten Obergrenze von 49 Prozent.

Eine ausgeprägte Schwächephase durchlief der Fonds dann im Herbst 2014 – was Fischer heute noch ärgert: „Wir hatten zwar rechtzeitig die Aktienquote reduziert, aber zu früh in fundamental günstig aussehende Rohstoffaktien investiert. Zudem kamen innerhalb weniger Tage eine Reihe unserer Top-Positionen mit schlechten Nachrichten, von Metro über Software AG bis zu Hargreaves.“

Fischer traf sich dann mit den Vorständen der jeweiligen Gesellschaft, entschied, investiert zu bleiben – und erhöhte kurz darauf die Aktienquote wieder auf über 80 Prozent. Den Ende 2014 einsetzenden Aufschwung an den europäischen Aktienbörsen nahm er so nahezu ungeschmälert mit. Im Juli 2015 schließlich erhöhte er die Barreserve zeitweise wieder auf mehr als 40 Prozent – was den Kurseinbruch im August deutlich abmilderte.

„Ähnlich wie im Sommer 2011 kam auch dieses Mal gutes Stockpicking hinzu“, führt Fischer weiter aus und nennt als Beispiel den italienischen Kältetechnik-Spezialisten Delclima. Dort beflügelte ein Übernahmeangebot von Mitsubishi Electric genau zur richtigen Zeit den Kurs. Im jüngsten Zwölf-Monats-Vergleich belegt der Frankfurter Aktienfonds deshalb mit einem Zuwachs von 11,6 Prozent wiederum Rang 1 seiner Vergleichsgruppe.

2. Die aktuelle Positionierung

Traditionell übergewichtet im Vergleich zur Konkurrenz ist Fischer in Deutschland. Auch Unternehmen aus Österreich und der Schweiz nehmen in seinem Fonds einen breiten Raum ein. Eher zurückhaltend beurteilt er dagegen britische Aktien und vor allem Finanztitel: „Weder trauen wir den Bilanzen der Banken, noch verstehen wir sie richtig und in allen Einzelheiten.“ Rohstoffaktien beobachtet Fischer zwar aufmerksam, sieht aber von einigen Ausnahmen abgesehen noch keine Kaufkurse.

Auf Einzeltitelebene favorisiert der Shareholder-Value-Manager derzeit unter anderem die Aktie von Washtechttp://www.onvista.de/aktien/WASHTEC-AG-Aktie-DE0007507501: Der Augsburger Hersteller von Fahrzeugwaschanlagen hat jüngst ein Aktienrückkaufprogramm gestartet. Auch die Aktie des österreichischen Telekommunikations- und Verkehrstelematik-Konzerns Kapsch findet sich seit einiger Zeit im Portfolio. Ganz neu aufgenommen hat Fischer Gerry Weber, wo „derzeit wahrscheinlich außer der Familie Weber und uns keiner mehr Aktien des Unternehmens haben möchte“, spielt er auf jüngste Negativ-Schlagzeilen an.

Nach dem Übernahmeangebot von Mitsubishi Electric verkauft hat Fischer seine Beteiligung an Delclima, ebenso die Aktie des französischen Pharma-Unternehmens Stallergenes, das sich unter von ihm im Frühjahr heftig kritisierten Konditionen mit der US-Gesellschaft Greer Laboratories zusammengeschlossen hat. Auch der in den vergangenen Monaten enttäuschende dänische Anlagenbauer FL Smidth ist seit kurzem nicht mehr im Portfolio vertreten.

Auf Länder- und Branchenebene hat sich das Portfolio in den vergangenen Monaten kaum verändert – lediglich die Cash-Quote bleibt bis auf weiteres erhöht. Fischer: „Rund um den Globus hat sich der Sentix-Konjunkturindex ins Negative gedreht. Deshalb bleiben wir zunächst skeptisch, was die konjunkturelle Entwicklung anbelangt.“ Sollten sich in den kommenden Wochen bei dem einen oder anderen eigentümergeführten Unternehmen neue Gelegenheiten auftun, will er allerdings gezielt zukaufen.

3. Drei Fragen an Frank Fischer

DER FONDS: „Ich habe Schiss!“ bekannten Sie 2011 auf dem Höhepunkt der Euro-Krise in einem Logbuch auf Spiegel Online. Geht es Ihnen momentan ähnlich, oder ist die Situation heute trotz der jüngsten Korrekturen eine völlig andere?

Frank Fischer: Schiss wie damals habe ich heute nicht. Wir sind aber nach wie vor vorsichtig und haben unsere Aktienquote noch nicht erhöht, auch wenn es eine andere Situation als 2011 ist. Wir wissen heute, dass die Notenbanken alles Notwendige tun, um die Märkte zu stabilisieren – über die legalen Grenzen hinaus und rund um den Globus. Das dies langfristig nicht gut gehen kann, steht auf einem anderen Blatt.

In welchen Ländern und Branchen finden Sie derzeit die aussichtsreichsten Werte, und welche Titel fassen Sie derzeit auf gar keinen Fall an?

Interessante Titel finden wir immer wieder, in vielen Ländern und Branchen, wie jüngst Gerry Weber. Auch in China werden einige Titel wieder interessant, zum Beispiel Baidu. Rohstoffe scheinen inzwischen ebenfalls einen Boden gefunden zu haben. Worum wir einen Bogen machen sind überbewertete Wachstumsaktien, deren Aufwärtstrend rein auf Spekulation beruht. Und Aktien aus Regionen wie Russland, wo wir als Aktionäre keine Rechtssicherheit haben.

Wie passt ein Titel wie Google in Ihr Portfolio, in dem Sie ansonsten einen Schwerpunkt auf Europa setzen und dort vor allem bei eher kleineren Unternehmen?

Google ist zwar kein europäischer Nebenwert, aber ansonsten eine Aktie, die alle unsere Kriterien erfüllt. In erster Linie sind hier die Gründer mit ihrer Management-Exzellenz zu erwähnen. Sie halten zwar nur 11 Prozent der Aktien, verfügen aber über 52 Prozent der Stimmrechte. Und angesichts seiner überlegenen Suchmaschinen-Technologie, hohen Wechselhemmnissen und einem positiven Skaleneffekt besitzt Google einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil. Zwar ist das PC-Geschäft rückläufig. Dies wird jedoch durch Youtube, den globalen Trend zu mobilen Endgeräten und Android mehr als kompensiert. So können Sie in China bereits online bestellen und bekommen die Ware innerhalb von drei Stunden geliefert. Davon profitiert neben Google auch Baidu, die chinesische Antwort auf Amazon.

Von: Egon Wachtendorf

Quelle: DAS INVESTMENT.

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