Lange verschmäht, nun gehypt. Warum nur werden Schwellenländeranleihen ganz anders behandelt als unsere geliebten Bundesschatzbriefe.
Die Rendite kann sich sehen lassen und die Schwankung ist auch in Ordnung. Vorausgesetzt man hat etwas Zeit ein tolles Investment mit hoher Streuung.
Wo er Potenzial sieht und wovon er lieber die Finger lässt, erklärt Simon Lue-Fong, der Manager der FondsEmpfehlung Pictet Pictet Emerging Local Currency Debt P-Eur WKN A0ML2E in den Verwaltungsstrategien SJB Liquidität Int und SJB Substanz.
Marktbericht
Der Index verbuchte im 1. Quartal auf USD-Basis ein Plus von 6,5% und erholte sich somit vollständig von seinem Rückgang während des „Trump-Tantrums“ Ende letzten Jahres. Seitwärts bis niedriger tendierende US-Treasury-Renditen und ein schwächerer Dollar boten Unterstützung.
Hinzu kamen stabile Schwellenländerdaten, die allerdings eine leichte Abschwächung der positiven Dynamik zeigten. Brasilien legte 9,7% zu, nachdem Moody’s den Ausblick des Länderratings auf „stabil“ angehoben hatte und die Zinsen im Quartalsverlauf um 150 Bp gesenkt wurden. Die Arbeitslosenquote stieg jedoch auf 13%. Kolumbien verbuchte ein Plus von 8%. Fitch hatte den Ausblick des Länderratings von „negativ“ auf „stabil“ gesetzt, und die Zinsen wurden um 50 Bp gesenkt, weil die Inflation aufgrund des schwachen Wachstums gesunken war.
Mexiko zog 13,6% an und machte den Einbruch des letzten Jahres teilweise wieder wett. Angesichts der weiter steigenden Inflation erhöhte die mexikanische Zentralbank den Leitzins um 75 Bp. Südafrika verbuchte ein Minus von 4,3%, nachdem der Präsident einen neuen Finanzminister ernannt hatte, wodurch Sorgen um das Bonitätsrating des Landes aufkamen. Polen verbesserte sich um 7%, und Ungarn gewann 1,6% hinzu. In Ungarn ergriff die Zentralbank unkonventionelle Lockerungsmassnahmen. Die Türkei gab 0,7% nach, denn die Inflation stieg auf 10,1%.
In China zeigten die Monatsdaten einen Rückgang des Verbraucherpreisindex auf 0,8% gegenüber dem Vorjahr. Indonesien stieg 7,7%. Grund waren das anhaltend solide Wachstum und die unveränderten Zinsen. Malaysia verzeichnete einen Zugewinn von 2,8%. Trotz anziehender Teuerung dürften die Leitzinsen des Landes konstant gehalten werden, weil das Wachstum nach wie vor schwach ist.
Performanceanalyse
Das Portfolio blieb im Quartal zurück, vornehmlich aufgrund der Untergewichtung von Schwellenländerwährungen. Die aktiven Positionen an den lokalen Zinsmärkten wirkten sich hingegen weitgehend neutral auf die Performance aus. Angesichts höherer US-Treasury-Renditen und des Bestrebens der Schwellenländer, ihre Währungen wettbewerbsfähig zu halten, gingen wir
davon aus, dass der US-Dollar stark bleiben würde.
Doch ein schwächerer Dollar und seitwärts tendierende Treasury-Renditen boten dem Markt Unterstützung. Die Untergewichtung beim mexikanischen Peso wirkte sich positiv aus, denn die Währung gab im Januar nach. Neben der Unsicherheit über die Handelspolitik des neuen US-Präsidenten bereitete uns die Abschwächung des mexikanischen Wachstums und Fertigungssektors, die unter der fiskalpolitischen Straffung leiden werden,nach wie vor Sorgen.
Die Anhebung des brasilianischen Real von unter- auf übergewichtet zu Beginn des Berichtszeitraums erfolgte zu einem ungünstigen Zeitpunkt und schmälerte die Performance. Gleiches gilt für den Zeitpunkt der Umstellung der Untergewichtung
des chilenischen Peso auf Übergewichtung im März. Die Untergewichtung des südafrikanischen Rand und des lokalen Zinsmarkts zu Quartalsbeginn war ebenfalls abträglich. Nachteilig waren auch die Untergewichtung des malaysischen Ringgit sowie die Übergewichtung des philippinischen Peso im Januar. Die geringfügige Übergewichtung des thailändischen Zinsmarkts schlug leicht positiv zu Buche, denn aufgrund der anhaltend lockeren Geldpolitik sanken die Renditen.
Portfolio-Aktivität – Über- und Untergewichtungen
Wir begannen, die Anlageklasse positiver zu beurteilten, und gingen gegen Ende des Quartals von einer Unter- zu einer leichten Übergewichtung von Währungen über. Auch die Untergewichtung der lokalen Zinsmärkte stellten wir auf eine annähernd neutrale Gewichtung um. Den brasilianischen Real hoben wir von unter- auf übergewichtet an.
Obwohl wir die Währung auf lange Sicht nicht positiv einschätzen, erkennen wir eine allgemeine Verbesserung der Daten und erwarten, dass das Land die Rezession dieses Jahr hinter sich lässt. Im Gegenzug wurde der mexikanische Peso untergewichtet, weil das Wachstum unseres Erachtens bis 2018 von 2,4% auf rund 1,5% sinken dürfte. Die Inflation, die fiskalische Straffung und die lahmende Fertigungsindustrie sind nach wie vor Belastungsfaktoren.
Den chilenischen Peso setzten wir von unter- auf übergewichtet, weil sich der Zinserhöhungszyklus dem Ende nähert. Beim
südafrikanischen Rand und Zinsmarkt Südafrikas gingen wir zu einer neutralen Position über. Die Untergewichtung des türkischen Zinsmarkts wurde aufgrund des hohen Auslandskapitalbedarfs und des negativen wirtschaftlichen und politischen Umfelds aufrechterhalten. Beendet wurde hingegen die Untergewichtung des russischen Rubel. In Asien behielten wir eine leichte Untergewichtung des malaysischen Ringgit bei und blieben beim thailändischen Zinsmarkt wegen der anhaltend lockeren bzw. unveränderten Geldpolitik übergewichtet.
Marktaussichten
An den Schwellenmärkten herrschte zuletzt ein „Goldlöckchen“-Umfeld mit weder zu starken noch zu schwachen Daten und Konjunkturindikatoren. Unterstützend wirkte vor allem, dass sich die Märkte von den meisten Negativschlagzeilen der letzten Jahre aus Ländern wie Brasilien, Türkei, Südafrika, Malaysia und China erholen konnten.
Jetzt wird die Frage diskutiert, ob dies nun die grosse Trendwende ist, nachdem die Wachstumsraten und Exporte der Schwellenländer jahrelang gefallen sind. Die US-Treasury-Renditen dürften sich zwar in einer Spanne entwickeln, allerdings könnten im Zusammenspiel mit einem stärkeren US-Dollar und möglichen protektionistischen Bestrebungen weitere Zinserhöhungen eingepreist werden. In den Schwellenländern haben sich die meisten Konjunkturdaten stabilisiert oder verbessert, wobei wohl schwächere Währungen und niedrigere Zinsen hilfreich waren, während die Fortschritte bei Strukturreformen – eine wesentliche Voraussetzung für nachhaltiges Wachstum – noch lückenhaft sind. Einzelne Länder verzeichneten zuletzt schwächere Daten.
Zu nennen sind etwa die steigende Arbeitslosenquote in Brasilien, der nachgebende Fertigungssektor in Mexiko sowie das
schwächere Wachstum bei gleichzeitig anziehender Inflation in Südafrika und der Türkei. Allerdings sind die langfristigen Aussichten im Vergleich zu anderen festverzinslichen Anlageklassen nach wie vor attraktiv, weil sich hier die Möglichkeit bietet, bei tendenziell unterbewerteten Währungen in Staatsanleihen mit Investment-Grade-Rating und einer Rendite von 6,6% zu investieren.
Portfoliostrategie
Taktisch sind wir vorsichtig optimistisch hinsichtlich des kurzfristigen Umfelds für Schwellenländerwährungen und halten nach Übergewichtungsmöglichkeiten Ausschau – auch wenn 2017 unseres Erachtens nicht die grosse Wende bringt. Interessante Kandidaten sind Währungen von Märkten, die vergleichsweise immun gegen protektionistische Bestrebungen sind, attraktive Zinsdifferenzen, sich bessernde Konjunkturdaten (samt Leistungsbilanz), ein stabiles politisches Umfeld und einen relativ niedrigen Anteil ausländischer Anleger aufweisen.
Dazu gehören zum Beispiel der philippinische Peso und der brasilianische Real. Mit Blick auf die lokalen Zinsmärkte schätzen wir Asien wie bisher konstruktiv ein. In den asiatischen Länder sind die Zentralbanken entweder in Wartestellung oder verfolgen eine lockere Geldpolitik, wie zum Beispiel in Thailand, wo die Nachfrage seitens lokaler Anleger ebenfalls Unterstützung bietet.
Umgekehrt verzeichnen Südafrika und die Türkei problematische Inflationsraten und haben restriktive Zentralbanken.
In Verbindung mit ihrer starken Abhängigkeit von externer Finanzierung und ihrem überdurchschnittlich hohen Anteil ausländischer Anleger reagieren diese Länder anfällig auf einen starken US-Dollar und steigende US-Treasury-Renditen. An den Zinsmärkten Osteuropas werden wir unsere neutrale Position vermutlich beibehalten, denn die Renditen sind äußerst niedrig und die generell lockere Geldpolitik neigt sich dem Ende entgegen.