Pressemitteilung Allianz Global Investors: „Korrektur oder Zinswende?”

teaser_pm-allianz_300_200 Allianz | Frankfurt, 15.05.2015.

Die Suche nach „Bodenhaftung“ (siehe letzte FridayMail) an den Finanzmärkten hielt auch in der abgelaufenen Handelswoche an. Während sich die Lage am Euro-Rentenmarkt nach dem jüngsten Ausverkauf etwas beruhigte, lieferte die erneute Zinssenkung der chinesischen Notenbank kaum einen positiven Impuls für die Börsen – bestätigt sie doch die verhaltene Wirtschaftsaktivität und Preisentwicklung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.

„Temporäre Korrektur oder nachhaltiger Renditeanstieg?“, diese Frage dürfte sich in Anbetracht der Bewegungen an den Anleihemärkten derzeit so mancher Investor auf beiden Seiten des Atlantiks stellen.

? Nach sieben Jahren Nullzinspolitik steht in den USA die geldpolitische Wende bevor. Im historischen Durchschnitt begann der Renditeanstieg von US-Treasuries drei bis sechs Monate vor der ersten Zinserhöhung der Fed (siehe Grafik der Woche). Gleichzeitig bleibt angesichts der von der US-Notenbank betonten Abhängigkeit von Datenveröffentlichungen aber eine Rest-Unsicherheit im Hinblick auf das Timing der Leitzinswende bestehen. So deutet etwa der Employment Cost Index auf emporkommenden Lohndruck hin, während sich der von der Fed erhobene Arbeitsmarktindikator im April zum zweiten Mal in Folge eintrübte.

? Anders verhält es sich im Euroraum, wo Renditetreiber wie Konjunkturoptimismus (steigende Realrenditen!) und sich stabilisierende Inflationserwartungen auf der einen Seite einem Nachfrageüberhang im Umfeld des Ankaufprogramms für öffentliche Anleihen (PSPP) der Europäischen Zentralbank (EZB) auf der anderen Seite gegenüberstehen. Das Volumen an Euro-Staatsanleihen auf der Bilanz des Eurosystems wächst stetig, per 8. Mai belief es sich auf knapp 109 Mrd. EUR.

Sorgen um eine Verknappung des erwerbbaren Staatsanleiheuniver-sums oberhalb des EZB-Einlagesatzes scheinen angesichts des jüngsten Renditeanstiegs zwar vorübergehend abgeklungen zu sein. Am Repo-Markt spiegelt sich das wachsende Missverhältnis von geringem Angebot und hoher Nachfrage nach hochwertigen Sicherheiten wie z.B. Bundesanleihen jedoch nach wie vor wider. So rutschten die Repo-Zinssätze zuletzt sogar noch tiefer in den negativen Bereich. Diese Knappheitstendenzen könnten im Euroraum weitere Renditeanstiege am Kassa-Staatsanleihemarkt dämpfen.

Gemischte Signale sendet auch die politische Gemengelage in Europa:

? Zwar beschert der Wahlerfolg der Konservativen den Briten stabilere Verhältnisse als erwartet. „Nach der Wahl ist vor dem Referendum“ lautet jedoch das Motto. Denn David Cameron könnte das ursprünglich für Ende 2017 anvisierte EU-Referendum auf das Jahr 2016 vorziehen. Bis dahin will er Reformen auf EU-Ebene anstoßen.

? Bei den Verhandlungen zwischen der Brüsseler Gruppe und Athen über eine Reformliste gab es derweil trotz verbesserter Gesprächsatmosphäre erneut keinen Durchbruch. Griechenland läuft immer mehr Gefahr, „aus Versehen“ in einen Zahlungsausfall zu rutschen. Dahingestellt sei, ob die fristgerechte Überweisung von 756 Mio. EUR primär aus den griechischen Kapitaleinlagen beim IWF an den IWF für Erleichterung sorgt.
Angesichts dieser Vielzahl an Unsicherheiten werden die Märkte weiterhin nach Orientierung suchen – Schwankungen inbegriffen. Nur gut, dass in der kommenden Woche geldpolitische Ereignisse und Konjunkturindikatoren an der Kompassnadel drehen.

Gleich drei der G4-Notenbanken lassen sich in die geldpolitischen Karten schauen: Die Bank of England (Mi), die Fed (Mi) und die EZB (Do) veröffentlichen ihre Sitzungsprotokolle. Am Freitag richtet sich das Augenmerk auf Sitzung des geldpolitischen Rats der Bank of Japan, in deren Vorfeld die erste Schätzung für das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal (Mi) veröffentlicht wird. Die japanischen Notenbanker hatten kürzlich ihr Inflationsziel auf der Zeitachse nach hinten verschoben und damit Spielraum für eine noch expansivere Geldpolitik geöffnet.

Hinweise auf das Wachstum der Weltwirtschaft im zweiten Quartal werden die ersten Schätzungen der Einkaufsmanagerindizes für China, die USA und die Eurozone (Do) sowie der deutsche ifo-Index (Fr) geben. Von besonderem Interesse sollte dabei die Stimmung der chinesischen Einkaufsmanager für das verarbeitende Gewerbe sein – sie dürfte wenig Hoffnung auf eine kurzfristige Wachstumsbeschleunigung machen – und ob sich diese Entwicklung im ifo niederschlägt. Im April hatte die merklich günstigere Einschätzung der aktuellen Lage, und weniger die Erwartungen, zu einem aufgehellten Geschäftsklima beigetragen.

In Summe sollten die Frühindikatoren für den Euroraum, darunter das Konsumentenvertrauen (Do), jedoch untermauern, dass der Konjunkturaufschwung auch im zweiten Quartal anhält – bei deutlicher Differenzierung zwischen den Mitgliedsländern.

In den USA werden Baubeginne und Baugenehmigungen für April (Di) sowie der Philly Fed Index (Do) im Fokus der Börsianer stehen – Kernfrage ist, ob nach dem schwachen Jahresauftakt eine zyklische Erholung folgt.

Den richtigen Kompass wünscht Ihnen

Ann-Katrin Petersen
Assistant Vice President, Global Capital Markets & Thematic Research

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