Erste spürbare Folgen des Brexit-Referendums: Diverse britische Immobilienfonds schließen, weil die Investoren ihr Geld zurück wollen. Die finanzielle Stabilität ist bedroht.
Die Befürchtung, dass diverse Unternehmen ihre Dependance in London für eine andere europäische Finanzmetropole wie etwa Frankfurt aufgeben könnten, schwebt schon seit Wochen wie ein Damoklesschwert über der Stadt und dem Büromarkt. Jetzt zeigen sich die ersten Folgen des Brexits.
Zu Beginn dieser Woche hat ein 3,9 Milliarden US-Dollar schwerer Immobilienfonds vom Versicherer Standard Life Investments die Rücknahme von Anteilen ausgesetzt. Es gab zu viele Investoren, die ihr Geld nach dem Referendum abziehen wollten, hieß es. Die Aktien von Standard Life fielen um 4,5 Prozent auf 273,30 Pence.
Dienstag folgte der zweite Versicherer Aviva mit seinem 1,8 Milliarden Pfund schweren Fonds Aviva Investors Property Trust. Der Kurs von Aviva fiel nach der Handelsaussetzung auf das Tagestief von 378,90 Pence. Das Unternehmen begründete den Schritt mit den „außergewöhnlichen Marktumständen”, die die gesamte Industrie belasteten und bei dem Fonds zu einem Mangel an „unmittelbarer Liquidität” geführt hätten.
Jetzt hat die Investmentgesellschaft M&G ähnlich reagiert und ebenfalls den Handel mit Anteilen seines M&G Property Portfolio Fonds ausgesetzt. Damit wurden 4,4 Milliarden Pfund eingefroren. Das Tochterunternehmen des Versicherers Prudential ließ verlauten, dass die Anleger aufgrund der hohen Unsicherheit in der britischen Gewerbeimmobilien-Branche verstärkt Fondsanteile zurückgegeben hätten. Um die Interessen der Anteilseigner am besten schützen zu können, habe man den Fonds vorübergehend vom Handel ausgesetzt.
Der M&G-Fonds bringt es gemeinsam mit den Fonds von Standard Life und Aviva auf ein Volumen von insgesamt etwa 9 Milliarden Pfund. Damit ist ein Viertel des Gesamtmarktes eingefroren. Und es wird befürchtet, dass das noch lange nicht alles ist: „Die Dominosteine auf dem britischen Markt für gewerbliche Immobilien beginnen umzufallen”, so Laith Khalaf, Analyst von der britischen Fondsgesellschaft Hargreaves Lansdown gegenüber der Nachrichtenagentur dpa-AFX.
Die Barmittel vieler britischer Immobilienfonds sind in den vergangenen Monaten knapp geworden, da viele Anleger ihre Anteile zurückgeben. Das Problem ist, dass die den Fonds zugrunde liegenden Werte nicht schnell liquidiert werden können, um Anteilseigner abzufinden. Der Verkauf von Immobilien braucht seine Zeit und die Cash-Bestände vieler Fonds wurden durch das Referendum bereits erheblich strapaziert.
Quelle: Die Immobilie