SJB | Korschenbroich, 29.12.2014. Man könnte ihn einen Spielverderber nennen, denn Gregor Taraszow aus dem Hause Bantleon warnt davor, die Gefahren am Markt für Hochzinsanleihen zu unterschätzen. Welche er konkret meint, erklärt der Portfoliomanager und Analyst für Hochzinsanleihen im Interview.
DAS INVESTMENT.com: Alle Welt erfreut sich an den Renditen von Hochzinsanleihen. Warum nicht auch Sie?
Gregor Taraszow: Eigentlich bin ich ein Freund von Hochzinsanleihen, und ich glaube auch, dass der Markt mindestens bis Ende des Jahres stabil bleiben wird. Anleger suchen Rendite und kaufen entsprechend. Aber ich warne davor, das Liquiditätsrisiko zu unterschätzen.
Anleihen werden so oder so am Ende zurückgezahlt.
Es geht darum, was während der Laufzeit passieren kann. Die Liquidität kann den Preis einer Anleihe enorm beeinflussen. Wenn Anleger verstärkt aus High-Yield-Fonds aussteigen wollen, müssen die Fondsmanager Anleihen verkaufen, was zu temporären Marktverwerfungen führen kann.
Warum?
Vor der Finanzkrise sind meistens Banken als Intermediäre aufgetreten. Sie haben Anleihen übernommen und später weiterverkauft und damit den Markt liquide gehalten. Das können sie heute kaum noch, da sie ihre Bestände wegen der verschärften Regulierung um Basel III um 50 bis 70 Prozent abgebaut haben.
Wer soll denn dann die Anleihen kaufen?
Zunächst gibt es keinen Umsatz, weil ja kein Käufer da ist. Die Preise fallen, und die Spanne für Anund Verkauf dehnt sich aus. Wenn die Kurse tief genug liegen, treten Hedgefonds und Distressed-Manager auf den Plan und greifen günstig zu.
Zentralbanken haben seit 2008 die Finanzmärkte mit Geld geflutet. Damals haben Anleger Anleihen verkauft, weil sie Kredite abzahlen mussten. Das dürfte heute nicht mehr so stark ausgeprägt sein.
Das sehe ich auch so, deshalb ist es vielleicht kein Zwang, der zum Ausverkauf führt.
Sondern?
Ein Drang. Anleger sitzen auf Hochzinsanleihen mit Renditen von 3 bis 5 Prozent und stattlichen Kurszuschreibungen. Wenn die Zinsen für risikofreie Anlagen einmal steigen, werden sie sich fragen: „Wo ist eigentlich das High in meinem High Yield?“ Dann beginnen sie zu verkaufen und reißen andere Anleger mit. Man hat das in diesem Jahr im Juli und August gesehen, als es einen Ausverkauf gab. Und bis Mitte Oktober kam es wegen schlechter Konjunkturdaten erneut zu deutlichen Kursverlusten.
Hochzinsindizes sind um nicht einmal 2 Prozent gefallen. Das nennen Sie einen Ausverkauf?
Es war tatsächlich nicht viel, weil sich der Markt nach wenigen Tagen wieder gefangen hat. Aber in manchen Marktsegmenten gab es schon keine Kurse mehr. Wenn die Kurse um 4 Prozent oder mehr gefallen wären, hätte die Sache wirklich anders ausgesehen. Zudem sind die 2 Prozent nur ein Durchschnitt aller Rating-Klassen. CCC-Papiere haben über 8 Prozent verloren.
Was sollen wir nun tun?
Mit Blick auf die zum Jahresende wieder anziehende Konjunktur in der Eurozone kann man Marktverzerrungen nutzen, um vereinzelte Positionen in High Yields auszubauen. Aber man sollte nicht sein ganzes Vermögen dort anlegen, das ist zu gefährlich.
Von: Ansgar Neisius
Quelle: DAS INVESTMENT.