Das Investment: Flossbach-von-Storch-Experte: „Die EU gleicht derzeit einer WG“

sjb_werbung_das_investment_300_200Was die EU derzeit mit einer Studenten-WG gemein hat und was passiert, wenn sich Deutschland ein Beispiel an seinen Nachbarländern nehmen würde, erklärt Stephan Fritz, Produktspezialist Multi Asset bei der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch.

Wie geht es weiter mit Deutschland und der EU? Auf der Branchenmesse DKMliefert Stephan Fritz, Produktspezialist Multi Asset bei der Kölner Vermögensverwaltung Flossbach von Storch, eine recht ernüchternde Antwort auf diese Frage. Zuletzt hätten gerade einmal rund 3,5 Millionen Belgier in der Wallonischen Region das Freihandelsabkommen mit Kanada (Ceta) blockiert. Das sagt laut dem Finanzexperten viel über die Handlungsfähigkeit der EU aus. „Was passiert, wenn wir in der EU ein richtiges Problem haben?“, fragt er.

Die EU gleiche derzeit einer Studenten-WG, so Fritz weiter. Der eine sei verantwortungsbewusst, mache den Abwasch und komme für sämtliche Mietkosten auf, während die anderen ständig Partys feiern und Spaß haben würden. Unschwer zu erraten, dass mit dem verantwortungsvollen Mitbewohner Deutschland beziehungsweise der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble gemeint ist.

“Was passiert, wenn auch der WG-Trottel Party machen würde?”
„Und was passiert, wenn auch der WG-Trottel Party machen würde?“ fragt Fritz und entwirft ein Zukunftsszenario, bei dem sich die Fiskal- und die Geldpolitik die Hände reichen würden. Dieses Szenario sieht Finanzrepression und den Einsatz von Helikoptergeld vor. Das reale Wirtschaftswachstum in der Eurozone liegt bei 3,5 Prozent. Hinzu kommt die auf 3,5 Prozent gestiegene Inflationsrate. Damit steigt das Nominalwachstum auf 7 Prozent.

Der EZB-Leitzins steigt auf 1 Prozent; die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen kratzt an der offiziellen EZB-Obergrenze von 2,5 Prozent. Staatsanleihen in den Notenbankbilanzen machen das höhere Zinsniveau für die Staatshaushalte erträglich. Die Finanzrepression führt zu einem negativen Realzins, dadurch können private Schuldner die steigenden Zinsen besser verkraften.

Gefahr einer Hyperinflation und eines Zusammenbruchs der Wirtschaft
Durch steigende Steuereinnahmen und eine niedrige Zinsenlast bleiben Haushaltsdefizite unter 3 Prozent. Dank geringem Defizit und dem starken Nominalwachstum sinkt die Staatsschuldenquote. Das Finanzsystem stabilisiert sich, Aktienmärkte und Gold steigen massiv.

Bei diesem Szenario bestehe allerdings die Gefahr, dass die Inflation außer Kontrolle gerät, sagt Fritz. Bei Helikoptergeld bestehe zudem die Gefahr, dass die Wirtschaft kollabiert, sobald ihr das zusätzliche Geld wieder entzogen wird.

„Nutzen Sie Prognosen nur, um sich darüber lustig zu machen”
Als eine Prognose will Fritz sein Szenario aber nicht verstanden wissen. Denn von Prognosen hält der Flossbach-von-Storch-Experte grundsätzlich nicht viel. So berichtet er von einer großen US-Investmentbank, die vor einigen Wochen eine Prognose zum Ausgang der US-Präsidentschaftswahl erstellte und Hillary Clinton eine 72-prozentige Sieg-Wahrscheinlichkeit prophezeite. In einem Schreiben forderte diese Bank Vermögensverwaltungen, darunter auch Flossbach von Storch auf, anhand dieser Prognose ihre Investmentstrategie anzupassen.

Für Fritz hört sich das wenig seriös an, da könne man seine Anlagestrategie auch gleich an Empfehlungen aus einem Zeitungshoroskop anpassen, sagt er. „Nutzen Sie Prognosen bitte nur, um sich darüber lustig zu machen, aber nicht für Ihre Investment-Entscheidungen“.

Quelle: Das Investment

Siehe auch

Handelsblatt: US-Renditen nähern sich früheren Stresslevels

Turbulenzen am wichtigsten Kapitalmarkt der Welt lassen die Renditen zehnjähriger US-Bonds gefährlich steigen. Das hat auch Folgen für die Aktienbörsen. Es war kein guter Tag für die internationale Investorengemeinde. Am Donnerstag hatten sich die Anleger eigentlich auf gute Zahlen zum US-Wirtschaftswachstum eingestellt – es kam anders. Und als dann auch noch wichtige Daten zur Inflation …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert