Das Investment: „Ich sehe keine große Gefahr für deutsche offene Immobilienfonds“

sjb_werbung_das_investment_300_200Als Konsequenz des Brexit-Referendums sind mehrere britische Immobilienfonds in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Auch einige deutsche offene Immobilienfonds investieren in britische Wohn-, Büro- oder Handelsgebäude. Warum trotzdem keine Gefahr für deutsche Produkte besteht, erklärt Marcus Lemli vom Immobilienspezialisten Savills.

DAS INVESTMENT.com: In welchem Umfang werden deutsche offene Immobilienfonds und/oder Immobilien-Spezialfonds ihre UK-Immobilien Ihrer Meinung nach abwerten müssen?

Marcus Lemli: Derzeit erwarten wir, dass Preise für Büro-Immobilien in London über einen Anstieg der Anfangsrenditen in einzelnen Fällen sinken werden, insbesondere, wenn der Verkäufer Verkaufsdruck verspürt. Inwieweit dies auf die Bewertungen der Immobilien der offenen Fonds einen Einfluss haben wird, ist dann im Einzelfall zu prüfen.

Wie begründen Sie Ihre Prognose?

Lemli: Derzeit blicken Investoren mit Vorsicht auf den Standort London. Die Unsicherheit über die Konsequenzen, die die Entscheidung zum Austritt Großbritanniens sind derzeit noch unklar. Diese Zurückhaltung bei Käufern führt dazu, dass Verkäufer, die aktuell verkaufen wollen, in einzelnen Fällen einen Risikoabschlag akzeptieren müssen.

Wann würde eine solche Abwertung stattfinden und sich in den Fondspreisen widerspiegeln?

Lemli: Eine mögliche Anpassung der Werte würde zum nächsten Bewertungsstichtag der entsprechenden Immobilie stattfinden.

Inwiefern könnte eine Abwertung des britischen Pfunds zu sinkenden Anteilswerten bei deutschen OIFs und/oder Immobilien-Spezialfonds führen?

Lemli: In der Regel sind die Immobilieninvestments währungsgesichert. Wenn das der Fall ist, hätte die Abwertung des Pfund keine Auswirkung.

In welchen Umfängen haben sich deutsche OIFs und/oder Immobilien-Spezialfonds gegen Währungsschwankungen abgesichert?

Lemli: Meines Wissens sind alle großen deutschen Fonds/Fondsgesellschaften gegen Wechselkursschwankungen abgesichert. Dies drückt zwar ein wenig auf die Rendite, bewahrt die Anleger aber vor deutlich größeren potentiellen Verlusten durch eine Abwertung des Pfund.

Inwieweit könnten Abwertungen in den Portfolios deutscher OIFs und/oder Immobilien-Spezialfonds willkommene Kaufgelegenheiten für interessierte Anleger bieten?

Lemli: OIFs sind meiner Meinung nach Investments, die in der Regel einen langfristigen Zeithorizont haben und eignen sich sicherlich nur bedingt für trading orientierte Investment.

In Großbritannien haben eine Reihe von Immobilienfonds den Handel mit Anteilen eingestellt, weil die Anteilsverkäufe nach dem Brexit-Referendum stark angestiegen waren. Sehen Sie ein realistisches Szenario, dass diese Entwicklung auf deutsche OIFs und/oder Immobilien-Spezialfonds überschwappen könnte?

Lemli: Da der Anteil britischer Immobilien in deutschen OIFs und/oder Immobilien-Spezialfonds im Durchschnitt bei 15 Prozent liegt und die Fonds in der Regel gut diversifiziert sind, sehe ich hier aktuell keine große Gefahr.

Wie gut sind deutsche OIFs und/oder Immobilien-Spezialfonds mittlerweile tatsächlich gegen eine vermehrte Anteilsrückgabe seitens der Anleger gewappnet?

Lemli: Der Gesetzgeber hat nach der letzten Krise mit einer Mindesthaltedauer von zwei Jahren und einer Rückgabeankündigungsfrist von einem Jahr für neue Rahmenbedingungen gesorgt. Den Härtetest haben diese neue Regelungen jedoch noch nicht absolviert. Meiner Meinung nach wird es im aktuellen Umfeld von niedrigen Zinsen und wenigen Anlagealternativen, nicht zu einer vermehrten Rückgabe von Fondsanteilen kommen. Immobilien bieten nämlich auch nach dem Brexit-Votum noch eine im Vergleich zu anderen Assetklassen attraktive Rendite.

Von: Christian Hilmes

Quelle: Das Investment

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