Der in den beiden Verwaltungs-Strategien SJB Substanz und SJB Stars enthaltene ECP Flagship – European Value Fund A (WKN A14YQK, ISIN LU1169207518) entwickelte sich im ersten Quartal 2019 sehr erfreulich und generierte eine positive Wertentwicklung von +9,33 Prozent in Euro. Marktstratege Léon Kirch verfolgt in dem europäischen Aktienfonds eine streng an Value-Kriterien ausgerichtete, langfristig orientierte Investmentstrategie. Erfahren Sie in Kirchs FondsManager-Bericht, wie die ECP-Strategie auf die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen der letzten Monate reagierte. Der jüngste Quartalsbericht (Teil 3) nennt alle Details über die Positionierung des Portfolios und die dort vorgenommenen Veränderungen und schließt mit einem Fazit zu den Auswirkungen für die künftige FondsEntwicklung.
Positionierung des Portfolios
Für uns sollte bei Value Investments der Kapitalerhalt im Mittelpunkt stehen. Wenn wir eine unterbewertete Anlage erwerben, die hohe Cashflows erzielt, ist dies für uns im zeitlichen Verlauf ein rentables Investment, unabhängig von der Volatilität an den Aktienmärkten. Dieses Prinzip – die Nutzung der Ertragskraft unterbewerteter Unternehmen – haben wir in den letzten 17 Jahren in unserer Anlagephilosophie umgesetzt. Es hat sich definitiv bewährt und wird uns auch künftig bei der Verwaltung unserer Kundenportfolios leiten.
Mr. Market sieht das kurzfristig möglicherweise anders und die Unternehmen, die wir im Portfolio halten, stehen unter Umständen bisweilen nicht in der Gunst der Investoren. Aber die Kombination aus niedrigen Bewertungen und Cash generierenden Unternehmen mit soliden Marktpositionen wird sich mit der Zeit in den Aktienkursen widerspiegeln, wie die Erfahrung zeigt.
Für uns als langfristig orientierte Investoren war 2018 ein schmerzhaftes Jahr. Trotz der Erholung seit Jahresbeginn müssen wir die Verluste, die unsere Strategie im letzten Jahr erlitten hat, noch verkraften. Die niedrigen Bewertungen haben uns nicht vor fallenden Aktienkursen geschützt, vor allem im vierten Quartal 2018. Da nervöse Investoren ihr Kapital panikartig vom europäischen Aktienmarkt abzogen, standen die Unternehmen in unserem Portfolio unabhängig von ihren Fundamentaldaten unter Verkaufsdruck. Dies galt vor allem für das Small- und MidCap-Segment des Marktes, das über 60% des Portfolios ausmacht.
Wir wissen, dass der Tageskurs unserer Investments nur ein Kurs ist. Sehr optimistische und sehr pessimistische Spekulanten können diesen Kurs an einem Tag stark beeinflussen. So kann es vorkommen, dass der Kurs eines börsennotierten Unternehmens deutlich über oder unter unserer fundierten Schätzung seines Fair Value liegt. Derartige Reaktionen sind für uns immer wieder schwer nachvollziehbar, aber wir weichen auch in turbulenten Zeiten keinen Deut von unserer Anlagephilosophie ab.
In Phasen optimistischer Anlegerstimmung verkauften wir mehrere Unternehmen im Portfolio. So senkten wir unsere Exposure im Automobilsektor, der am Aktienmarkt derzeit unter größtmöglichem Druck steht. Wir reinvestierten den Erlös mit Bedacht in konservativere Geschäftsmodelle, die Mr. Market bis noch vor kurzem als „altmodisch“ verschmäht hatte. Uns bot sich ein günstiger Einstiegszeitpunkt in Unternehmen wie ISS, G4S, Jeronimo Martins und Shire (letzteres Unternehmen wurde nur wenige Tage nach unserer Investition übernommen).
Eine rationale Vorgehensweise und konsequente Analyse des inneren Werts eines Unternehmens sind die beiden Säulen unseres Investmentprozesses. Wenn man in Unternehmen investiert, die gerade mal wieder nicht in Mode sind, muss man sich gegen den Strom stemmen. Meistens stocken wir eine Position bei Kursschwächen auf. Deshalb haben wir stets die Meinung vertreten, dass Volatilität für einen langfristig orientierten Anleger letztendlich gut ist. Mit dieser Strategie haben wir in den letzten 20 Jahren stets hohe langfristige Renditen erzielt. Allerdings droht einem Contrarian-Investor, der sich gegen den Trend stemmt, immer auch die Gefahr, als Dummkopf belächelt zu werden – und dies kann geraume Zeit so bleiben. Damit müssen wir aber leben. Durch das geänderte Marktumfeld, so schmerzhaft es für uns kurzfristig auch sein mag, ergeben sich Anlagemöglichkeiten. Wir sind davon überzeugt, dass viele Kinder mit dem Bade ausgeschüttet worden sind, wodurch eine Situation entstanden ist, in der die Bewertungen mehrerer Unternehmen inzwischen auf derart niedrige Niveaus gesunken sind, als ob es für sie keine Zukunft mehr gäbe. Das gilt sowohl für Unternehmen, die wir bereits im Portfolio halten, als auch solche, in die wir nicht investiert sind.
In unserem Portfolio liegt die Sicherheitsmarge für das durchschnittliche Unternehmen derzeit bei 38%. Trotz der Erholung seit Jahresbeginn ist dies noch immer eine der höchsten Sicherheitsmargen seit Auflegung der europäischen Strategie bei ECP im Dezember 2014 und wahrscheinlich die höchste, die wir seit der Talsohle des Marktes nach der Finanzkrise im März 2009 verzeichnet haben. Auch wenn man einwenden könnte, dass wir bei unserer Modellierung der einzelnen Unternehmen übertrieben optimistisch sind, ist dies ein eindeutiger Beweis dafür, dass unter derzeitiges Portfolio für einen langfristig orientierten Investor attraktiv ist.
Fazit
Das Marktumfeld ist nach wie vor eine große Herausforderung für langfristig orientierte Investoren wie wir. Es ist heute wichtiger denn je, an unseren bewährten Prozessen festzuhalten und unseren Anlagegrundsätzen treu zu bleiben, d.h. weiter in erstklassige Unternehmen zu investieren, die sich durch eine hohe Ertragskraft auszeichnen.
Europäische Aktien sind eine unbeliebte Anlageklasse, obwohl die – absoluten und relativen – Bewertungen noch immer niedrig sind und die Unternehmen, in die wir investiert sind, noch immer eine hohe Ertragskraft aufweisen. Dies ist ein günstiger Ausgangspunkt für Value-Investoren mit langfristigem Anlagehorizont. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir jetzt die Weichen für unsere Performance der nächsten 4 bis 5 Jahre stellen.
Deshalb halten wir nach Unternehmen Ausschau, die sich durch eine deutliche Unterbewertung im Verhältnis zu der von uns erwarteten Ertragskraft in einem normalen Jahr auszeichnen. Und das ist der Ausgangspunkt unserer Philosophie.