SJB | Korschenbroich, 24.02.2022.
Im Januar entwickelten sich der Biotechnologie-Sektor und die gesamten Aktienmärkte sehr schwach. Der Nasdaq Biotech Index verlor 11,9 Prozent, während der Bellevue Biotech (Lux) 12,2 Prozent seines Wertes einbüßte. Der Jahresstart 2022 gehört damit zu den schlechtesten der Börsengeschichte. Im Portfolio des Bellevue Biotech B EUR (WKN A0X8YU, ISIN LU0415392249) sorgten die Aktien von Biomarin und Roxaparvovec für die stärksten positiven Performancebeiträge, Bavarian Nordic und Inhibrx notierten hingegen schwächer. In seinem aktuellen Monatsreport für Januar berichtet Bellevue-FondsManager Dr. Christian Lach über die jüngsten Marktentwicklungen und deren Konsequenzen für Portfolio und Wertentwicklung.
Marktrückblick
Im Januar entwickelten sich die Aktienmärkte sehr schwach. Der S&P Index verlor 5.9%, der Nasdaq Biotech Index 11.9% und der Bellevue Biotech (Lux) 12.2% (USD / B – Anteile). Der Jahresstart 2022 gehörte zu den schwächsten der Börsengeschichte. Inflationsängste sowie der schwelende Russland-Ukraine-Konflikt waren die prägenden Themen. Die Omikronwelle scheint die Gesundheitssysteme weniger zu belasten als befürchtet. Allerdings führt sie zu logistischen Engpässen und verstärkt den Arbeitskräftemangel in den Beschaffungsketten. Aufgrund des steigenden Preisdrucks will die amerikanische Notenbank Fed die Zinsen früher erhöhen als erwartet, wohingegen sich die europäische EZB bisher abwartend verhält. Im Biotechsektor führte dies besonders bei kleinen unprofitablen Firmen zu Finanzierungsängsten. Auf der regulatorischen Seite nahm Robert Califf eine weitere Hürde auf dem Weg zur Nominierung als neuer FDA-Kommissar, scheint jedoch nicht mit derselben Unterstützung rechnen zu können wie während seiner ersten Nominierung 2016. Wie erwartet erhielt Biogen vom staatlichen Krankenversicherer CMS nur eine halbherzige Zusage für die Kostenerstattung seines Alzheimermedikaments Aduhelm. Von staatlicher Seite werden nur Patienten in klinischen Studien finanziert. Biogen will die von der FDA verlangte Post-Marketing-Studie zur Bestätigung der Wirksamkeit des Antikörpers nun mit einer grösseren Patientenpopulation durchführen, die alle Ethnien der US-Bevölkerung gut repräsentiert. Im COVID-19-Bereich wurden bisher insgesamt zehn Milliarden Impfdosen gegen COVID-19 verabreicht. Sowohl Moderna als auch Pfizer/Biontech gaben bekannt, die Studien ihrer Omikron-adaptierten Impfstoffe zu starten. Glaxo/Vir setzen alles daran, die Produktion ihres monoklonalen Antikörpers Sotrovimab gegen COVID-19 zu erhöhen. Sotrovimab ist der einzige Antikörper, der auch Omikron neutralisiert. Nicht zuletzt teilte Pfizer mit, die Produktionskapazität für seine Pille gegen Corona, Paxlovid, stark zu erhöhen.
Den grössten Performancebeitrag im Monat Januar leisteten folgende Portfoliotitel: Biomarin war stark, nachdem die Zwei-Jahres-Daten seiner Phase III für die Gentherapie Roxaparvovec gegen die schwere Form der Bluterkrankheit (Hämophilie A) eine bessere Blutungskontrolle zeigten als mit Faktor-VIII-Prophylaxe, Biohaven profitierte weiter vom Erfolg seines Migränemedikamentes Nurtec (Rimegepant) und vorveröffentlichte Umsätze für das 4. Quartal von USD 190 Mio., weit über den Erwartungen. Gedeon Richter profitierte vom verbesserten Ausblick für sein Vraylar (Cariprazin). Der Vermarktungspartner Abbvie will im 1. Halbjahr die Zulassungserweiterung für depressive Störungen (MDD) stellen.
Schwache Beiträge zur Fondsperformance lieferte Bavarian Nordic, das wie alle Impfstoffhersteller unter Gewinnmitnahmen litt, Inhibrx war schwach trotz Fortschritten in der klinischen Entwicklung seines OX40-Agonisten INBRX-106, und Fate Therapeutics entwickelte sich unterdurchschnittlich trotz Fortschritten in der klinischen Entwicklung seiner Zelltherapie FT536 für solide Tumore.
Wir stehen dem Biotechsektor aufgrund starker Fundamentaldaten und sehr attraktiver Bewertungen (KGV für 2022 von 13x bei einem PEG von 1.1 im Large-Cap-Bereich) weiterhin positiv gegenüber. Dies ist nicht nur historisch gesehen, sondern insbesondere im Vergleich zum Pharmasektor (KGV 15x; PEG 1.6) oder dem S&P Index (KGV 21x; PEG 2.1) weiterhin sehr attraktiv.
Positionierung & Ausblick
Unsere Portfoliounternehmen entwickeln Technologien oder Produkte für neuartige Therapeutika. Wir investieren zudem in ausgewählte Titel der Specialty-Pharma-Branche, die mit starkem Wachstum bei moderaten Bewertungen überzeugen. Der Bellevue Biotech (Lux) ist gut aufgestellt, um von den 2022 erwarteten Meilensteinen zu profitieren. Das regulatorische Umfeld begünstigt die Innovation der Biotechbranche und die Coronakrise verbessert das Image der Medikamentenhersteller. Wir sehen nebst den steigenden CashBeständen der grösseren Biopharmaunternehmen auch die günstigen Bewertungen und attraktiven Pipelinekandidaten der Small- und Mid-Cap-Biotechs als mögliche Treiber für bevorstehende Übernahmeaktivitäten.