Managersichten SJB Substanz, SJB Stars: Long Term Investment Fund Classic (WKN A0JD7E) Quartalsbericht April 2019 – Teil 2

Alex Rauchenstein, FondsManager des Long Term Investment Fund Classic

Der Long Term Investment Fund Classic EUR (WKN A0JD7E, ISIN LU0244071956) konnte im ersten Quartal 2019 mit einer attraktiven Performance aufwarten und eine positive Wertentwicklung von +19,50 Prozent in Euro generieren. Damit bleibt der von dem Schweizer Vermögensverwalter SIA (Strategic Investment Advisors Group) betreute Fonds mit seinem langfristig ausgerichteten Value-Ansatz ein wichtiger Baustein der FondsStrategien SJB Stars und SJB Substanz. FondsManager Alex Rauchenstein berichtet im zweiten Teil seines Quartalsreports von April 2019, welche Zukäufe zuletzt getätigt wurden und welche Titel die positiven Überraschungen im Portfolio des LTIF Classic waren.

Anmerkungen zu unseren Portfolios

In unserem Newsletter im Dezember erwähnten wir bereits, dass wir den Marktrückgang zum Jahresende genutzt haben, um an der Börse angeln zu gehen. Nach der starken Marktkorrektur im letzten Quartal 2018 und angesichts interessanter Bewertungen in vielen Sektoren und bei zahlreichen Aktien, entschlossen wir uns zur Teilnahme an der Goldman Sachs Industrial Conference in London Anfang Dezember.

Wir packten unsere Angel ein, da die Aktien aller Industrieunternehmen eingebrochen waren, weil sie im Durchschnitt einen höheren Beta haben als der Markt, d. h. sie waren noch stärker gefallen als die allgemeinen Indizes. Auf der Konferenz sahen wir uns etwa 30 Unternehmen mit größtenteils gutem Preis an, wobei viele zyklischen Risiken und einigen strukturellen Risiken ausgesetzt sind. Der globale Industriesektor hatte innerhalb von drei Jahren einen Stand von etwa 260 Punkten erreicht und war verblüffenderweise wegen der Angst vor einer bevorstehenden Rezession innerhalb weniger Wochen auf einen Stand von etwa 210 Punkten gefallen.

Passive Strategien, Algorithmusstrategien und quantitative Strategien sind äusserst prozyklisch – d. h. sie verschärfen die Bewegungen, weil sie fallende Werte verkaufen und steigende Werte kaufen. Dies verursachte einen Beschleunigungseffekt. Dieses Mal überraschte uns allerdings die Geschwindigkeit und Reichweite der Korrektur. SIA ist weiterhin davon überzeugt, dass wir eine „Verlangsamung in der Mitte des Zyklus“ erleben. Diese Korrektur bot unserer Ansicht nach eine gute Chance für selbst auf kurze Sicht günstige Käufe.

Wenn wir falsch liegen und die Weltwirtschaft am Rande einer Rezession steht, würde sich für einen langfristigen Anleger zudem nichts ändern. Bei unserem Classic-Portfolio ist das tatsächliche/gewerbliche Risiko (nicht zu verwechseln mit Volatilität) sehr gering und eine Rezession ist stets zeitlich begrenzt. Nach der üblichen scharfen Korrektur „normalisieren“ sich die Bewertungen ziemlich schnell – oftmals innerhalb von ein bis zwei Jahren.

Wir möchten erneut an unser Mantra erinnern: In einer Rezession muss man an seinen langfristigen Anlagen festhalten. Die Rezession geht vorüber und ein gut aufgestelltes Portfolio kehrt relativ schnell zu seinem alten Kursniveau zurück. Wir betrachten uns als Geschäftsleute. Und Geschäftsleute verkaufen nicht, wenn das Geschäft zurückgeht, denn sie führen es auf lange Sicht.

Und wir haben zwei gute Unternehmen zu einem hervorragenden Preis hinzugefügt: Prysmian und Metso.

Wir kannten diese beiden Unternehmen bereits. Prysmian ist im Industriekabelsektor für Elektro- und Telekommunikationsanlagen ein weltweiter Marktführer. Und Metso ist im Anlagen- und Dienstleistungssektor für Bergbau, Energie und Baustoffe ein führendes Unternehmen.

Wir beobachten beide Unternehmen genau und verfolgen sie seit etwa zehn Jahren. Vor einigen Jahren besaßen wir Anteile von Nexans, einem Konkurrenten von Prysmian im Kabelsektor. Und Metso kennen wir schon lange aufgrund unserer Nähe zum Bergbausektor. Kurz- bis mittelfristig gehen wir dort von einem steigenden Investitionszyklus aus.

Metso ist ein finnischer Marktführer für Anlagen und Dienstleistungen im Bergbau- und Baustoffsektor

Wir möchten mit Metso beginnen. Dieser Anlagefall hat eine hohe Sichtbarkeit und ist daher „einfacher“, weil die finnische Gruppe für Bergbauanlagen und -dienstleistungen einen beträchtlichen Auftragsüberhang hat (die Neuaufträge stiegen im vierten Quartal 2018 um 30%) und für die kommenden Jahre ein zweistelliges Wachstum zu erwarten ist. Die Zukunftsaussichten für Metso sind gut.

2018 begann unserer Ansicht nach der Investitionszyklus im Bergbau. Er wird angesichts des Investitionsbedarfs bei den meisten Rohstoffen zur Deckung der voraussichtlichen Nachfrage wohl auch stabil bleiben. Vor diesem Hintergrund erwarten wir bei Metso in den kommenden Jahren ein organisches Wachstum im zweistelligen Bereich und gehen davon aus, dass sich das Betriebsergebnis im Zuge der Expansion erhöhen wird.

Die Ausgaben des Bergbausektors waren 2018 halb so hoch wie die Gesamtinvestitionen im Jahr 2012 und lagen 30% unter dem Durchschnitt des vorherigen Aufwärtszyklus. Dieser Trend muss sich definitionsgemäß umkehren, da die Nachfrage nach Rohstoffen jedes Jahr beständig wächst (2-3%) und die meisten Industrieminerale rückläufig sind. In den kommenden Jahren erwarten wir hohe Investitionen bei Brachflächen und unbebauten Flächen. Bei Metso wird sich dies äusserst positiv auswirken.

Metso haben wir bei einem durchschnittlichen Kurs von 24 Euro je Anteil gekauft und in wenigen Monaten stieg er auf 31/32 Euro (vgl. Abbildung 8). Diesen Anstieg hatten wir erwartet, allerdings nicht so schnell. Der Substanzwert des Unternehmens ist nicht mehr weit entfernt. Wir haben es nicht eilig, schließlich handelt es sich um ein gutes Unternehmen in einem voraussichtlich langen Zyklus. In den kommenden Jahren stehen die Zeichen auf Wachstum und die Umsatzrendite hat Potenzial. Die Aktie wird zurzeit mit einem KGV19 von etwa 16x gehandelt und wir gehen davon aus, dass sich dies verbessern wird.

Prysmian, Marktführer im Industriekabelsektor

Der Anlagefall Prysmian ist komplizierter, weil das Unternehmen in den letzten beiden Jahren eine Reihe von Problemen hatte. Dies führte dazu, dass die Aktie vor der Korrektur Ende 2018 von 30 EUR auf einen Stand von etwa 20 EUR fiel. Nach der Korrektur fiel das Unternehmen auf 15 EUR je Anteil. Daraufhin entschlossen wir uns zum Kauf.

Die Probleme der Jahre 2017 und 2018 waren unserer Ansicht nach eher zyklisch als strukturell bedingt. Insgesamt lassen sich drei Probleme ausmachen: 1) Probleme bei der Projektumsetzung aufgrund von neuer Technologie bei der Installierung eines Elektrokabels in Schottland (Projekt Western-Link); 2) Verzögerungen bei Projekten zur Installierung neuer Tiefseekabel in Europa; 3) die Übernahme von General Cable, teilweise finanziert durch eine Kapitalerhöhung.

Nach dieser Unruhe und einer entsprechend kräftigen Korrektur bleibt das Geschäft von Prysmian größtenteils unverändert und wird durch General Cable sogar noch gestärkt (ein Konkurrent weniger, Skaleneffekte). Das Problem bei WesternLink ist überstanden und die Tiefseeprojekte werden voraussichtlich noch in diesem Jahr ausgeschrieben.

Die Prysmian-Aktie hat keine großen Sprünge gemacht, anders als die Metso-Aktie. Mit 16/17 Euro je Anteil bleibt sie auf dem niedrigen Stand, zu dem wir sie im Dezember gekauft haben. Folgendes haben wir einkalkuliert: die Metso-Entscheidung war offensichtlich, weil bei dem Unternehmen alles gut lief. Prysmian hat mehr Aufwärtspotenzial, es wird jedoch möglicherweise etwas länger dauern. Unsere Substanzbewertung von Prysmian liegt bei über 30 Euro, aber der Markt ist immer noch besorgt wegen der Probleme der Jahre 2017/18 und dem unvermeidbaren Rezessionsrisiko.

Die Lachsbranche

Anfang März reisten wir nach Bergen in Norwegen zum größten jährlichen Treffen der Lachsbranche. Dort hatten wir die Gelegenheit, alle Produzenten, einige Lieferanten und Analysten zu treffen. Wir verließen das Treffen in der Überzeugung, dass dies eine ausgezeichnete Anlage ist. Die globale Nachfrage wächst schneller als das Angebot, das eingeschränkt ist, weil die Orte für Lachszucht natürliche Grenzen haben. Unsere Position dieser Branche haben wir erneut leicht erhöht und dabei die Höhen und Tiefen der Anteile ausgenutzt. Die Branche ist zwar sehr stabil, die Anteile schwanken jedoch stark.

Einige Anmerkungen zu unserem Long Term Investment Fund Natural Resources

Die Lachsbranche ist auch in unserem Natural Resources-Fonds vertreten. Die meisten Anteile dieses Fonds sind stark gestiegen. Dies ist eine Korrektur des ungerechtfertigten Rückgangs im letzten Quartal 2018. Bei vielen Metallen, vor allem Kupfer, ist die Förderung aus geologischen und ökologischen Gründen stark eingeschränkt und der Markt defizitär. Die Preise sind daher bereits gestiegen. Unsere Position der Kupferproduzenten haben wir leicht erhöht. Bei Palmölproduzenten hingegen haben wir begonnen, unsere Position zu reduzieren. Dieser Sektor hat mit der öffentlichen Meinung zu kämpfen und es ist nicht mehr so klar, ob die zukünftige Rentabilität so sein wird wie von uns erwartet. Für September planen wir wie im vergangenen Jahr ein Natural Resources-Seminar in Zürich. Anleger, die daran teilnehmen, werden wir darüber informieren, wie wir diesen Sektor einschätzen.

Abgesehen davon haben wir unsere Portfolios kaum verändert. Viele unserer Anteile sind im ersten Quartal stark gestiegen. Größtenteils handelt es sich dabei aber einfach nur um eine Erholung nach den ungerechtfertigten Rückgängen im vorherigen Quartal. Wir gehen davon aus, dass die meisten unserer Unternehmen gute Ergebnisse erzielen werden und voraussichtlich wird es nicht viele Veränderungen geben. Wir bereits erwähnt besteht die (unserer Ansicht nach geringe) Möglichkeit einer Rezession, von der wir uns jedoch keine Vorgaben machen lassen. Langfristige Anlageentscheidungen treffen wir nie auf Grundlage kurzfristiger Befürchtungen. Trotz der Fluktuationen gehen wir davon aus, dass unser aktuelles Portfolio in den kommenden Jahren eine bessere Rendite abwirft als die durchschnittlichen 10%.

 

Siehe auch

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