“Die Angst ist ein schlechter Ratgeber, aber ein guter Spion!”
Dieses brasilianische Sprichwort könnte besser nicht zur Situation bei lateinamerikanischen Anleihen passen. Angst haben wir nicht, allerdings haben wir aus Vorsicht die Position etwas verringert, da kurzzeitig höhere Schwankungen zu erwarten sind.
Langfristig teilen wir die positive Meinung von Simon Lue-Fong, Manager der FondsEmpfehlung Pictet Latin American Local Currency Debt WKN A0Q17D in der Verwaltungsstrategie SJB Liquidität Int.
Marktbericht
Der Index zog in der 1. Quartalshälfte über 3% an, ehe er auf 0,84% zurückfiel. Die weltweite Geldpolitik war durch einen weniger expansiven Kurs der BoJ und EZB und eine vorsichtigere Haltung der Fed geprägt, und der IWF senkte im 3. Quartal erneut seine Wachstumsprognosen.
Dadurch variierten die Erträge: Mexiko gab 4,2% nach, obwohl der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes anzog. Die Wachstumssorgen blieben jedoch bestehen, und die Zinsen wurden um 50 Basispunkte angehoben. Die Banxico begründete ihren Schritt mit Inflationsbefürchtungen aufgrund des Abstrahleffekts der schwächeren Währung. Brasilien legte 3,5% zu. Die Währungskomponente gab jedoch 1,5% nach, weil das Wachstum im 2. Quartal mit -3,8% negativ blieb (was immer noch eine Verbesserung gegenüber dem Wert vom 1. Quartal von -5,4% darstellt).
Brasiliens Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes verharrte mit 46 Punkten fest im Kontraktionsbereich. Kolumbien erhöhte die Zinsen um 25 Bp, und der Markt rentierte mit 5,2%, obwohl Fitch das Rating BBB des Landes mit einem negativen Ausblick versah. Peru schloss mit einem Minus von 0,9%, während Chile ein Plus von 2,3% verbuchte.
Performanceanalyse
Das Portfolio schnitt schlechter als der Index ab. Die Untergewichtungen bei ausgewählten Währungen wirkten sich uneinheitlich auf die Performance aus, wobei die Positivbeiträge von den Negativbeiträgen überwogen wurden. Die Untergewichtung des brasilianischen Real war zuträglich, denn die Währung wertete um 1,5% ab. Auch mit der Untergewichtung des mexikanischen Peso, der im 3. Quartal um 5,7% nachgab, erzielten wir Gewinne.
Das Timing der Untergewichtung des chilenischen Peso wirkte sich hingegen abträglich auf die Performance aus. Die chilenische Zentralbank liess die Zinsen unverändert, und die Industrieproduktion und der Handel zogen an. Das Wachstum dürfte unseres Erachtens dennoch unter dem Trend bleiben. Auch die Untergewichtung des kolumbianischen Peso schlug negativ zu Buche. Der Performancebeitrag aus den kleinen aktiven Zinspositionen war unwesentlich und insgesamt neutral.
Portfolio-Aktivität – Über- und Untergewichtungen
Angesichts der weltweiten makroökonomischen Belastungsfaktoren und unserer Überzeugung, dass schwächere Währungen eines der wenigen geldpolitischen Instrumente zur Stimulierung des Wachstums darstellen, gingen wir bei Währungen von einer leichten Übergewichtung zu einer Untergewichtung über.
Die Übergewichtung des brasilianischen Real änderten wir in eine Untergewichtung, denn die tiefe Rezession dauerte an, und der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes verharrte mit 46 Punkten fest im Kontraktionsbereich. Den
mexikanischen Peso reduzierten wir ebenfalls von einer übergewichteten auf eine untergewichtete Position, ehe wir Gewinne mitnahmen. Das Wachstum in Mexiko war verhalten, und die Staatseinnahmen sind stark vom Abbau von Bodenschätzen abhängig. Beim kolumbianischen und chilenischen Peso entschieden wir uns für eine Untergewichtung.
Marktaussichten
Die Anlageklasse wird nach wie vor von der Renditesuche der Anleger und dem Diversifizierungsgedanken unterstützt, denn sie ist eindeutig der Kategorie der Investment-Grade-Staatsanleihen zuzuordnen und bietet eine Rendite von 8%.
Währungen erscheinen gegenüber ihren langfristigen Gleichgewichtsniveaus indes unterbewertet. Aber das anhaltend schwache
Welt- und Schwellenländerwachstum, die schwer vorhersagbare Fed, die US-Präsidentschaftswahlen, die Ölpreise und mögliche Systemrisiken, z.B. durch die Deutsche Bank, stellen auf kurze Sicht potenzielle Belastungsfaktoren dar. Darüber hinaus sind wir der Ansicht, dass schwächere Währungen eines der wenigen Instrumente sind, die Ländern zur Stimulierung des Wachstums zur Verfügung stehen, denn einer Ausweitung auf der fiskalischen Seite sind mehr Grenzen gesetzt, da sie zu einer Herabsetzung des Bonitätsratings und höheren Kreditkosten führen könnte.
Mit Blick auf die lokalen Zinsmärkte befinden sich die meisten lateinamerikanischen Märkte in einem Zinsstraffungszyklus oder in Wartehaltung. Die einzige Ausnahme bildet Brasilien, wo Zinssenkungen möglich sind. Eine weniger expansive BoJ und EZB
und eine potenzielle Zinsanhebung in den USA sorgen für Druck. Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die Zinsen in den Industrieländern kurzfristig seitwärts tendieren. Insgesamt sind die langfristigen Aussichten im Vergleich zu anderen festverzinslichen Anlageklassen weiter attraktiv, und Währungen bieten eine langfristige, aber volatile Chance.
Portfoliostrategie
Zum Zeitpunkt der Erstellung des Kommentars halten wir mit Überzeugung an der Untergewichtung der anfälligeren Schwellenländerwährungen fest, während wir an den lokalen Zinsmärkten neutral positioniert bleiben. Zudem erkennen wir nach wie vor fragiles globales Wachstum, niedrige Rohstoffpreise, politische Probleme und Druck auf die Ratings sowie
bestenfalls geringfügige Verbesserungen bei den Wirtschaftsdaten Lateinamerikas.
Vorsichtig bleiben wir bei Ländern mit anfälligen Währungen, die stärker unter der Entwicklung an den Rohstoffmärkten, schleppendem Wachstum, Leistungsbilanzdefiziten sowie verstärktem Druck auf die Ratings leiden. Der brasilianische Real ist ein Paradebeispiel. Im Fall einer von den Fundamentaldaten gestützten Wende ist der mexikanische Peso als Währung aus einem Land mit guten Wachstumsaussichten und Strukturreformen im Vergleich zu anderen ein Kandidat für eine Übergewichtung. An den lokalen Zinsmärkten bieten sich nur wenige Chancen für eine Übergewichtung. Aber wir verfolgen die Entwicklung an den brasilianischen Zinsmärkten und die Zentralbankpolitik genau.