“Man wirft nur Steine auf Bäume, die auch Früchte tragen”
aus Brasilien
Welche Bäume er bewirft, erklärt Simon Lue-Fong, der Manager der FondsEmpfehlung Pictet Pictet Emerging Local Currency Debt P-Eur WKN A0ML2E in den Verwaltungsstrategien SJB Liquidität Int und SJB Substanz.
Marktbericht
Der Index verbuchte im 2. Quartal auf US-Dollar-Basis ein Plus von 3,6%, zu dem die Anleihenkurse an den lokalen Märkten den größten Teil beisteuerten. Ein Drittel ging auf Währungen zurück. Niedriger tendierende US-Treasury-Renditen und ein schwächerer Dollar boten Unterstützung. Brasilien gab 2,1% nach. Die Währung wertete 5,6% ab, was zum Teil durch den Renditerückgang ausgeglichen wurde.
Präsident Temer ist offenbar in einen Korruptionsskandal verwickelt, und sowohl Moody’s als auch S&P setzten den Ausblick für das Rating des Landes auf Negativ. Brasiliens Zentralbank senkte den Leitzins um 200 Bp auf 10,25%. Mexiko zog um 7,4% an, nachdem die Zinsen um 50 Bp auf 7% erhöht wurden. Chile verlor 0,3%, weil die Zinsen angesichts des schwachen Wachstums und der rückläufigen Inflation
um 50 Bp gesenkt wurden.
Kolumbien verbuchte ein Plus von 2,7%, Argentinien hingegen ein Minus von 2,4%. Südafrika legte 4,2% zu. Polen, Ungarn und Rumänien meldeten allesamt gute Wachstumszahlen und verzeichneten jeweils einen Zugewinn von rund 8%. Die Türkei verbesserte sich um 7,5%, nachdem der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe auf 54,7 geklettert war. Russland, wo die Ölpreise und die Politik nach wie vor die wesentlichen Risiken darstellen, gewann 2,4% hinzu.
In Asien wurde die Rating-Herabstufung Chinas durch Moody’s grösstenteils ausser Acht gelassen, da sich das Augenmerk auf das langsamere Wachstum und die Schwäche im verarbeitenden Gewerbe richtete. Indonesien gewann 3% hinzu, nachdem S&P das Rating des Landes auf Investment Grade hochgestuft hatte und so mit den anderen beiden großen Agenturen gleichzog. Das Wachstum in Malaysia übertraf mit 5,6% die Erwartungen und trug damit zum Plus von 4,9% bei. Thailand zog 2,7% an, denn das Wachstum gegenüber dem Vorjahr stieg auf 3,3%.
Performanceanalyse
Der Fonds entwickelte sich im Quartal unterdurchschnittlich. Größter Belastungsfaktor waren unsere aktiven Untergewichtungen bei Währungen. Unsere aktiven Positionen an den lokalen Zinsmärkten waren indes nur leicht negativ. Die Untergewichtung des mexikanischen Peso schmälerte die Performance, denn die Währung wertete auf – teilweise wegen der Erwartung, dass die NAFTA-Verhandlungen positiver ausfallen könnten als zunächst gedacht, aber auch weil die Zinsen angehoben wurden.
Der Zeitpunkt unserer aktiven Positionierung beim brasilianischen Real wirkte sich insgesamt leicht negativ aus. Zu Quartalsbeginn waren wir übergewichtet, was sich als abträglich erwies. Allerdings gingen wir vor den starken Verkäufen, die durch die Korruptionsvorwürfe gegen den Präsidenten ausgelöst wurden, zu einer Untergewichtung über, die einen positiven Performancebeitrag leistete. In Osteuropa wirkte sich die Untergewichtung des russischen Rubels weitgehend neutral auf die relative Performance aus.
Der Zeitpunkt der Untergewichtung der türkischen Lira und die spätere Umstellung auf eine übergewichtete Position schlugen leicht positiv zu Buche. Nachdem die politischen Sorgen Anfang des Jahres eskaliert waren, hatten wir einen Rückgang erwartet. Die Untergewichtung des südafrikanischen Rand erwies sich als ungünstig, doch angesichts der wirtschaftlichen und politischen Probleme des Landes blieben wir besorgt. In Asien belasteten unsere Short-Positionen bei der indischen Rupie und dem koreanischen Won das Ergebnis geringfügig. In Thailand hatten wir angesichts des
niedrigen Wachstums und der verhaltenen Inflation Bedenken, und unsere Untergewichtung des Baht schmälerte die Wertentwicklung.
Unsere aktiven Positionen an den lokalen Zinsmärkten Asiens, etwa die Long-Position am koreanischen Zinsmarkt und die Übergewichtung des thailändischen Zinsmarkts, leisteten einen kleinen Positivbeitrag
Portfolio-Aktivität – Über- und Untergewichtungen
Zu Quartalsbeginn waren wir bei Währungen übergewichtet und an den lokalen Zinsmärkten leicht untergewichtet. Anfang Mai gingen wir zu einer Übergewichtung der lokalen Zinsmärkte und einer Untergewichtung von Währungen über, weil der Markt unseres Erachtens zu optimistisch geworden war, denn die Industrie- und Schwellenländer vermeldeten weniger positive Daten und die geopolitischen Risiken nahmen zu. Der schwächere Dollar und die niedrigeren Renditen an den Weltanleihenmärkten wirkten sich ungünstig aus, weshalb wir Ende Juni eine neutralere Position einnahmen. Unsere Untergewichtung des mexikanischen Peso basierte auf der schwachen Industrieproduktion und den Wachstums- und Inflationsrisiken, wurde jedoch gegen Ende des Quartals auf neutral gesetzt.
Unsere taktische Übergewichtung des brasilianischen Real stellten wir auf eine untergewichtete Position um, weil sich die Konjunkturerholung verlangsamte, die Arbeitslosigkeit stieg und Korruptionsskandale erneut für Schlagzeilen sorgten. Beim russischen Rubel gingen wir von einer Untergewichtung zu einer neutralen Positionierung über, denn die Ölpreise erholten sich, wenn auch nur kurz, weil sich die OPEC auf weitere Produktionskürzungen einigte.
Wir nahmen Gewinne mit und reduzierten die Übergewichtung der türkischen Lira in der ersten Maiwoche, denn die Chance durch einen Rückgang war unseres Erachtens erloschen. In Asien eröffneten wir eine Short-Position bei der indischen Rupie. Den Ausschlag dafür gaben die schwach erscheinende Erholung und die Senkungen des Kreditzinssatzes. Der thailändischen Baht wurde untergewichtet, und beim koreanischen Won hielten wir angesichts der eskalierenden militärischen Spannungen an unserer Short-Position fest. An den koreanischen und thailändischen Zinsmärkten wurde die Übergewichtung beibehalten.
Marktaussichten
Zum Zeitpunkt der Erstellung des Kommentars zeigten sich die Anleger vorsichtiger, denn bei den
Rohstoffpreisen besteht neuerlicher Abwärtsdruck – ausgehend von Öl und Kohle bis hin zu Agrarrohstoffen wie Zucker. Gleichzeitig gerieten die Weltaktienmärkte unter Druck, und die
konjunkturelle Verbesserung in den Schwellenmärkten verlangsamte sich, weshalb unseres Erachtens Vorsicht geboten ist. Die Schwellenmarktexporte haben sicherlich die stärkste Erholung seit Jahren verzeichnet, aber die Einzelhandelsumsätze sind insgesamt kaum gestiegen, und die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in rohstoffexportierenden Ländern bleiben
unter Druck. Die grosse Frage ist dabei noch immer, ob sich nach Jahren rückläufigen Wachstums und sinkender Exporte in den Schwellenländern nun eine Trendwende abzeichnet.
Die US-Treasury-Renditen dürften sich zwar in einer Spanne entwickeln, allerdings könnte eine neuerliche USD-Stärke Druck auf die Anlageklasse ausüben. Die Disinflation in den Schwellenländern dürfte sich dem Ende zuneigen, wenngleich weitere Zinssenkungen in
Lateinamerika, Russland und womöglich Asien nicht auszuschließen sind. Hieraus könnten sich
Anlagechancen ergeben.
Insgesamt sind die langfristigen Aussichten im Vergleich zu anderen festverzinslichen Anlageklassen nach wie vor attraktiv, weil sich hier die Möglichkeit bietet, bei tendenziell unterbewerteten Währungen in Staatsanleihen mit Investment-Grade-Rating und einer Rendite von 6,3% zu investieren.
Portfoliostrategie
Alles in allem sind wir mit Blick auf die Währungen der Schwellenländer immer noch vorsichtig, aber inzwischen etwas konstruktiver eingestellt, wobei unsere Untergewichtungen kurzfristiger taktischer Natur und unsere Übergewichtungen eher strategisch ausgerichtet sind. Unserer leichten Übergewichtung der lokalen Zinsmärkte kommen die anhaltend niedrigen Renditen weltweit sowie die wachstumsfördernde Geldpolitik in den meisten Schwellenländern bei gleichzeitig niedriger Inflation zugute. Gegenüber asiatischen Währungen bleiben wir neutraler eingestellt, da das verarbeitende Gewerbe und das Wachstum in der Region stabiler sind und am stärksten von den niedrigeren Rohstoffpreisen profitieren.
Vorsichtig bleiben wir dagegen bei Ländern mit anfälligen Währungen, die stärker von der Entwicklung der Rohstoffmärkte, einem schleppenden Wachstum und politischen Risiken betroffen sind. Dazu gehören insbesondere der südafrikanische Rand, der russische Rubel und der brasilianische Real. Mit Blick auf die lokalen Zinsmärkte schätzen wir Asien wie bisher recht konstruktiv ein. Die Zentralbanken sind entweder in Wartestellung oder verfolgen eine lockere Geldpolitik, wie zum Beispiel in Thailand, wo die Nachfrage seitens lokaler Anleger ebenfalls Unterstützung bietet. An den Zinsmärkten Osteuropas
werden wir unsere neutrale Position vermutlich beibehalten, denn die Renditen sind äußerst niedrig und die generell lockere Geldpolitik neigt sich dem Ende entgegen.