Turbulenter Jahresbeginn, gefolgt von einer markanten Erholung
Die Ankündigung der Reduzierung des Anleihekaufprogramms der Federal Reserve (“Tapering”) hat die Schwellenländer-Anleihemärkte seit Ende Mai letzten Jahres in Atem gehalten. Wie wir regelmäßig kommentiert haben, fand eine Neubewertung der Schwellenländer durch die Anleger statt, in der Folge kamen sowohl die Währungen als auch die Anleihekurse unter Druck.
Ihren Höhepunkt erreichte die Verunsicherung Ende Januar/ Anfang Februar 2014, als beinahe jede Nachricht aus den Schwellenländern – aber auch aus den USA – für Verkäufe genutzt wurde. Als gleichzeitig Argentinien die Abwertung des Peso-Wechselkurses um 20 % bekanntgab, die türkische Notenbank zur Stützung des Lira-Wechselkurses die kurzfristigen Zinsen auf über 10 Prozent anhob und für China ein enttäuschender Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe publiziert wurde, fand eine Art Panik-Verkaufswelle statt. Dies war rückblickend betrachtet der Wendepunkt in der Wertentwicklung.
Seit Mitte Februar setzte eine Erholungsbewegung ein, die bis zum Halbjahreswechsel anhielt. Im Teilsegment der Lokalwährungsanleihen erholten sich die Kurse seit dem Tief um 10,9 %. Insgesamt haben die Kurse seit Jahresanfang 2014 um 5,93 % erhöht.
Anleihen in US-Dollar haben hingegen ein etwas anderes Performanceprofil gezeigt. Da gleich zu Jahresbeginn die Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen von mehr als 3 Prozent auf zwischenzeitlich unter 2,5% p.a. sanken, fand im Januar kein vergleichbarer Ausverkauf bei Hartwährungsanleihen statt. Gleichzeitig sanken auch die Risikoprämien (Spreads), daher haben diese Anleihen mit 8,63 % seit Jahresanfang noch besser abgeschnitten als Lokalwährungsanleihen.
Auffallend bei der Kurserholung war, dass sie begleitet war von einem massiven Rückgang der Volatilität der EM-Rentenmärkte. Makroökonomische und geopolitische Störfaktoren wie der Ukraine-Konflikt oder der Vormarsch von ISIS im Irak konnten den Markt nicht nachhaltig beeindrucken. Dies spiegelt sich auch in der Marktliquidität wider, denn derzeit sind die Handelsvolumina im Vergleich zur Ausverkaufsperiode im letzten Jahr ebenfalls deutlich niedriger.
Wie geht es weiter?
Die zuvor genannte Erholung wurde nicht von einer spürbaren Verbesserung der fundamentalen Lage der Schwellenländer getrieben – so wie zuvor der Ausverkauf nicht eine plötzliche Verschlimmerung der Lage einpreiste, sondern eine unterschiedliche Wahrnehmung von bereits bestehenden Versäumnissen darstellte. Vielmehr konnte man beobachten, dass die Erholung im Wesentlichen aus technischen Gründen einsetzte, sprich dem Abebben von Mittelabflüssen und nachfolgend einer Wiederkehr der Mittelzuflüsse in das Anlagesegment Emerging Market Debt. Dieser unterstützende Effekt ist nach wie vor vorhanden, hat kürzlich etwas an Schwung verloren. Dies läßt sich auch an der etwas flacheren Wertentwicklung in den letzten Wochen ablesen.
Die Renditen für globale Emerging Markets-Lokalwährungsanleihen haben sich zuletzt auf einem Niveau von etwa 6,6 % p.a. eingependelt. Dies ist seit dem Renditehoch bei ca. 7,1% ein Renditerückgang von etwa 50 Basispunkten, jedoch liegen die Renditen noch weit oberhalb der Renditetiefs aus dem Frühjahr 2013, als sie ca. 5,15% p.a. betrugen.
Die volkswirtschaftlichen Daten aus den Schwellenländern haben sich wie erwähnt (noch) nicht grundlegend verbessert, zusätzlich stehen eine Reihe von strukturellen Reformen noch aus. Unter anderem beruht bisher die Verbesserung der Leistungsbilanzen im Wesentlichen auf einem Rückgang der Importe (wegen der gefallenen Wechselkurse, die Importe verteuerten), während die Erholung der Exporte aufgrund einer steigenden Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Exportwirtschaft bisher enttäuschte.
Diese Faktoren werden unserer Ansicht nach die weitere Aufwärtsbewegung zunächst limitieren, zumal wir uns gerade auf die ruhigen Sommermonate zubewegen, an denen nachhaltiges zusätzliches Kaufinteresse kaum entstehen wird. Für den weiteren Jahresverlauf sehen wir jedoch unverändert das Potenzial für weiter zurückgehende Renditen, was neben der attraktiven laufenden Verzinsung bis zum Jahresende zu einer weiteren Wertsteigerung führen sollte.