Manageransichten: Ralph Prudent, Ökoworld AG: Werthaltigkeit eines Investments: Die entscheidende Bedeutung der Nachhaltigkeitsanalyse

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 Ökoworld|Hilden, 14.05.2015.

Die Chancen und Risiken, die das Nachhaltigkeitsresearch in der Kapitalanlage bewertet, sind nicht neu. Sie waren stets vorhanden, sind jedoch in Zeiten vermeintlichen Ressourcen-Überflusses an den Rand der ökonomischen Betrachtung gedrängt worden.

Ihre Bedeutung für den Erfolg einer Kapitalanlage wächst jedoch stetig. Zunehmend ergeben sich Ineffizienzen an den Kapitalmärkten und damit natürlich auch Investmentmöglichkeiten aus nach wie vor unterschätzten, langfristigen Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen.

Ein qualitativ hochwertiger Researchprozess, der neben den wesentlichen fundamentalen, ökonomischen Kennzahlen auch die Risiken und Chancen, die sich aus Governance sowie Umwelt- und Sozialaspekten ergeben, einbezieht, ist der einzige Weg, das komplette Chancen- und Risikoprofil eines Unternehmens zu bewerten und eine zukunftssichere Anlageentscheidung zu treffen.

Trotz der wachsenden Bedeutung nachhaltiger Investments ist die Skepsis, ob die Berücksichtigung nachhaltiger Faktoren in der Kapitalanlage zu gleichwertigen oder verbesserten Risiko-/ Ertragsprofilen bzw. zu einer effektiveren treuhänderischen Kapitalverwaltung führen kann, noch immer weit verbreitet. Während die meisten Anleger akzeptieren, dass die Unternehmensführung (Governance) ein wesentlicher und risikoreduzierender Aspekt der Unternehmensanalyse sein muss, scheinen die gleichen Anleger die Einbeziehung von Umwelt- und Sozialaspekten eher als die Domäne naiver Ökofreaks und Umweltapostel zu betrachten. Mit fatalen möglichen Folgen. Unternehmenspraktiken, die mit den Werten der Allgemeinheit kollidieren und diese möglicherweise auch schädigen, sind erheblichen Regulierungsrisiken (bis zum Produktionsverbot), Boykotten oder dem Verlust von Schlüsselpersonal ausgesetzt. Risiken, die einem positiven Unternehmens-Track-Record ein jähes Ende setzen können.

Die Liste aktueller Beispiele für die Bedeutung von Umwelt- und Sozialrisiken in der Unternehmensanalyse ist lang. Sie reicht von schärferen Regulierungen in der Kohleindustrie wie z. B. die geplante Klimaabgabe für Braunkohlekraftwerke in Deutschland, über Wasserregulierungen, die aktuell z. B. die Minenbetreiber in Chile oder Getränkeproduzenten in Indien belasten, bis hin zu sozialen Leistungen, die Unternehmen überall auf der Welt anbieten müssen, um im Wettbewerb gut ausgebildeter Fachkräfte bestehen zu können. Andererseits entwickeln sich Nachhaltigkeitsstrategien immer mehr als Hebel zur Kostensenkung und damit als probates Mittel zur Verteidigung und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit. Nicht nur durch inzwischen nicht mehr bestreitbare Reputationsgewinne und damit steigende Kundenbindungen.

Die meisten Unternehmen denken bei Kosteneinsparungen über drei Bereiche nach: 1. Verlagerung von Produktion in Regionen mit Personalkostenvorteilen (Offshoring) oder 2. Vergabe von Arbeiten an externe Partner, die diese besser oder meist billiger erledigen (Outsourcing). Ebenfalls beliebt, weil kurzfristig wirksam, und meist in Kombination mit 1. oder 2. anzutreffen ist 3. die Personalkostenreduktion, insbesondere auch deshalb, weil sie nur allzu oft vorherige Managementfehler kaschiert. Was diese Maßnahmen jedoch bei aller betriebswirtschaftlichen Logik nicht berücksichtigen, ist das immense Einsparpotential, das sich aus einem bewussten, das heißt sparsamen und schonen Umgang mit Ressourcen, insbesondere den natürlichen, ergibt. Auch hier sind aktuelle Beispiele keine Mangelware. Produktdesign für geschlossene Kreisläufe (Cradle-to-Craddle) wie das Component-Recovery-Programm eines namhaften Baumaschinenherstellers. Am Ende ihrer Nutzungsdauer werden die Maschinen zerlegt und intakte Bauteile weiter genutzt. Das brachte 2012 unterm Strich ein Ertragsplus von 100 Millionen USD. Marks & Spencers prüft Produkte auf Öko-Effizienz. Break-Even erreichte M&S mit dieser Strategie bereits nach 2 Jahren. Heute trägt sie pro Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag zum Ergebnis bei. Infrastructure-Sharing und Ressourcen-Sharing z. B. im Bereich der Logistik oder der Nutzung eines Maschinenparks eröffnen weitere Einsparpotentiale. Die Sammlung und (Wieder-) Aufbereitung von Wertstoffen verringert Beschaffungs-, Energie- und Umweltkosten.

Die Werthaltigkeit eines Investments ist heutzutage damit nicht mehr nur über Finanzkennzahlen zu ermitteln. Entscheidende Bedeutung bekommen zusätzlich die Erkenntnisse aus der Nachhaltigkeitsanalyse. Jeder dieser beiden Blickwinkel auf ein Unternehmen liefert nur ein unvollständiges Bild. Erst die professionelle Kombination beider Analysen vermag es, ein Unternehmen ganzheitlich zu erfassen. Aus der Erfahrung wissen wir, dass ein wesentlicher Grund für eine vermeintlich günstigere Bewertung einer Aktie gegenüber anderen Unternehmen des gleichen Sektors in einem potentiellen Risikoüberhang liegen kann. Klassisches anerkanntes Beispiel für dieses Phänomen, ist die Tabakindustrie. Traditioneller Weise wird sie wegen der – allgemein anerkannten – langfristigen regulativen Risiken in Verbindung mit dem Tabakkonsum mit einem Abschlag gegenüber anderen Unternehmen aus dem Sektor der Basiskonsumgüter gehandelt.

Dies zeigt, dass erst die professionelle Kombination aus Nachhaltigkeitsresearch und Fundamentalanalyse eine verlässliche Bewertung der Chancen und Risiken in Verbindung mit den Aktivitäten eines Unternehmens ermöglicht und an Bedeutung gewinnt. Dies liegt nicht nur an den wachsenden Volumina nachhaltig angelegter Gelder. Tatsächlich beruht inzwischen nur noch ein Bruchteil eines Unternehmenswertes auf materiellen Vermögenswerten. Ausschlaggebend sind inzwischen Innovationsfähigkeit, Markenwert und Reputation oder das intellektuelle Kapital. Goodwill eben. Goodwill als Unternehmenswert hängt allerdings vom Wohlwollen und damit von der Wahrnehmung der Marktteilnehmer ab. Und dieser muss langfristig gesichert sein. Viele Anleger allerdings sehen gerade in der Langfristigkeit möglicher Entwicklungszeiträume einen ausreichenden Schutz ihrer Investments. Getreu dem Motto: „Wenn es wichtig wird, werden es eh alle machen.“ Allerdings unterschätzen diese Anleger das Momentum von Veränderungen. Auch hier zeigt die Erfahrung, dass die Zukunft oft viel schneller zur Gegenwart wird, als der Markt dies erwartet.

Mit den Investmentkonzepten der ÖKOWORLD empfehlen Sie Ihren Mandanten genau diese professionelle Kombination von Nachhaltigkeitsanalyse und Finanzanalyse. Unabhängig von einander durchgeführt sind sie die Basis für ein attraktives Risiko/Ertragsprofil in einer zukunftsfähigen Kapitalanlage. Für jeden Anleger!

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