Lange war spekuliert worden, wie die Entscheidung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag ausfallen wird. Die Entscheidung die Zinsen weiter zu senken und für Bankeinlagen Strafzinsen zu verlangen wurde von den meisten Marktteilnehmen mit Erleichterung aufgenommen, schließlich war dieses Szenario als das Wahrscheinlichste angenommen und bereits in den Aktienkursen eingepreist worden.
Besteht aber wirklich Grund zur Freude über die erhoffte zusätzliche Liquidität?
Definitiv nicht! Wie bereits bei den vorherigen Zinssenkungen ist das Geld nicht wie von Herrn Draghi und der EZB beabsichtigt in den Wirtschaftskreislauf geflossen. Anstatt mehr Kredite vor allem an mittelständische Unternehmen in den südlichen Euroländern zu vergeben und so die Investitionen in Griechenland, Zypern, Spanien und Italien anzukurbeln, legen die Banken das vorhandene Geld eben nicht mehr bei der EZB an sondern kaufen Staatsanleihen von eben diesen Staaten. Für diese Papiere haften dann wiederum die Eurostaaten.
Und was nicht in Anleihen investiert wird, fließt in die bereits teuren Aktienmärkte DAX oder Eurostoxx und einige heißgelaufene Immobilienstandorte wie zum Beispiel London. Auch Privatanleger wenden sich nun den Aktienmärkten zu, da die Geschäftsbanken die niedrigen Zinsen natürlich sofort an Ihre Sparer weitergeben.
Die EZB-Politik legt damit den Grundstein für weitere Blasen und löst nicht das grundlegende Problem der Eurozone, nämlich dass Unternehmen zu wenig investieren.
Den Sprung über 10.000 Punkte beim DAX sehen wir als Übertreibung, die sicher auch andauern kann. Aber fundamental begründet ist das nicht. Positiv hingegen ist der Rückgang des Euro zu bewerten, da so die Eurozone international an Wettbewerbsfähigkeit gewinnt.