Das Investment: Diese 4 Veränderungen erwarten die Märkte unter Präsident Trump

sjb_werbung_das_investment_300_200Unter Donald Trump als kommendem US-Präsident wird es einen makroökonomischen Schub geben, glauben viele Marktakteure. Welche Erwartungen vorherrschen – und warum einige mit Vorsicht genossen werden sollten, erklärt hier Didier Saint-Georges, Managing Director und Mitglied des Investmentkomitees von Carmignac.

Die überraschende Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA nach dem Votum der Briten für einen Austritt aus der Europäischen Union ist beunruhigend. Für diejenigen, deren Aufgabe es ist, die öffentliche Meinung zu interpretieren, und diejenigen, die ihnen noch zuhören, gibt es genügend Stoff zum Nachdenken über den Zustand „moderner“ Demokratien.

Die Finanzmärkte stellen weniger Fragen. Der Kapitalismus ist amoralisch und Märkte sind unpolitisch. Da sich politische Risiken schwer quantifizieren lassen, neigen die meisten Anleger dazu, sie in ihrer Analyse nicht zu berücksichtigen. In Bezug auf die Wahl von Donald Trump betrachten die Anleger das Ergebnis fast ausschließlich unter wirtschaftlichen Aspekten. Diese wurden im Rahmen der Wahlkampagne quantifiziert (die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache), sind jedoch höchst unsicher. Vermutungen über öffentliche Infrastrukturausgaben, die Kürzung von Sozialleistungen sowie niedrigere Unternehmens- und Einkommenssteuern sind schwer miteinander vereinbar – es sei denn, man ist der Auffassung, dass ein Anstieg des Haushaltsdefizits und der Staatsverschuldung nur eine geringfügige und unwichtige Unannehmlichkeit ist.

Niedrigsteuer-Strategie dürfte positive Effekte haben

Die Märkte jedenfalls sehen über diese Ungereimtheiten hinweg. Sie glauben an die Selbstregulierung, die dafür sorgt, dass Exzesse und Ungereimtheiten unter dem Einfluss der Selbstheilungskräfte der Märkte von selbst korrigiert werden. Für die Märkte spielt allein die Bildung von Überzeugungen in Bezug auf Trends eine Rolle, und derzeit kommen vier grundlegende Überzeugungen zum Ausdruck:

1. Steuern sinken – Unternehmensmargen steigen

Die erste lautet, dass eine geringere Steuerlast die Nettomargen der Unternehmen erhöhen wird. Diese Perspektive birgt die realistische Hoffnung, dass sich die Investitionsbereitschaft amerikanischer Unternehmen endlich wieder erholen wird. Zumindest dürften Firmen einen größeren Anreiz haben, auf amerikanischem Staatsgebiet zu investieren. Das Beispiel Irland hat gezeigt, dass eine solche Niedrigsteuerstrategie wirksam sein kann. Langfristig könnte ein Erfolg dieser Strategie den Verfall der wirtschaftlichen Produktivität der USA rückgängig machen. Kurzfristig wird er für Kapitalflüsse in die USA sorgen und den Wert des US-Dollars stützen.

Darin liegt ein entscheidender Unterschied zum britischen Projekt: Die USA weisen ebenso wie Großbritannien ein sehr hohes Zahlungsbilanzdefizit auf, welches die leicht durch Kapitalzuflüsse aus dem Ausland abbauen könnten. Großbritannien sieht sich jedoch aufgrund der Unsicherheit rund um den Brexit mit einem Versiegen der Kapitalzuflüsse konfrontiert. In der Folge wurde das britische Pfund zur Anpassungsvariablen des Landes und fällt, während der Dollar steigt.

2. Höhere Infrastruktur-Investitionen

Die zweite Überzeugung ist, dass die Infrastrukturausgaben steigen werden. Eine Sache, über die sich die beiden Hauptkandidaten einig waren, wenn auch nicht im selben Ausmaß. Dabei handelt es sich allerdings nicht um ein rein amerikanisches Phänomen: Infrastrukturausgaben war das Schlüsselwort des britischen Finanzministers Philip Hammond in seinem Haushaltszwischenbericht in diesem Herbst. Grund dafür ist, dass öffentliche Investitionen aufgrund einer Abkehr von keynesianischen Lösungen – und seit dem Jahr 2008 wegen knapper Haushaltsmittel – in den letzten 20 Jahren erheblich zurückgegangen sind. Man kann also davon ausgehen, dass die Regierung nun wieder Geld in Investitionen pumpen wird.

3. Zinsen werden steigen

Die dritte Überzeugung lautet, dass diese Ambitionen zumindest anfänglich mit höheren Haushaltsdefiziten, höheren Schulden und höheren Inflationserwartungen einhergehen werden. Die vor den Wahlen 2017 in Frankreich und Deutschland präsentierte Wirtschaftspolitik dürfte dieser Überzeugung folgen. Diese Aussicht legt nahe, dass die Zinsen nicht auf alle Ewigkeit eine deflationäre makroökonomische Prognose widerspiegeln können. Vor dem Hintergrund dieser veränderten Aussicht werden die Zinsen zwangsläufig steigen müssen.

4. Sanfter Übergang

Die vierte Überzeugung der Märkte ist gleichzeitig die umstrittenste: dass sich der Übergang reibungslos vollziehen wird. Mit anderen Worten, Steuersenkungen werden nicht die Angst vor finanzieller Instabilität schüren. Die nicht mehr aufzuhaltende Erhöhung der Zinssätze wird durch die Schwerfälligkeit der geldpolitischen Entscheidungen der Zentralbanken abgefedert werden. Protektionistische Versprechungen werden den Nutzen heimischer Konjunkturpakete nicht durch eine Beeinträchtigung des Welthandels zunichtemachen. Der zunehmender Nationalismus wird den politischen Risikoaufschlag nicht weiter in die Höhe treiben. Der Gegensatz zwischen populistischen Versprechen und einer Wirtschaftspolitik, die alles andere als sozial ist, wird nicht zu massiven Enttäuschungen führen.

Die ersten drei Überzeugungen verlangen von den Märkten, dass sie sich auf einen gewaltigen makroökonomischen Schub vorbereiten. Die vierte erfordert ein sehr hohes Maß an Wachsamkeit.

Quelle: Das Investment

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