SJB | Korschenbroich, 26.07.2013. Die Hitliste der bestverkauften Aktienfonds schrammt nur knapp an einer Monokultur vorbei. Einige der aktuellen Favoriten stoßen bereits an ihre Wachstumsgrenzen.
Der Blick auf die am stärksten nachgefragten Aktienfonds der vergangenen zwölf Monate lässt tief in die Anlegerseele schauen. Schon deshalb, weil die Absatzzahlen in diesem Segment viel kleiner ausfallen als bei den Renten- und Mischfonds.
Zudem finden sich auf den Plätzen 1 bis 8 lediglich zwei Spielarten: Fonds für dividendenstarke Unternehmen und für Aktien aus Schwellenländern.
Letzteres kann man auf zweierlei Art interpretieren: Entweder haben Deutschlands Anleger endlich die Bedeutung einer breiten Streuung für sich entdeckt, und sie verleihen ihren zuvor recht heimatnah ausgerichteten Depots einen Hauch von Wachstum und Exotik. Die garstige Variante wäre dagegen, dass sie von der Alten Welt mit all ihren Krisen nicht mehr allzu viel erwarten und einfach nur flüchten.
Warum Dividendenfonds so beliebt sind, lässt sich dagegen sehr einfach erklären. Angesichts des Rekordtiefs der Renditen an den Rentenmärkten suchen Anleger nach stetigen Einkommen, die ihnen die jährlichen Zinsen ersetzen. Und das sollen solide Unternehmen leisten, die jährlich einen ansprechenden Anteil ihrer – möglichst krisensicheren – Gewinne ausschütten. Tendenz bitte steigend.
Diesen Nerv trifft beispielsweise Thomas Schüßler, der den DWS Top Dividende managt. Die durchschnittliche Dividendenrendite seines Fonds lag nach Angaben der DWS seit der Auflegung vor zehn Jahren stets zwischen 4 und 4,5 Prozent. Das solle auch möglichst so bleiben.
DWS übt sich in Vorsicht
Grundsätzlich zeigt sich Schüßler für Aktien optimistisch. Die tiefen Zinsen, die fehlenden Alternativen zur Aktie, die lockere Geldpolitik – alle diese kurstreibenden Faktoren bleiben für ihn weiter aktuell.
Probleme könnten dagegen von der Wirtschaft in Europa kommen. „Angesichts der eher enttäuschenden Zahlen aus China bleiben wir weiter vorsichtig bei unserer Allokation in zyklische Sektoren und haben eher unsere Gewichtungen in defensiven Wachstumsbereichen erhöht“, sagt der Fondsmanager. Darunter versteht er Firmen, die auch in wirtschaftlich harten Zeiten gut klarkommen und „überdurchschnittlich strukturell wachsen“.
Schüßler lässt sein Anlageuniversum immer zunächst durch einen Filter laufen, der ihm jene Werte mit hohen Dividendenrenditen und Ausschüttungsquoten zeigt. Erst danach prüft er, welche davon gut genug für einen Kauf sind.
In dieser Hinsicht klingt Stuart Rhodes wie ein Gegenentwurf. Der M&G-Mann managt zwar ebenfalls einen Dividendenfonds, schaut aber gar nicht mal so sehr auf diese beiden Kennzahlen. „Eine hohe Dividendenrendite bedeutet in erster Linie, dass der Markt die Nachhaltigkeit der Dividenden einer Firma skeptisch beurteilt“, so Rhodes kürzlich gegenüber dem Online- Portal „Moneycab“.
Er sucht normalerweise nach Firmen, die in den vergangenen zehn Jahren ihre Dividende erhöht haben – was angesichts der in diesem Zeitraum enthaltenen Krisen für Disziplin und Widerstandskraft spricht. Allzu teuer dürfen Aktien aber auch für Rhodes nicht sein.
So war er nicht unglücklich, als Star-Investor Warren Buffett den Ketchup-Konzern Heinz übernahm. Dessen Aktie war zwar eine Langfrist-Position im M&G Global Dividend, angesichts einer enorm hohen Bewertung war für ihn aber nicht mehr allzu viel Ketchup in der Flasche gewesen.
Während die Dividendenfonds noch keine Volumenprobleme vermelden, stoßen die Fonds auf den Absatzplätzen 2, 3 und 5 inzwischen an ihre Grenzen. So nimmt Vontobel für den Emerging Markets Equity nur noch Geld von schon investierten Anlegern an.
Die beiden Fonds von Aberdeen Asset Management, Asia Pacific Equity und Asian Smaller Companies, sind zwar noch frei zugänglich. Aber schon beim in der Rangliste nicht platzierten Aberdeen Global Emerging Markets müssen Anleger seit April an die bereits Investierten eine Eintrittsgebühr von 2 Prozent zahlen, um noch mitmischen zu dürfen.
Der Anlagehorizont der beiden Aberdeen-Fonds ist nicht allzu breit, weil er sich im Wesentlichen auf Asien beschränkt. Vor allem asiatische Nebenwerte bieten noch nicht jene enorme Vielfalt und täglichen Umsätze wie etwa in den USA oder Europa. Der Aberdeen Asia Pacific Equity kann immerhin noch Australien mit hinzunehmen. Japan sparen dagegen beide Fonds ausdrücklich aus.
Gesunder Menschenverstand
Einer der Verantwortlichen für den Erfolg ist der Teamleiter für asiatische Aktien, Hugh Young. In einer Broschüre hat Aberdeen dessen zehn goldene Investment-Regeln aufgezählt. Das sind allesamt vom gesunden Menschenverstand geprägte Regeln wie: „Vorsicht bei falschem Ehrgeiz“, „Starke Bilanzen sind entscheidend“ oder „Denken Sie langfristig“. Das klingt zwar alles recht simpel, ist aber in der Summe offenbar äußerst wirksam und sagt viel über Youngs Managementstil aus.
Ähnlich pragmatisch ist Rajiv Jain am Werk. Der Manager des Vontobel Emerging Markets Equity sucht nach unterbewerteten Aktien, darf dabei aber alle Schwellenländer einbeziehen. Nach dem Bottom- up-Ansatz spielen volkswirtschaftliche Betrachtungen nur eine Nebenrolle, einen Vergleichsindex leistet sich Jain für sein Portfolio gleich gar nicht.
Zu seinen erfolgreichsten Positionen zählen derzeit ausgerechnet zwei Banken. HSBC Holding beeindruckte kürzlich mit Quartalszahlen über den Erwartungen, und Malayan Banking, die führende Bank Malaysias, ist in Singapur und Indonesien stark aufgestellt und traf die Analystenschätzungen. Der Lohn: ein Kursplus von mehr als 10 Prozent seit Jahresbeginn.
Von: Andreas Harms
Quelle: DAS INVESTMENT.