Pressemitteilung Fidelity International: Fidelity Marktkommentar: US-Wahlen – was der Sieg Donald Trumps für Märkte und Anleger bedeutet

teaser_pm_fidelity-international_300_200Fidelity | Kronberg, 09.11.2016.

Kurzfristig hohe Schwankungen und negative Auswirkungen auf amerikanische Aktien, Anleihen und den US-Dollar erwartet

Protektionistische Außenpolitik dürfte Wachstum der US-Wirtschaft bremsen

Trumps Wahlsieg wird populistischen Bewegungen weltweit Auftrieb geben

Kronberg im Taunus, 9. November 2016 – Nach einem hitzig geführten, stark polarisiertem Wahlkampf stehen die Ergebnisse der US-Präsidentschaftswahlen nun fest: Der republikanische Kandidat Donald Trump wird der nächste Präsident der USA. Was sind die Folgen für die USA und die Weltwirtschaft? Und was bedeutet Trumps Sieg für Anleger? Investmentexperten von Fidelity International geben eine Einschätzung.

Dierk Brandenburg, Staatsanleihen-Analyst:

„Viele Amerikaner wollen Veränderungen und sind bereit, dafür das Risiko Trump einzugehen. Das unberechenbare Verhalten, das Trump im Wahlkampf gezeigt hat, und seine unorthodoxen Vorstellungen werden an den Börsen – jedenfalls kurzfristig – nicht sehr gut ankommen.

Der Wahlsieg des republikanischen Kandidaten wird populistischen Bewegungen überall auf der Welt Auftrieb geben. Mit Sicherheit wird er auch den Brexit-Befürwortern in Großbritannien Mut machen, die in Trump einen wohlwollenderen Partner bei der Aushandlung von Handelsabkommen sehen werden. In Europa finden in den nächsten zwölf Monaten in mehreren wichtigen Ländern Wahlen statt, die für weitere Überraschungen sorgen könnten.

Das protektionistische Mantra der neuen Regierung wird wichtige Handelsabkommen torpedieren, denen die USA bereits beigetreten sind. Die Aussicht auf höhere Zölle werden einige Staaten nicht gerade begrüßen. Das gilt vor allem für Schwellenländer, die im Export die Hauptquelle ihres wirtschaftlichen Wachstums sehen.

Davon abgesehen wird es Trump jedoch schwer haben, alle Wahlversprechen zu erfüllen, besonders in Bereichen, in denen er auf die Unterstützung von Republikanischer Partei und Kongress angewiesen ist – die „Grand Old Party“ ist innerlich gespalten, und im Kongress haben die Demokraten die Mehrheit im Senat.

Es wird ein paar Tage dauern, bis sich der Staub gelegt hat. Wahrscheinlich wird dann als unmittelbare Folge des Wahlausgangs „sell America“ die Devise sein – mit negativen Auswirkungen auf amerikanische Anleihen und Aktien.“

Angel Agudo, Fondsmanager des Fidelity America Fund:

„Ungeachtet der anfänglichen Reaktion der Börsen glaube ich nicht, dass der Wahlausgang in den USA darüber entscheidet, wie sich die Märkte langfristig verhalten werden. Zahlreiche Studien belegen, dass die Performance der US-Börse nur in begrenztem Maße davon beeinflusst wird, wer eine Präsidentschaftswahl gewinnt – das dürfte diesmal nicht anders sein. Bevor ich den möglichen Auswirkungen des Wahlausgangs auf verschiedene Bereiche der Wirtschaft nachgehe, möchte ich noch daran erinnern, dass die Machtbefugnisse des US-Präsidenten in ein System der Gewaltenteilung zwischen Exekutive, Legislative und Judikative eingebettet sind. Sämtliche Bundesgesetze müssen vor dem Inkrafttreten vom amerikanischen Kongress verabschiedet werden. Aufgrund der Gesetzgebungsstruktur wird es jedoch schwierig sein, extreme politische Ansichten durchzusetzen – unabhängig von der republikanischen Mehrheit im Kongress. Für Anleger ist es deshalb wichtig, den Blick weiter auf die Fundamentaldaten der Unternehmen zu richten und sich von dem Getöse und der Volatilität in Wahlkampfzeiten nicht beirren zu lassen.

Kurzfristig höhere Volatilität an den Börsen erwartet

Sicher wird Trumps Wahlsieg zunächst einmal größere Schwankungen an den Börsen auslösen, da die Märkte ja von einem Sieg Clintons ausgegangen waren. Bei Themen wie Staatsausgaben, Geldpolitik, Handel und Gesetzgebung erwarten die meisten Beobachter von Trump, dass er mit seinem Auftreten in bisher unbekannter Weise für Verunsicherung sorgen könnte. US-Staatsanleihen und Gold könnten infolgedessen kurzfristig von Geldströmen in „sichere Häfen“ profitieren, da vielen Anlegern nach dem Wahlsieg von Donald Trump nicht der Sinn nach Risiken stehen dürfte. Kurzfristig erwarte ich wegen der Fragezeichen, die über der künftigen Handelspolitik der USA schweben, auch stärkere Schwankungen des US-Dollars. Umfangreiche Konjunkturprogramme, die „Repatriierung“ von Kapital und eine protektionistische Politik sollten der amerikanischen Währung Auftrieb verleihen, besonders gegenüber dem mexikanischen Peso und dem Renminbi. Die Handelsabkommen mit Mexiko und China waren in Trumps Wahlkampf wiederholt Zielscheibe von Kritik. Auch die drastische Begrenzung der Einwanderung war ein zentrales Thema der Wahlkampagne des künftigen US-Präsidenten. Am stärksten betroffen sind von den Vorschlägen zur Einwanderung Branchen mit großem Niedriglohnsektor. Bestes Beispiel dafür ist die Agrarbranche (Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei), wo eine beträchtliche Zahl von Arbeitskräften ohne Papiere beschäftigt ist.

Bei Aktien hätte – nach einer kurzen anfänglichen Phase der Volatilität – eine Senkung der Körperschaftssteuer (falls sie wie geplant umgesetzt wird) kurz- bis mittelfristig einen positiven Effekt. Bei den Branchen sollte der Gesundheitssektor durch die Wahlniederlage Clintons zunächst Auftrieb erhalten. Künftig wird es dann darauf ankommen, welche Pläne Trump für den „Affordable Care Act“ („Obamacare“) und die Arzneimittelpreise präsentiert. Auch der Finanzsektor könnte zu den Gewinnern zählen, sofern Trump sein Wahlversprechen hält und sich für weniger Regulierung stark macht.

Höhere Infrastrukturausgaben ab 2017

Bei allen Unterschieden zwischen den beiden Kandidaten gab es doch ein Thema, bei dem sich Clinton und Trump einig waren: die Staatsausgaben. Aus Sicht beider stößt die Geldpolitik allmählich an ihre Grenzen, und deshalb werden wohl staatliche Ausgabenprogramme der nächste Hebel sein, der betätigt wird. Genauer gesagt geht es um die Infrastrukturausgaben. Nach Jahrzehnten der Vernachlässigung hat die marode amerikanische Infrastruktur zweifellos einen Bremseffekt auf das Wachstum. In den letzten Jahren wurden überdies Einschnitte im Rüstungsetat der USA vorgenommen. Weitere bedeutende Kürzungen wird es wohl angesichts der internationalen Sicherheitslage nicht geben. Vor allem die Republikaner gelten als Befürworter einer starken Verteidigung, und es überrascht deshalb nicht, dass Donald Trump mehr Geld für die Rüstung ausgeben will. Da Trump und Clinton auf diesen Feldern ähnliche Standpunkte vertreten, hat der Markt ihre Haltung zum Teil schon in die Kurse eingepreist. In beiden Bereichen bieten sich dennoch sehr interessante Chancen für Anleger.

Fokus auf Fed-Meeting im Dezember

Sobald der Markt nach dem Wahlkampftrubel und den ersten Reaktionen auf den Wahlausgang wieder zur Ruhe gekommen ist, wird sich die Aufmerksamkeit auf die US-Notenbank (Fed) und deren nächste Zinserhöhung richten. Die Inflation und die Einkommen in den USA steigen seit einiger Zeit, und bis vor kurzem galt eine Zinserhöhung im Dezember als äußerst wahrscheinlich. Man wird sehen, ob der unerwartete Wahlsieg von Donald Trump Auswirkungen auf die Entscheidung der Fed haben wird. Die US-Wirtschaft wird in guter Verfassung ins Jahr 2017 starten, und die positive Entwicklung dürfte in moderatem Tempo andauern. Eine günstige Beschäftigungslage, ein robuster Konsum und die anhaltende Erholung am Häusermarkt dürften der Konjunktur Impulse geben. Allgemein lassen sich in den USA nach wie vor eine Fülle interessanter Anlagemöglichkeiten finden. Zu beachten ist jedoch, dass der Konjunkturzyklus ein fortgeschrittenes Stadium erreicht hat – die Gewinnmargen sind insgesamt hoch und auch die Kurs-Gewinn-Verhältnisse sind nicht gerade niedrig. Ein selektives Vorgehen ist im derzeitigen Marktumfeld besonders wichtig.

Langfristig könnten Unternehmen von niedrigeren Steuern profitieren

Von der anfänglichen Reaktion abgesehen, ist der Wahlausgang für US-Wertpapiere jedoch keineswegs nur negativ. Trump war immer ein starker Befürworter niedrigerer Steuern für Firmen und Privathaushalte. Falls er seinen Worten Taten folgen lässt, sollte der Unternehmenssektor davon im Endeffekt profitieren.

Eine wesentlich expansivere Haushaltspolitik wird es für die neue US-Regierung nicht einfacher machen, einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen. Im März 2017 steht die nächste Debatte über die Schuldengrenze auf der Agenda – sie wird in Washington vermutlich noch mehr als bisher ein Dauerthema sein. Das ins Auge gefasste Konjunkturprogramm wird laut einer ersten Schätzung zur Verdoppelung der Staatsschulden innerhalb der nächsten zehn Jahre und zu einer dramatischen Ausweitung des Primärdefizits der USA führen (auf Basis des Penn-Wharton-Haushaltsmodells).

Eine Zunahme von Volatilität und Ungewissheit könnte die US-Notenbank (Fed) veranlassen, die Zinsen auf ihrer Dezember-Sitzung unverändert zu lassen – entgegen den Erwartungen, die bis vor kurzem allgemein gehegt wurden.

Schon bald wird die Börse jedoch eine restriktivere Haltung der Fed einpreisen, und sei es nur als Reaktion auf die hohe Dosis haushaltspolitischer Stimuli, die die neue Regierung verabreichen wird. Alles in allem ist das kein günstiges Umfeld für US-Staatsanleihen. Ihre Kurse dürften unter Druck geraten, und die Renditekurve wird weiter an Steilheit gewinnen.“

Nick Peters, Multi-Asset-Fondsmanager:

„Anders als von politischen Beobachtern, Demokraten und selbst zahlreichen Republikanern erhofft, wird Donald Trump der nächste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. An den Märkten stößt das vermutlich auf wenig Zustimmung angesichts der restriktiven Vorhaben Trumps in Sachen Einwanderung und Freihandel, die das Wachstum der US-Wirtschaft bremsen könnten.

Mit Trump als Präsident werden auch die politischen Unwägbarkeiten zunehmen und wird das Vertrauen in ein offenes Welthandelssystem untergraben. Wie diese zugegebenermaßen abstrakten Risiken von den Märkten eingepreist werden, lässt sich derzeit kaum abschätzen. Wahrscheinlich ist jedoch, dass sie der Stimmung einen spürbaren Dämpfer versetzen. Allerdings dürfte Präsident Trump mit vielen seiner Pläne am Kongress scheitern, und selbst die Republikaner werden einigen seiner Vorschläge wohl eine Absage erteilen.

Für die Schwellenländer gehen mit einer Präsidentschaft Trumps zahlreiche Risiken einher. So wird der US-Präsident seinen Einfluss auf die Wirtschaftspolitik mit Blick auf die Schwellenländer geltend machen, z.B. in Form höherer Handelszölle und -hemmnisse, einer Neuverhandlung des NAFTA-Abkommens oder indem er Länder wie China oder Korea, die ihre Währung manipulieren, an den Pranger stellt. Wirtschaftliche Gründe könnten zwar dazu führen, dass den starken Worten keine ebensolchen Taten folgen. Aber vor allem in Mexiko könnte die Stimmung auf einen Tiefpunkt sinken.“

Siehe auch

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