Pressemitteilung Allianz Global Investors: Willkommen in einem volatilen Jahr 2015

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 Allianz | Frankfurt, 16.01.2015.

Es war ein volatiler Start in das neue Jahr, geprägt von gestiegenen politischen Spannungen, der anhaltenden Divergenz in der internationalen Notenbankpolitik und der Unsicherheit über die Ölpreisentwicklung.

Mit einem Preisverfall von über 50% seit Mitte 2014 auf Notierungen von unter 50 US-Dollar pro Barrel erreichte dieser zuletzt ein neues Mehrjahrestief. Blickt man zudem auf die 10-jährigen nominalen Anleiherenditen, die kürzlich neue Allzeittiefs markierten sowie die aktuell eingepreisten Inflationserwartungen der G3-Staaten (USA, Japan und Europa), werden die Sorgenfalten hinsichtlich eines deflationären Wirtschaftsumfelds immer tiefer.

Und neue Nahrung bekam das (globale) Deflationsszenario von der realökonomischen Seite. Im Euroraum fiel die Inflationsrate im Dezember, bedingt durch den starken Rückgang des Ölpreises, in den negativen Bereich (-0.2% gegenüber Vorjahr). Japans Kerninflationsrate war den vierten Monat in Folge rückläufig und Chinas Produzentenpreise verzeichnen seit fast 3 Jahren ein negatives Wachstum. Und auch wenn der Arbeitsmarktbericht in den USA vergangenen Freitag einen kräftigen Stellenaufbau widerspiegelte, fallen die durchschnittlichen Stundenlöhne im Jahresvergleich auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2012 zurück.

Geldpolitisch könnte das bedeuten: Das ohnehin nur moderate US-Lohnwachstum gilt als ein wichtiger Grund, warum die US-Notenbank Fed mit ihrer Zinswende zögert. Für die Europäische Zentralbank (EZB) bleiben Staatsanleihekäufe aus unserer Sicht eine Möglichkeit – umso mehr, nachdem die schweizerische Notenbank ihren seit mehr als drei Jahren geltenden Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken völlig überraschend gekippt hat – während die Bank of Japan ihre Inflationserwartung im Laufe des Jahres anpassen und im Zuge dessen weitere geldpolitische Maßnahmen unternehmen dürfte, um die Inflationsrate wieder in Richtung 2% steigen zu lassen. Darüber hinaus könnten nach Indien auch China und weitere asiatische Staaten ihre geldpolitischen Zügel lockern.

Insgesamt bleiben wir jedoch dabei, dass der aktuelle disinflationäre Trend kein Vorbote für künftige Deflation ist. So sollte der Ölpreisschock sich wachstumsunterstützend auszeichnen , u.a. in der Form, dass das globale Wirtschaftswachstum nahe am Potential in den kommenden Quartalen möglich erscheint. Die zuletzt besseren Einzelhandelsumsätze, insbesondere in der Eurozone, könnten sich über die kommenden Monate hinweg zu einer wichtigen Stütze für das Wirtschaftswachstum entwickeln. Und in Japan wie auch in China wurden neben höheren Exporten auch der stark gefallene Ölpreis als Gründe für einen Überschuss in der Leistungs- und Handelsbilanz angeführt. Im Kontext von gesunkenen Rohstoffkosten dürfte daher auch mit Spannung die in der abgelaufenen Woche begonnene Q4-Berichtssaison verfolgt werden.

Mit Blick auf die kommende Woche richtet sich der Fokus der Marktteil-nehmer vornehmlich auf Europa und dezidiert auf die Europäische Zentralbank. Nach der Bekanntgabe der Bewertung des Generalanwalts des Europäischen Gerichtshof (EuGH) über das sogenannte OMT-Programm der EZB aus dem Jahr 2012, welches unter bestimmten Auflagen grundsätzlich mit den europäischen Verträgen vereinbar scheint, wird nun mit Spannung auf die geldpolitische Sitzung der EZB (Do) geblickt. Die mittelfristigen Inflationserwartungen in der Eurozone (5y5y Inflationsswaps) sind zuletzt auf ein neues Tief von 1,5% gefallen. Um ein weiteres Abgleiten zu verhindern, scheint für den Großteil der Marktakteure die eigentliche Frage nur noch zu sein, welches Volumen und welche Zusammensetzung ein „Quantitative Easing Eurozone“, d.h. ein breit angelegtes Anleihekaufprogramm, hätte. Den konjunkturellen Abschluss bilden die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes (Fr), wenn-gleich die Parlamentswahlen in Griechenland am Sonntag mit Argus-augen verfolgt werden dürften.

In den USA stehen im Laufe der Woche eine Reihe von Immobilien-marktdaten an, die allesamt ein anhaltend positives Bild zeichnen dürf-ten, gefolgt von den wöchentlichen Arbeitsmarktzahlen (Do) und eini-gen Frühindikatoren (Do und Fr).

Mit Blick nach Asien dürften vorrangig die realökonomischen Daten aus dem Reich der Mitte Beachtung finden. Am Dienstag veröffentlicht China sein Wirtschaftswachstum für das vierte Quartal 2014 bzw. die Industrieproduktion für Dezember 2014, während am Freitag der vor-läufige HSBC Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe ansteht.

Der Ausblick für die kommende Woche steht und fällt mit der EZB-Entscheidung am Donnerstag. Sollte der EZB-Rat für ein europäisches QE-Programm votieren, dürfte es risikobehaftete Vermögenswerte stützen, wenngleich im Zuge bereits hoher Markterwartungen ein möglicher Preiseffekt nur von kurzer Dauer sein könnte. Sollte es zu keiner Entscheidung bzgl. eines Anleihekaufprogramms kommen, könnte Mario Draghi im Gegenzug ein klares Signal an die Märkte zu einer womöglich baldigen Umsetzung von QE senden. Für die eine wie für die andere Möglichkeit dürfte eines klar sein: die Volatilität dürfte ansteigen.

Willkommen in einem volatilen Jahr 2015, meint Ihr Stefan Scheurer

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