Allianz | Frankfurt, 01.04.2016.
In den letzten Wochen bestimmten erneut drei Treiber das Börsenge-schehen – diesmal allerdings mit umgekehrtem Vorzeichen: Angesichts eines schwächeren US-Dollar (siehe Grafik der Woche), einer Erholung der Rohölpreise von ihren Tiefständen und angesichts Konjunkturdaten, die die ausgeprägten Sorgen um eine Weltrezession entkräfteten, stellte sich eine Beruhigung an den Börsen ein.
Wendepunkt 1: Ende der Dollarstärke in Sicht
Die erwartete Zinsdifferenz zwischen Währungsräumen ist ein zentra-ler Faktor der Wechselkursentwicklung.
Die Bank of Japan (BoJ) und die Europäische Zentralbank (EZB) haben im ersten Quartal ihre Geldpolitik weiter gelockert, um für einen stärkeren Verbraucherpreisauftrieb zu sorgen. Schon machen Spekulationen um die Einführung von „Helikoptergeld“ als letzter Handlungsoption die Runde. Im Gegensatz dazu hat die US-Notenbank Fed Ende 2015 bereits eine erste Leitzinserhöhung vorgenommen. Auf seiner jüngsten Sitzung schlug der Offenmarktausschuss (FOMC) aber „taubenhaftere“ Töne an. Der Zinserhöhungspfad sollte daher sehr flach verlaufen – und die Geldpolitik der großen Notenbanken dürfte sich vorerst weniger stark auseinanderbewegen.
„Der überwiegende Teil der Aufwertungsbewegung des US-Dollar liegt bereits hinter uns.“
In Kombination mit der fundamental ambitionierten Bewertung des US-Dollar spricht dies dafür, dass der überwiegende Teil der Aufwertungsbewegung bereits hinter uns liegt. Damit einher gingen übrigens weniger Sorgenfalten für die Wirtschaftspolitiker Chinas. Denn ein schwächerer Greenback senkt den Abgabedruck auf die heimische Währung Renminbi, die sich seit August 2015 in einer holprigen Über-gangsphase zu einem flexibleren Wechselkursregime befindet. Den-noch: Ein weiteres Überschießen des Dollar ist kurzfristig möglich, da die Geldmärkte aktuell noch weniger Zinsschritte einpreisen als es die Vorhersagen der FOMC-Mitglieder („dots“) erwarten lassen.
Wendepunkt 2: Märkte legen übertriebene Konjunkturängste ab Ausgeprägte Sorgen um eine mögliche „harte Landung“ Chinas anstelle einer kontrollierten Wachstumsverlangsamung einerseits und um ein
Ende des bereits weit fortgeschrittenen US-Aufschwungs andererseits hatten zu Jahresbeginn für Unsicherheit gesorgt. Insgesamt dürfte die Weltkonjunktur zwar vergleichsweise „blutleer“ bleiben, sich aber etwa
im Rahmen des Wachstumspotenzials entwickeln. So zeichnet sich im verarbeitenden Gewerbe der USA, das im Fokus der Sorgen um die USKonjunktur stand, ein Frühlingserwachen ab. Die Dollarstärke und die
spürbar nachgebenden Investitionsausgaben im Energiesektor hatten die Industrieproduktion belastet. Die nun beginnende Gewinnberichtssaison zum ersten Quartal 2016 dürfte zwar keine Euphorie auslösen,
aber im Rahmen der nach unten korrigierten Erwartungen verlaufen.
Wendepunkt 3: Rohölpreis sucht Gleichgewicht in engen Bandbreiten Da die Rohölnotierungen in US-Dollar gehandelt werden, unterstützt ein schwächerer Dollar Preissteigerungen außerhalb der USA. Eine Rolle für die jüngste Erholung spielen darüber hinaus Hoffnungen auf eine Begrenzung der Ölfördermengen. Weitere Impulse sind von dem nächsten Treffen wichtiger Förderländer am 17. April in Doha zu erwarten. Dass das weltweite Überangebot nur langsam schrumpfen dürfte,beschränkt freilich das Aufwärtspotenzial des Ölpreises.
Was bedeutet dies für Kapitalanleger?
Die von der Fed angeschlagene „taubenhaftere“ Tonart unterstützt niedrigere Realrenditen und steigende US-Inflationserwartungen.Aufgrund der noch flacheren eingepreisten Leitzinserhöhungserwartungen
bleiben US-Staatsanleihen rückschlaggefährdet. Der Euro-Rentenmarkt wiederum wird von dem ausgeweiteten EZB Kaufprogramm getrieben. Risikoreichere Anlageklassen wie Aktien dürften angesichts abnehmender Konjunktursorgen unterstützt bleiben, allerdings mit einer erheblichen Schwankungsbreite. Es empfiehlt sich daher nach wie vor, breit über die Vermögensklassen zu streuen.
Positive Wendepunkte wünscht Ihnen Ihre
Ann-Katrin Petersen, Vice President,Global Capital Markets &Thematic Research