Pressemitteilung Allianz Global Investors: „Es weihnachtet (auch an den Kapitalmärkten)“

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 Allianz | Frankfurt, 12.12.2014.

„Süßer die Glocken nie klingen?“ Daran zweifelte allerdings so manch‘ Anleger in der abgelaufenen Woche. Denn während der Dow Jones zum Wochenauftakt nur kurzweilig die 18.000er-Marke ins Visier nahm, prägten auch an der Shanghaier Börse nach der Einführung verschärfter Restriktionen am Anleihemarkt Gewinnmitnahmen das Bild. Letzteres zeigt einmal mehr, dass Liquiditätsrisiken nicht zu unterschätzen sind.

„Beständig rieselt die Notenbankliquidität“ derweil im Euroraum, wenngleich die Inanspruchnahme des zweiten zielgerichteten Langfristtender der Europäischen Zentralbank (EZB) im Volumen von 130 Mrd. Euro niedriger als erwartet ausfiel. Die bis Februar durch die Rückzahlung der Dreijahrestender drohende erhebliche Verkürzung der EZB-Bilanz um ca. 270 Mrd. Euro wird es den Währungshütern zunächst erschweren, ihre Bilanzsumme wie beabsichtigt auszuweiten.

Geldpolitische Divergenz wird eines der beherrschenden Investmentthemen für 2015 sein. Denn nicht nur in den G4-, auch in den BRIC-Staaten rodeln die Notenbanker in unterschiedliche Richtungen: Der Aussicht auf weitere „geldpolitische Geschenke“ in China, wo die November- Inflation auf ein Fünfjahrestief fiel, und Indien stehen „zinspolitische Ruten“ in den Rohstoffexporteuren Brasilien und Russland gegenüber.

„Zweimal werden wir noch wach“ in Griechenland, das den Rettungsschirm erst zwei Monate später, d.h. Ende Februar, verlassen wird. Dem für 2015 anvisierten ausgeglichenen Haushaltsbudget zum Trotz sollte im Anschluss eine vorsorgliche Kreditlinie eingerichtet werden. Dennoch wäre der Ausstieg aus dem klassischen Hilfsprogramm als vorletztes Krisenland (vor Zypern) als Meilenstein zu bewerten. Daher löste die überraschend auf den 17. Dezember vorverlegte erste Runde der Präsidentschaftswahl einen Kursrutsch an den griechischen Finanzmärkten aus – ohne Mehrheit drohen zu Jahresbeginn vorgezogene Parlamentswahlen. Politische Stabilität und eine handlungsfähige Regierung in Athen sind aber unabdingbar, um die wirtschafts-politischen Herausforderungen Hellas‘ zu meistern.

Das Ergebnis der Parlamentswahlen in Japan läutet die kommende Handelswoche ein. Treffen die Prognosen zu, wird der amtierende Ministerpräsident Shinzo Abe, auf dessen Wunschzettel die nachhaltige Wiederankurbelung der Wirtschaft Nippons steht, als klarer Sieger hervorgehen. In diesem Sinne sollte die Bank of Japan am Freitag an der massiven Reflationierungspolitik festhalten – der bislang bedeutendste und konkreteste Aspekt der „Abenomics“. In Anbetracht der beständig rieselnden Liquidität, der Yen-Schwäche und verschobenen Mehrwertsteuererhöhung dürfte der vierteljährliche Tankan-Bericht (Mo) eine aufgehellte Unternehmerstimmung signalisieren.

Am Dienstag rückt der HSBC-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe Chinas in den Blickpunkt. Sollte die Stimmung der Einkaufsmanager signalisieren, dass die Privatwirtschaft weiter an Fahrt verliert, dürfte dies die Fantasie der Börsianer nach weiteren Stimuli aus Peking befeuern. Kürzlich wurden bereits Forderungen chinesischer Banken nach einem gesenkten Mindestreservesatz laut.

Den Gipfel der vorweihnachtlichen Börsenwoche bildet die Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC), in deren Rahmen die Fed-Banker ihre frischgebackenen Wirtschaftsprojektionen präsentieren. Im Vorfeld sollten der Empire State Manufacturing Index (Mo) sowie die US-Industrieproduktion und -Kapazitätsauslastung (Mo) unsere Einschätzung untermauern, dass der unterliegende Inflationsdruck allmählich zunimmt. Der FOMC könnte daher die Passage, der Leitzins bliebe für einen „beträchtlichen Zeitraum“ nahe der Nulllinie, streichen. Die Stärke des US-Dollar dürfte dementsprechend anhalten.

In Großbritannien wiederum liefern Verbraucherpreis- (Di) und Arbeitsmarktdaten (Mi) Zutaten für den künftigen Kurs der Bank of England, die sich am Mittwoch in ihr Rezeptbuch schauen lässt. „Froh und munter“ in das neue europäische Aktienjahr? – Im Euroraum beleuchten eine Reihe von Frühindikatoren die Konjunkturperspektiven zum Jahresauftakt, darunter die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes (Di), der ifo- (Do) und französische Geschäftsklimaindex (Fr). Wir erwarten nach wie vor ein Auslaufen des derzeitigen Revisionszyklus am Jahresende, das gemeinsam mit der graduellen Stabilisierung der Makrodaten (siehe Grafik der Woche) das Türchen für positive Überraschungseffekte, und damit Rückenwind für die europäischen Börsen, öffnete. À propos Wachstumsperspektiven: Auf dem EU-Gipfel (Do-Fr) sollten die Staats- und Regierungschefs ihr Einverständnis zu Junckers Investitionsplan geben.

„2015, Investoren, wird’s was geben“ – Gleichzeitig dürfte uns das Thema Disinflation vorerst begleiten und ein weiteres Abgleiten der Gesamtinflationsrate in der Eurozone ist bei einem fortgesetzten Ölpreisrückgang nicht auszuschließen. Während sich für den EZB-Rat bei der Neubewertung des bislang geschnürten geldpolitischen Bündels am 22. Januar zwei kritische Fragen stellen dürften…

1. Gehen die gesunkenen Energiepreise mit Zweitrundeneffekten einer?

2. Wie reagieren die Inflationserwartungen auf den voraussichtlichen Rückgang der Gesamtinflationsrate?

…scheint für den Großteil der Marktakteure die eigentliche Frage nur noch zu sein, welches Volumen und welche Zusammensetzung der prall gefüllte Gabentisch eines „Quantitative Easing Eurozone“, d.h. breiter angelegten Anleihekaufprogramms, hätte.

Aber seit Kindertagen wissen wir: Selten werden zu Weihnachten sämtliche Wünsche erfüllt.

Besinnliche Weihnachtsfeiertage und ein gesundes, erfolgreiches neues Jahr wünscht Ihnen
Ann-Katrin Petersen, Assistant Vice President, Global Capital Markets & Thematic Research

Siehe auch

Pressemitteilung JP Morgan Asset Management: Chinesische Handelsbeziehungen nach dem Handelskonflikt 2018 neu geordnet

JP Morgan | Frankfurt, 12.12.2024. Nach einer Schwächephase in jüngster Zeit zeigt das chinesische verarbeitende Gewerbe nun einige Anzeichen der Besserung. Die Caixin-Umfrage für das verarbeitende Gewerbe vom November hat die Erwartungen deutlich übertroffen und die neuen Exportaufträge erreichten ihren höchsten Stand seit sieben Monaten. Zwar könnten wiederauflebende handelspolitische Spannungen zwischen den USA und China …

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