Allianz | Frankfurt, 17.04.2015.
Während die EZB ihr QE-Programm weiter ausfährt (Stand 10. April hat sie im Rahmen ihres PSPP-Programms Anleihen im Wert von 61,7 Mrd. Euro gekauft) und die Fed im Datennebel nach der richtigen Strategie sucht, kam die Berichtssaison in der abgelaufenen Woche in Schwung.
Ein Schwung, der in der neuen Woche von den USA ausgehend auf den europäischen Aktienmarkt überschwappen wird. In einer Welt, in der Investitionen in Staatsanleihen in weiten Teilen Verlust bedeuten (die Frage scheint lediglich: vor oder nach Inflation; vgl. Grafik der Woche), geht die Suche nach realen Werten verständlicherweise weiter. Der Club der Länder mit Negativzinsen ist weiter gewachsen und hat an Dramatik gewonnen. In Frankreich rentieren etwa 22% der ausstehenden Staatsschulden unterhalb des EZB-Einlagensatzes von -0,2%. In den Niederlanden sind es 33%, in Deutschland 45%! Was wäre realer als Unternehmensgewinne?
In der kommenden Woche stehen u.a. eine Fülle an Technologiewerten aus den USA an. Interessant ist auch, dass gleich drei große Player an Rohstoffwerten berichten werden, da die Rohstoffpreise seit geraumer Zeit unter Druck geraten sind. Dazu gesellen sich einige Schwergewichte aus Europa, darunter auch einige DAX-30 Werte. Aber auch in Asien ist der Kalender an anstehenden Unternehmensberichten gut gefüllt.
Was die US-Firmen betrifft, ist gesunde Skepsis angebracht. Die (Investment-)Banken, die mit gestiegenen Handelsvolumina und gestiegenen Transaktionen im M&A-Geschäft überraschen können, sind weitestgehend durch. Jetzt müssen die Konsum- und vor allem auch die Exportwerte zeigen, wie sie sich geschlagen haben. Nicht ganz einfach. Das erste Quartalswachstum des US-Bruttoinlandsproduktes dürfte hinter den Erwartungen deutlich zurückgeblieben sein, und der starke Dollar nagt an den Gewinnen. Anders Europa: Der Dividendenreigen ist schon angelaufen, und auf dem alten Kontinent lässt der schwache Euro-Wechselkurs Raum für weitere, positive Überraschungen. Vor allem auch die Ausblicke versprechen erfreulich auszufallen. Der britische Markt könnte von den Energiewerten profitieren, die einen relativ großen Marktanteil haben, und erste Anzeichens eines Turn-around aufweisen.
Die US-Daten sollten dabei noch gewichtiger als sonst sein. Jetzt muss sich zeigen, ob das 2. Quartal hält, was das 1. Quartal versprochen hat – mit allen Implikationen für die Fed, und letztlich auch für die Anleihemärkte. Die Erwartungen einer divergierenden Geldpolitik prägen die Renditedifferenzen auf beiden Seiten des Atlantiks geprägt.
Wichtiger vielleicht noch als der Datenreigen kann das Treffen der Eurogruppe werden, das zum Ausklang der neuen Woche stattfindet. Es wäre der letztmögliche Termin, an dem die griechische Regierung ein überarbeitetes Reformprogramm vorlegen kann. Nur wenn dieses akzeptiert und von der Athener Regierung umgesetzt wird, können die Griechen die noch ausstehenden 7,2 Mrd. Euro aus dem zweiten Hilfsprogramm ausgezahlt bekommen. Die Lage an den Kapitalmärkten mit Blick auf einen GREXIT ist unverändert entspannt. Was lediglich auffällt, ist dass die TARGET-Salden sich über die letzten Monate nicht weiter normalisiert und im Falle Griechenlands deutlich ausgeweitet haben, was ein deutliches Zeichen für die Kapitalflucht ist.
Und das technische Umfeld?
Wie die Flow of Funds-Statistiken zeigen, bleibt Europa in der Gunst der Anleger, wobei wohl noch lange nicht jeder dort investiert hat, wo er gedanklich schon ist. Das lässt eine gewisse Widerstandskraft erwarten, wenn es am US-amerikanischen Markt holpriger werden sollte. Dort zeigen sich technisch einige Divergenzen auf. Besonders das Nachlaufen des Transportsektors fällt ins Auge. Insgesamt scheinen die Aktienmärkte aber bei merklich gestiegenen Volumina weiter äußert risikofreundlich zu sein. Aktien- wie Anleihemärkte der aufstrebenden Staaten zeigen Anzeichen einer Erholung, wobei China bereits voraus gelaufen ist.
Setzen Sie auf reale Werte – Aktien gehören dazu, meint Ihr Hans-Jörg Naumer