Allianz | Frankfurt, 27.01.2017.
Die technologische „Disruption“ (der Bruch des Alten mit dem Neuen) sowie die Geo-Politik gehörten zu den Hauptthemen auf unserem jüngsten Investment Forum in Hongkong. Beide Themen dürften uns an den Kapitalmärkten noch eine ganze Weile beschäf-tigen. Daran erinnerten zum Beispiel die ersten politischen Schritte des neuen POTUS („President of the United States“) Donald Trump. Dieser stellt nicht nur die gesamte Bündnispolitik des Westens in Frage, sondern die Globalisierung gleich mit – und mit ihr jenen Mechanismus, der über Wettbewerb und komparative Standortvor-teile eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten darstellt. Nicht nur für China übrigens, das ein weiterer Agendapunkt für intensive Diskussionen war: Es ist spannend, wie sich das Reich der Mitte auch auf den Kapitalmärkten immer weiter öffnet.
Nach der Phase eines fast schon überschäumenden Optimismus in Hoffnung auf Trump’sche Fiskalpakete setzt jetzt der Realitätscheck ein. Die Geo-Politik bleibt mit der weiteren Konkretisierung des „Brexit“, den Parlamentswahlen in den Niederlanden (März) und den Präsidentschaftswahlen in Frankreich (April) derweilen auf der Agenda.
Die einzige Konstante scheint in diesem Reigen die globale Geldpo-litik zu sein.
Auch hier muss sich allerdings noch zeigen, wie unveränderlich sie am Ende ist. Die von Trump ausgehende Kritik an der Politik von US-Notenbankchefin Yellen nährt Überlegungen, ob der Zinspfad nicht doch steiler als erwartet verlaufen könnte. Allerdings gilt auch: Wer einen schwächeren US-Dollar will, kann keine restriktivere Geldpoli-tik wollen.
Im Euroraum wiederum sieht sich EZB-Präsident Draghi steigenden Inflationsraten gegenüber, die eine nochmalige Verlängerung seines Anleihenkaufprogramms in der jetzigen Form über Dezember 2017 hinaus immer unwahrscheinlicher werden lassen. Trotzdem: Die großen Zentralbanken bleiben mit ihrer Geldpolitik unverändert expansiv und mit einem schnellen Ende der Niedrig-/Negativzinsphase ist nicht zu rechnen.
Erfreulich ist, dass die Konjunkturindikatoren über die letzten Wochen hinweg in nahezu allen wichtigen Wirtschaftsregionen ein immer freundlicheres Bild gezeichnet haben.
Damit am Ende aus der Disruption die schöpferische Kraft der Zerstörung – gemäß Ökonom Joseph Schumpeter – wird, ist aktives Management das Gebot der Stunde: aktiv bei der Titelselektion, um die Gewinner des (technologischen) Wandels herauszufiltern, aktiv bei der Wahl der Anlagesegmente, um die Volatilität zu nutzen.
Über alle Disruption hinaus sollten Geldpolitik, Konjunktur und Unternehmensgewinne die risikoreicheren Anlagegattungen begünstigen.
Bleiben Sie schöpferisch, meint Ihr
Hans-Jörg Naumer