Wie begegnen Fondsgesellschaften den Regularien der Mifid II? Christoph Bergweiler, Deutschlandchef von J.P. Morgan Asset Management, erläutert im Interview die wichtigsten Punkte.
DAS INVESTMENT: Wie bereiten Sie sich konkret auf die neuen Regularien vor?
Christoph Bergweiler: Als Niederlassung unserer Luxemburger Muttergesellschaft arbeiten wir aus Luxemburg, gemeinsam mit unseren Frankfurter Spezialisten, an der Umsetzung europäischer Regularien für den lokalen Markt. In Deutschland liegt der Schwerpunkt unserer Vorbereitungen bisher darauf, uns aktiv mit unseren Vertriebspartnern auszutauschen und zudem im engen Dialog mit nationalen Verbänden wie etwa dem BVI zu stehen. Es ist uns wichtig, etwaige Herausforderungen der Umsetzung aus Sicht der Beraterinnen und Berater zu verstehen. Es gilt für uns als Produktanbieter zu verstehen, wie die Anforderungen in der kompetenten Wertpapierberatung aussehen und welche Schnittstellen zu berücksichtigen sind.
Welche der Eingriffe macht Ihnen am meisten Kopfzerbrechen?
Bergweiler: Regulierung bereitet uns kein Kopfzerbrechen, sondern ist als eine Anforderung an professionelle Anbieter zu verstehen. Wesentlich ist es aus meiner Sicht vielmehr, die Implikationen neuer Regularien sowohl aus Sicht unserer Industrie wie aber auch der Berater zu verstehen. Beispielsweise ist es für uns als Industrie von großer Relevanz, die Definition des Zielmarkts in der Mifid II zu verstehen und möglichst über die Produktgruppen eines Beraters hinweg eine einheitliche Lösung zu finden.
Worauf liegt dabei der Fokus?
Bergweiler: Für uns als Fondsindustrie ist es sicherlich wichtig, in den Abstimmungen deutlich zu machen, dass unser Produkt als Treuhandvermögen bereits weitestgehend reguliert ist und bereits heute große Transparenz für Anleger bietet. Wichtig ist es schlussendlich, eine funktionierende Lösung aus Sicht der Banken, Sparkassen und unabhängigen Vermögensverwalter zu definieren. Wichtig ist als Industrie klar zu artikulieren, dass die Fondsindustrie bereits eine hochregulierte Branche ist.
Wie wird Mifid II den Vertrieb der Asset Manager nachhaltig verändern?
Bergweiler: Vertriebsseitig werden die Änderungen durch Mifid II aus meiner Sicht beispielsweise bei Banken eine stärkere Standardisierung von Produkten für die jeweiligen Vertriebssegmente sowie für die Prozessketten erfordern. Regulierung erfordert oftmals eine noch größere Abstimmung zwischen den Produktanbietern sowie den Banken, Sparkassen und Verwaltern als Beratern der Kunden. Wir sind dankbar, langjährig etablierte Partnerschaften im deutschen Markt zu haben, die einen vertrauensvollen Dialog zu diesen Themen erlaubt.
Wie wird Mifid II die Kosten im Asset Management verändern?
Bergweiler: Generell gibt es einen Trend zu größerer Kostentransparenz und dies wird durch Mifid II noch verstärkt. Zuwendungen, die der Vertrieb im Zusammenhang mit einer dauerhaften Beratungsdienstleistung erhält, werden aus unserer Sicht weiter zugelassen werden, was im Sinne einer für viele Investoren zugänglichen Beratung wichtig ist. Der Blick nach Großbritannien zeigt, dass die Abschaffung von Retrozessionen für viele Anleger den Zugang zu einer Beratungsleistung erschwert hat oder sie eine Beratung gar nicht mehr erhalten.
Wie sind Sie hier aufgestellt?
Bergweiler: Wir haben zum 30. Juni 2015 einen weiteren Schritt in die Richtung größerer Kostentransparenz umgesetzt und unsere operativen und administrativen Aufwendungen für einen großen Teil unserer Publikumsfonds der Luxemburger SICAV-Fondspalette Gebühren reduziert. Damit geben wir die Skalenvorteile aus dem kontinuierlichen Wachstum unserer Fonds an die Anleger weiter und bieten Klarheit über die maximale Höhe der möglichen Verwaltungsaufwendungen – diese Vorgehensweise ist industrieweit bislang einzigartig.
Von: Oliver Lepold
Quelle: DAS INVESTMENT.