Das Investment: LinkedIn und Twitter – Mobius liefert Antworten auf Leserfragen

sjb_werbung_das_investment_300_200 SJB | Korschenbroich, 02.04.2014. Anfang 2014 standen die globalen Aktienmärkte vor Herausforderungen. Trotzdem ist Mark Mobius vom Potenzial der Schwellenmärkte überzeugt.

Lesen Sie, was Anleger mit Blick auf Länder wie Mexico, Dubai & Co. bewegt, und welche Meinung der Experte zu den LinkedIn- und Twitter-Fragen hat.

Ich kann leider nicht immer direkt auf Ihre Fragen antworten, freue mich aber von meinen Lesern zu hören und schätze deren Meinung. Hier sind meine Antworten auf einige der Fragen, die mir in letzter Zeit gestellt wurden.

John, Schweiz (über LinkedIn): Mich interessiert Ihre Meinung zu den Aussichten für Lateinamerika.

Mark Mobius: Die brasilianische Regierung hat sich in mancher Hinsicht in eine Richtung bewegt, die wir ein wenig beunruhigend finden. Insbesondere die Rufe nach rückwirkenden Steuerforderungen für mehrere Jahre bereiten Grund zur Sorge. Es besteht bereits Unbehagen im Markt in Hinsicht auf die öffentlichen Finanzen und die Bestrebungen der Regierung Kosten einzusparen.

Eine offensichtlich retroaktive Besteuerung würde die positive Anlegerstimmung im Zusammenhang mit der FIFA Fußballweltmeisterschaft, die später in diesem Jahr in Brasilien stattfinden soll, und den Olympischen Sommerspielen 2016 gefährden. Unseren Erwartungen zufolge wird der Zustrom der etwa 600.000 Besucher der Weltmeisterschaft dem brasilianischen Unternehmenssektor (z.B. Brauereien und Hotels) einen unmittelbaren Schub verleihen. Das Land dürfte auch langfristig von den erheblichen Infrastrukturinvestitionen profitieren können.

Wir sehen das vor Kurzem in Mexiko umgesetzte Reformprogramm langfristig potenziell äußerst positiv. Die Reform der mexikanischen Energiepolitik zum Beispiel dürfte sich als äußerst relevant erweisen, wenn die neuen, marktfreundlicheren Regelungen erst besser verstanden werden. Anleger werden aber voraussichtlich zunächst abwarten bis Einzelheiten bestätigt werden, bevor sie handeln.

Zwischenzeitlich wurden die Andenmärkte Peru und Chile Opfer der Volatilität der Rohstoffpreise. Wir glauben aber, dies dürfte durch die relativ kostenniedrige Produktion in den Minen in Peru und Chile und durch die Dominanz von Kupfer in diesen Regionen ausgeglichen werden.

Kupfer ist ein wichtiges Industriemetall mit relativ stabilen Nachfragemerkmalen. Außerdem kann man in beiden Märkten ein kontinuierliches Anwachsen eines hohen Verbraucheranteils in der Bevölkerung beobachten, was eine interessante alternative Perspektive für Anlagegelegenheiten außerhalb des Rohstoffsektors bieten könnte.

Alexander, Kanada (über LinkedIn): Wie bewerten Sie das Investitionsrisiko in Georgien mit Blick auf die geopolitischen Interessen Russlands?

Mobius:
Wir glauben, die neue Führung in Georgien ist recht realistisch was die Notwendigkeit guter Beziehungen mit Russland betrifft. Gleichzeitig ist das Land Teil Europas und bewegt sich auf Europa zu. Seit der Unabhängigkeit konnte die politische Führung in Georgien die Korruption weitgehend erfolgreich bekämpfen und den öffentlichen Dienst solider aufstellen.

Das Land gilt nun laut „Ease of Doing Business” Umfrage der Weltbank als einer der verlässlichsten Orte der Welt um Geschäfte zu tätigen. Georgien stand 2013 in der Rangliste auf Platz acht von 189, eine erhebliche Verbesserung von Rang 133, den das Land noch 2005 einnahm.

Robert (über LinkedIn): Wie reduzieren Sie in Ihren Portfolios starke Währungsschwankungen? Nutzen Sie harte Werte?

Mobius:
Wir versuchen Währungsschwankungen zu unserem Vorteil zu nutzen. Ist ein Unternehmen zum Beispiel ein Exporteur und die Kosten des Unternehmens entstehen in Lokalwährung, während die Exportumsätze in US-Dollar oder anderen ausländischen Währungen erzielt werden, dann versuchen wir mitunter die Schwäche der Lokalwährung zu nutzen, indem wir mehr Aktien dieses Unternehmens kaufen.

Wir folgen einem Ansatz, den wir „natürliche Absicherung“ nennen. Dabei bewerten wir Währungen mit langfristiger Perspektive auf Grundlage der Kaufkraftparität. Das ist die Angleichung der Wechselkurse zwischen Ländern, die erforderlich ist, damit der Austausch der gleichen Kaufkraft in beiden Währungen entspricht. Auf Grundlage dieser Analyse bewerten wir dann das individuelle Unternehmen. Wir setzen daher normalerweise keine Derivate zur Absicherung ein.

Ein typisches Portfolio umfasst mehr als 20 verschiedene Währungen. Bei Währungen, für die Absicherungen über Derivate erhältlich sind, kostet die Absicherung in der Regel genauso viel wie der erwartete Währungsverlust an sich ausmacht. Für viele der kleineren Währungen in den Schwellenmärkten gibt es auch einfach keine Absicherung.

Wir analysieren sorgfältig die Währungen aller Länder, in denen wir investieren. Damit befasst sich ein Wirtschaftsexperte in Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Analysten für das Land. Sie prognostizieren gemeinsam die Währungsentwicklung. Diese Prognosen fließen direkt in die Analysen der jeweiligen Analystenmodelle ein.

Es bestand sicherlich eine hohe Volatilität im Devisenmarkt. Einige Währungen haben gegenüber dem US-Dollar zugelegt, mehrere andere haben Wert verloren. Im Rahmen unserer Bewertung der Unternehmen, in die wir investieren, beurteilen wir auch die Auswirkungen der Währungsentwicklung. Oft können Währungsverluste für einzelne Unternehmen sogar positiv sein.

So konnten zum Beispiel einige indische Unternehmen im Bereich IT-Outsourcing von Kursverlusten der Rupie profitieren. Diese Unternehmen erzielen ihre Umsätze häufig in ausländischen Währungen, wie US-Dollar oder Euro, während ihre Kosten in Rupien entstehen. So konnten die Aktien dieser Unternehmen in US-Dollar Kursgewinne verzeichnen. Unser gesamter Ansatz in Hinsicht auf Währungen besteht also darin, sie nach ihren Auswirkungen auf die Aktie eines Unternehmens zu bewerten. Wir treffen dann unsere Entscheidungen auf Grundlage der potenziellen Auswirkungsdynamiken.

Scott, USA (über LinkedIn): Wie denken Sie über Polen?

Mobius: Polen hat eine strategische Lage im Herzen Europas zwischen Russland und Westeuropa. Mit einer Bevölkerung von 38 Millionen verfügt das Land über einen großen Binnenmarkt und ein hohes Arbeitskräftepotenzial. Es überrascht vielleicht, dass Polen das einzige Land der Europäischen Union war, das während der globalen Finanzkrise 2008-2009 eine Rezession vermeiden konnte. Obwohl das Wirtschaftswachstum sich seitdem als Folge der Krise in der Eurozone verlangsamt hat, sind die Anzeichen für eine Erholung unserer Meinung nach offensichtlich.

Polens wichtigster Handelspartner Deutschland konnte von einer starken Binnennachfrage, einer steigenden Fertigungsleistung und der Erholung der europäischen Wirtschaft während des vergangenen Jahres insgesamt profitieren. Mit einem Anteil von über 25 Prozent  an den polnischen Exporten und Importen, hat das Wirtschaftswachstum in Deutschland bereits jetzt positive Auswirkungen auf die polnische Wirtschaft. Zur Stimulation der Wirtschaft hatte die polnische Nationalbank außerdem zwischen November 2012 und Juli 2013 die Zinsen um 2,25 Prozent  gesenkt.

Eine Erholung der Nachfrage in wichtigen Exportmärkten und die derzeit historisch niedrigen Zinsen scheinen darauf hinzudeuten, dass das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Polen im Laufe des Jahres 2013 die Talsohle erreicht hat. Prognosen zufolge wird das BIP-Wachstum von 1,3 Prozent in 2013 auf 2,4 Prozent in 2014 und auf 3,3 Prozent bis 2017 steigen.

Des Weiteren steht Polen aufgrund der gut ausgebildeten Arbeitskräfte im Land im Bereich Auslagerung von Dienstleistungen erfolgreich mit Ländern wie Indien im Wettbewerb. Hierzu gehören Unternehmen im Konsum- und Finanzsektor. Wir erwarten, dass Polen langfristig auch von der Verlegung von Fabriken von West- nach Osteuropa profitieren könnte. Diese langfristigen Trends könnten zur Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze und einer starke Binnennachfrage führen, was wiederum das Wirtschaftswachstum unterstützt.

@micchoo via Twitter: Sie erwähnten, die „Drosselung“ der lockeren Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve könnte aufgrund der Währungskopplung an den Dollar keine so großen Auswirkungen auf die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) haben. Gilt das auch für Hongkong und andere Schwellenmärkte?

Mobius: Ja. Wir glauben das gilt auch für Hongkong und andere Länder, die ihre Währungen an den US-Dollar gekoppelt haben. Man muss dabei aber beachten, dass die globale Gesamtstimmung von den Ankündigungen und Maßnahmen der Fed beeinflusst wird. Diskussionen über eine „Drosselung“ tendieren daher dazu, Anleger zu veranlassen – zumindest kurzfristig –  aus Anleihenmärkten in Lokalwährung in US-Staatsanleihen zu flüchten.

Bart, Niederlande (über LinkedIn): Könnten die VAE/Dubai in den nächsten Jahren eine größere Rolle in den internationalen Beziehungen spielen?

Mobius: Ich glaube, die VAE könnten eine wichtige internationale Rolle spielen. Die VAE dürften von besseren lokalen Wirtschaftszahlen und den Aussichten auf einen zunehmenden internationalen Handel über den Port of Dubai profitieren. Die vor kurzem erfolgte Ernennung Dubais zum Gastgeberland der World Expo 2020 wird dem bereits soliden Immobilienmarkt wahrscheinlich noch zusätzliche Dynamik verleihen. Am wichtigsten ist: In Dubai gibt es derzeit keine Einkommens- bzw. Ertragssteuer. Das zieht viele Anleger an.

@nusybaba via Twitter: Wie sehen Sie derzeit die Wirtschaftslage in der Türkei?

Mobius:
Leider haben viele Anleger in diesem Jahr das Vertrauen in die Türkei verloren. Die „Drosselung“ der lockeren Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve und deren potenzielle Auswirkungen auf das erhebliche Leistungsbilanzdefizit der Türkei in Kombination mit den Korruptionsermittlungen gegen regierungsnahe Personen führten zu einem Abverkauf im türkischen Markt.

Nach einer starken Abwertung der türkischen Lira überraschte die türkische Notenbank Anleger im Januar mit einer drastischen Erhöhung des Leitzinses zur Stützung der schwächer werdenden Währung. Auch die politische Ungewissheit leistete einen Beitrag zur Abwertung der Lira.

Allerdings kommen nicht nur schlechte Nachrichten aus der Türkei. Wir denken, die Wirtschaft und ihre Märkte können sich wieder erholen. Die Haushaltseinnahmen verzeichneten 2013 gegenüber dem Vorjahr einen gesunden Anstieg. Unterstützt wurde dies durch höhere Steuereinnahmen und eine Konjunkturerholung sowie vermehrte Privatisierungen und Einkünfte der Staatsbank.

Premierminister Recep Tayyip Erdogan traf sich vor Kurzem mit seinem japanischen Amtskollegen Shinzo Abe in Japan, wo sie Pläne zur Aufnahme von Freihandelsgesprächen während des Jahres bekannt gaben und Möglichkeiten zur Förderung der bilateralen Kooperation im Sicherheitsbereich besprachen.

Des Weiteren unterzeichneten die Türkei und Malaysia im Rahmen von Herrn Erdogans Besuch in Malaysia im Januar einen Maßnahmenplan zur strategischen Kooperation. Wir glauben, die Türkei könnte wahrscheinlich auch von dem allgemeinen Aufschwung des wichtigen Handelspartners Europa profitieren. Gleichzeitig dürfen die Meldungen über politische Unstimmigkeiten im Land nicht über die maßgeblichen und fortgesetzten Investitionen in die Umgestaltung von Infrastruktur und Produktionskapazität vor Ort hinwegtäuschen.

Von: Mark Mobius

Quelle: DAS INVESTMENT.

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