SJB | Korschenbroich, 22.04.2014. Der Markt für Hochzinsanleihen in Asien wächst seit Jahren rasant. Treiber sind auch in Fernost die schleppende Kreditvergabe im Bankensektor. Bryan Collins, Fondsmanager des Fidelity Asian High Yield Fund (WKN: A0MMKQ), über die Standortbestimmung und Zukunft des Marktes. DAS INVESTMENT.com: Ihr Fonds ist auf rund 1,4 Milliarden Euro angewachsen. Ist dieses Volumen noch zu managen?
Bryan Collins: Nach unserer Definition hat das asiatische Hochzinsuniversum derzeit ein Volumen von umgerechnet rund 120 Milliarden Euro. In den vergangenen Jahren ist es aufgrund von Neuemissionen in Rekordhöhe stetig gewachsen. Denn immer mehr Unternehmen finanzieren sich über die Kapitalmärkte statt über Banken. Wir gehen daher nicht davon aus, dass der Fonds auf absehbare Zeit an seine Kapazitätsgrenze stößt. Tatsächlich liegt das verwaltete Vermögen aktuell unter dem schon erreichten Höchststand. Gleichzeitig wächst der Markt weiter. Das schafft zusätzliche Chancen. Wir überwachen aber natürlich regelmäßig die Kapazität des Fonds.
Sie sprechen die zahlreichen Emissionen bei asiatischen Hochzinsanleihen an. Ist der Markt überhaupt in der Lage, dieses zusätzliche Volumen aufzunehmen, ohne dass hierdurch die Volatilität steigt?
Collins: Mit dem Rekordvolumen an Neuemissionen in den vergangenen ein bis zwei Jahren hat sich vor allem die Diversifizierung des Marktes verbessert, ohne dass dabei die Volatilität spürbar gestiegen ist. Gegenüber den letzten Jahren dürfte das Neuemissionsvolumen in nächster Zeit nachlassen. Und unter Berücksichtigung der wiederangelegten Kuponzahlungen ergibt sich ein vergleichsweise günstiger Ausblick beim Verhältnis von Angebot zu Nachfrage.
Sind die asiatischen Hochzinsmärkte Ihres Erachtens noch unterbewertet und passen dazu die Ausfallquoten?
Collins: Alles in allem werden Anleger mit den aktuellen Risikoaufschlägen großzügig für das momentane Ausfallrisiko entschädigt. Zudem erscheint der in Asien gegenüber den entwickelten Märkten angebotene Renditeaufschlag derzeit so attraktiv wie schon länger nicht mehr. Das hat vor allem mit dem Vertrauensverlust in die Schwellenländer durch Ereignisse außerhalb Asiens zu tun. Aus unserer Sicht bieten sich dadurch interessante Möglichkeiten. Allerdings werden die Ausfälle und Umschuldungen vom derzeit sehr niedrigen Niveau von rund 2 Prozent wohl wieder ansteigen.
Vergleichen Sie bitte mal Rendite und Risiko des asiatischen Hochzinsmarktes mit denen in Europa und den USA.
Collins: Was die Rendite anbelangt, so werden asiatische Hochzinsanleihen weiter mit einem Aufschlag gehandelt. Während sie bei rund 8 Prozent rentieren, werfen europäische Hochzinspapiere 5 Prozent und solche aus den USA 6 Prozent ab. Das durchschnittliche Rating asiatischer Anleihen entspricht mit Ba3 etwa dem des europäischen Hochzinsmarktes. Die durchschnittliche Bonität des US-Marktes liegt mit B1 etwas darunter. Allerdings weisen die zum Hochzinssegment gehörenden asiatischen Unternehmen einen geringeren Verschuldungsgrad auf als ihre US-amerikanischen und europäischen Wettbewerber.
Was sind für Sie die wichtigsten Anlagekriterien?
Collins: Hochzinspapiere gehören zu den Kreditanlagen. Eine Analyse der Fundamentaldaten jedes einzelnen Emittenten ist daher die Grundlage unseres Anlageprozesses. Diesen Prozess haben wir in den zwölf Jahren entwickelt und optimiert, seit denen wir Rentenmandate in Asien verwalten. Inzwischen befinden sich mehr als 20 Prozent unseres Anlageteams vor Ort in Asien. Und die Kreditanalyse macht einen wesentlichen Teil der Arbeit dieses Teams aus.
Die anderen Portfoliomanager und ich arbeiten eng mit unserem Händlerteam, den quantitativen Spezialisten und Kreditanalysten zusammen. So entwickeln wir ein Verständnis dafür, wo das beste Wertpotenzial zu finden ist. Die besten Ideen kombinieren wir mit einem starken Risikomanagement und bauen so ein Portfolio auf, das sich durch eine große Vielfalt in punkto Länder, Branchen und Relative Value auszeichnet. So verhindern wir, dass einzelne Branchen oder Emittenten ein zu großes Gewicht innerhalb des Fonds bekommen.
Steuern Sie das Durationsrisiko des Fonds?
Collins: Die aktive Duration des Fonds gegenüber dem Index ist verschwindend gering. Das dominante Risiko ist das Kreditrisiko. Bei einer durchschnittlichen Duration von rund 3 Jahren handelt es sich bei asiatischen Hochzinsanleihen um eine Anlageklasse mit vergleichsweise kurzer Duration. Damit sind sie weniger anfällig gegenüber Zinsänderungen.
Was sind die drei größten Positionen in ihrem Fonds und was hat Sie vom Potenzial dieser Anleihen überzeugt?
Collins: Das Portfolio ist mit rund 180 Positionen sehr breit aufgestellt. Keine Einzelposition sollte die Wertentwicklung dominieren. Wenn wir uns jedoch unsere größeren aktiven Gewichtungen anschauen, fällt auf, dass sie – wie etwa unsere Bestände bei US-Staatsanleihen – entweder aus Liquiditätsgründen aufgebaut wurden oder das Ergebnis unserer Relative-Value-Analysen sind.
Wie kommt es, dass die Branchen Immobilien und Industrie den größten Anteil an Ihrem Portfolio haben?
Collins: Der asiatische Hochzinsmarkt spiegelt die Wachstumsgeschichte der Region wider, in der seit jeher Infrastruktur- und Industrieunternehmen dominieren. Vor allem der Immobiliensektor ist in den vergangenen Jahren enorm gewachsen und hat erheblich an Breite und Tiefe gewonnen. Chinesische Emittenten geben zwar den Ton an, allerdings sehen wir nun auch den ein oder anderen Immobilienentwickler aus Indonesien und den Philippinen.
Allerdings ist Vorsicht geboten, denn diese Branchen können schnell das Portfoliorisiko dominieren, wenn sie nicht angemessen gemanagt werden. Deshalb ist die aktive Steuerung der gesamten Konzentrationsrisiken ein wesentlicher Bestandteil unserer Anlagestrategie für den Fidelity Asian High Yield Fund. Dabei halten wir uns an einen emittenten- und sektororientierten Rahmen, um die Engagements und Risiken in diesen ansonsten dominanten Marktsegmenten zu steuern.
Von: Ansgar Neisius
Quelle: DAS INVESTMENT.