Das Investment: Fonds-Klassiker im Check-Up: Kapital Plus

sjb_werbung_das_investment_300_200SJB | Korschenbroich, 21.09.2015. Wo liegen die 100 Fonds-Klassiker im Konkurrenz-Vergleich, wie sind sie aktuell aufgestellt und was treibt ihre Manager gerade um? Antwort gibt das regelmäßige Update von DER FONDS. Dieses Mal: der Kapital Plus von Stefan Kloss.

1. Der Konkurrenz-Vergleich

Erfolgsformeln können manchmal so einfach sein. 70 Prozent europäische Renten, 30 Prozent europäische Aktien und dazu ein monatliches Rebalancing, um das ursprüngliche Gewicht der beiden Anlageklassen wiederherzustellen. Wer hätte bei Auflegung des Kapital Plus vor 21 Jahren gedacht, dass diese simple, aber äußerst effektive Strategie seither für eine durchschnittliche jährliche Rendite von 7,2 Prozent gut sein und reinrassige europäische Aktienfonds wie den ebenfalls aus dem Hause Allianz GI stammenden Industria (5,8 Prozent pro Jahr) um Längen hinter sich lassen würde?

Die beiden größten Verlustphasen in jüngerer Vergangenheit überstanden Anleger mit dem Kapital Plus einigermaßen glimpflich: Zwischen März 2000 und März 2003 büßte der Anteilspreis in der Spitze weniger als 10 Prozent ein, zwischen November 2007 und März 2009 waren es 19 Prozent. Ein Verlust, der aber schon im Februar 2010 vollständig wieder aufgeholt war. Zum Vergleich: Der Industria benötigte dafür bis zum Februar 2015 und rutschte Ende August wieder leicht unter das Vor-Finanzkrisen-Niveau.

Keine allzu große Überraschung also, dass der seit Juni 2011 von Stefan Kloss gemanagte Klassiker auch im jüngsten Fünf-Jahres-Vergleich der FWW-Kategorie „Mischfonds Defensiv Europa“ eine gute Figur macht. Mit einem Zuwachs von 47,7 Prozent brachte er gut 30 Prozentpunkte mehr als der Durchschnitt der Konkurrenz und belegt unter 35 Wettbewerbern hinter dem Meag Euro-Ertrag (plus 50,2 Prozent) Rang 2.

GRAFIK: Ganz weit vorn

Geholfen hat dem Fonds dabei unter anderem, dass Kloss im Herbst 2011 auf taktische Manöver jeglicher Art verzichtete und den Aktienanteil konstant bei 30 Prozent hielt. Dazu musste er mehrmals antizyklisch Aktien nachkaufen: Angesichts der von der Euro-Krise ausgelösten massiven Verluste an den Börsen und der gleichzeitigen Flucht in Qualitäts-Rentenpapiere wäre die Quote sonst deutlich unter dieses in den Anlagebedingungen festgeschriebene Maß gesunken.

Auch auf Drei-Jahres-Sicht ist der Vorsprung des Kapital Plus auf den Durchschnitt der Vergleichsgruppe beträchtlich: Mit einem Zuwachs von 24,5 Prozent (Stichtag: 8. September) liegt er nahezu gleichauf mit dem Etappensieger Deutsche Postbank Europafonds Plus (25,2 Prozent) wiederum auf Rang 2. Als einen Grund für die deutliche Outperformance sieht Kloss erneut die kompromisslose Umsetzung der vorgegebenen Asset Allocation mit ihrem 70-prozentigen Anleihe-Anteil und einer dort immer relativ nah an der internen Benchmark JPM EMU Government Bond Investment Grade bleibenden Duration von 6,5 Jahren: „Das hat uns vor allem 2014 auf der Rentenseite Kursgewinne gebracht, während andere Fonds dort vielleicht etwas defensiver positioniert waren.“

GRAFIK: Auf mittlerer Distanz

Ein großer Anteil am exzellenten Drei- und Fünf-Jahres-Ergebnis gebührt aber auch Thorsten Winkelmann, der mit seinem Team die Aktienauswahl für den Kapital Plus verantwortet. Winkelmann managt auch den Allianz Europe Equity Growth, der ebenfalls seit Jahren zu den besten europäischen Aktienfonds zählt. Er betreibt an den Fundamentaldaten der einzelnen Unternehmen orientiertes Stockpicking, ohne sich großartig um die Zusammensetzung des MSCI Europe zu kümmern – das unterscheidet seinen Fonds, neben der Konzentration auf Wachstumswerte, vom Industria.

Wer meint, der Kapital Plus verlöre im jüngsten Ein-Jahres-Vergleich angesichts des Flash-Crashs am deutschen Rentenmarkt an Boden sieht sich getäuscht. Zwar fällt über diesen Zeitraum der Abstand gegenüber der Vergleichsgruppe naturgemäß kleiner aus, doch am Ende steht – wieder per Stichtag 7. September – Rang 1 von 39 Fonds. Was der Chart allerdings gut zeigt: Wenn es sowohl mit den Aktien- als auch mit den Rentenmärkten bergab geht, ist auch der Kapital Plus kein sicherer Hafen mehr: In der Spitze verlor der Fonds zwischen Mitte April und Ende August 11,5 Prozent an Wert.

GRAFIK: Ab April wird es ruhiger

2. Die aktuelle Positionierung

Auf der Aktienseite gab es im Portfolio des Kapital Plus in den vergangenen Monaten nur wenig Bewegung: Konsumgüterproduzenten wie Hugo Boss, Reckitt Benckiser oder Anheuser-Busch Inbev stehen weiter stark im Vordergrund, während Versorger sowie Energie- und Telekom-Unternehmen überhaupt nicht vertreten sind. Die größte Abweichung gegenüber dem MSCI Europe besteht jedoch im Finanzsektor: Dort kommt der Kapital Plus auf einen Anteil von weniger als 9 Prozent, während es im Vergleichsindex 23 Prozent sind.

GRAFIK: Der Fokus liegt weiter auf Konsumgütern: Asset Allocation des Kapital Plus (nur Aktienanteil)

Auch im Anleihe-Bereich, für dessen Zusammensetzung im von Maxence-Louis Mormède geführten Allianz-GI-Rententeam Johannes Reinhardt verantwortlich ist, blieb in den vergangenen Monaten weitgehend alles beim Alten: Staatsanleihen aus Frankreich, Spanien und Italien stellten Ende August knapp die Hälfte des Fondsvermögens, die durchschnittliche Nominalverzinsung lag bei 3,9 Prozent nach 4,1 Prozent Ende März und die Duration bei 6,3 Jahren (7,7 Jahre). Letzteres muss allerdings nicht bis in alle Ewigkeit so bleiben, wie Kloss betont: In einer langanhaltenden Phase steigender Zinsen sei durchaus eine deutliche Reduzierung möglich (siehe Interview unten).

3. Drei Fragen an Stefan Kloss

DER FONDS: Seit vielen Jahren schon profitiert der Kapital Plus von sinkenden Zinsen an den Rentenmärkten. Was tun Sie, wenn es zu einer nachhaltigen Zinswende kommt?

Stefan Kloss: Zunächst einmal – daran, dass in Kürze eine nachhaltige Zinswende bevorsteht, glauben wir nicht. Was wir insbesondere in Deutschland gesehen haben, war eine starke Kursübertreibung bei Bundesanleihen, die im zweiten Quartal korrigiert worden ist. Deutlich nach oben mit den Zinsen dürfte es erst dann gehen, wenn sich die Wirtschaft erholt und die Europäische Zentralbank entsprechend agiert. Gleichwohl haben wir Anfang des Jahres unseren Spielraum auf der Rentenseite erweitert: Durch entsprechende Short-Positionen können wir die Duration des Kapital Plus stark verringern, nach Prospekt bis auf drei Jahre. Das macht uns flexibler, auch wenn wir diesen Spielraum bisher kaum genutzt haben.

Eine Duration von drei Jahren ist gut und schön – beschert Ihnen aber trotzdem Verluste, wenn es ähnlich wie in den 70er Jahren oder Anfang der 90er mit den Zinsen rasant nach oben geht. Müssten Sie dann nicht mehr tun?

Zum einen gingen stark steigende Zinsen in der Vergangenheit meist einher mit einer sich erholenden Wirtschaft. Was wir dann auf der Rentenseite möglicherweise an Performance verlieren, sollte der 30-prozentige Aktienanteil des Fonds mehr als kompensieren. Auf der anderen Seite ist man bei einer starken Korrektur an den Aktienmärkten wahrscheinlich froh, sichere Anleihen als Stabilitätsanker im Portfolio zu haben.

Ist an den Aktienmärkten das Gröbste überstanden, oder stehen wir erst am Beginn einer größeren Korrektur?

Fundamental hat sich für die meisten Firmen in Europa nicht viel verändert, eine Rezession ist anders als 2008 nicht in Sicht. Deshalb gibt es keinen Grund, in Panik zu verfallen. Zwischenzeitliche Korrekturen von 10 bis 15 Prozent gab es an den Aktienmärkten immer einmal wieder, ohne dass es deswegen zu einer Trendwende kam. So etwas muss man aussitzen.

Von: Egon Wachtendorf

Quelle: DAS INVESTMENT.

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