Das Investment: 9 Fonds im Crashtest: Die besten Fonds für türkische Aktien

sjb_werbung_das_investment_300_200 SJB | Korschenbroich, 21.10.2014. Das Angebot an Türkei-Fonds ist sehr übersichtlich. Nur neun Produkte erfüllen unsere Crashtest-Kriterien, darunter zwei ETFs. Der beste Fonds für deutsche Anleger wird aber aktiv gemanagt, und zwar von Frankfurt aus.

Plus 30 Prozent im Jahr 2010, minus 33 Prozent 2011, plus 62 Prozent 2012, minus 30 Prozent 2013 – die Entwicklung des MSCI Turkey in den vergangenen Jahren verdeutlicht die wohl signifikanteste Eigenschaft des türkischen Aktienmarkts: Er schwankt sehr stark, mitunter sogar extrem.

Bei keinem einzigen der im Crashtest untersuchten Fonds liegt die Drei-Jahres-Volatilität unter 26 Prozent, und mit einem maximalen Verlust von 35 Prozent fällt der KBC Fund Equity Turkey bereits positiv aus der Reihe. Üblich sind 45 Prozent und mehr. Bei den Beta-Werten liegen alle Fonds relativ nah am Marktrisiko.

Für nervenschwache Anleger sind Türkei-Fonds also nicht geeignet. Ein wenig Risikofreude und ein glückliches Händchen für das richtige Timing vorausgesetzt, können sie durchaus eine spritzige Portfoliobeimischung sein. Abgesehen von den Schwankungen und den aktuellen Problemen (siehe Interview mit DWS-Manager Sebastian Kahlfeld) bietet das Land mit seiner jungen, wachsenden Bevölkerung, die sich zunehmenden Wohlstands erfreut, eine spannende Wachstums-Story.

Die drei Sieger-Fonds im Kurz-Porträt:

Platz 1: DWS Türkei

Der Siegerfonds ist der einzige Türkei-Fonds im Crashtest, der von einer deutschen Gesellschaft gemanagt wird. Das vierköpfige Team um Sebastian Kahlfeld sitzt in Frankfurt. „Wir haben einen sehr guten Kontakt zu Sell-Side-Analysten in der Türkei, und mit dem Flugzeug ist man bei Bedarf schnell vor Ort“, so Kahlfeld.

Das sei aber oft gar nicht nötig, denn viele türkische Unternehmensmanager kämen gern bei der Fondsgesellschaft in Frankfurt vorbei. Kahlfeld beschäftigt sich seit neun Jahren mit türkischen Aktien, seit Anfang 2008 ist er für den Fonds verantwortlich. Seine Erfahrung hat ihn gelehrt, dass ein rein unternehmensbezogener Ansatz an der Istanbuler Börse nicht funktioniert: „Wir sind unabhängig vom Vergleichsindex agierende Stockpicker, haben aber immer auch das gesamtwirtschaftliche Umfeld im Blick.“

So beobachtet er vor allem die Zentralbanken in den USA und Europa. „Im Morgen-Meeting sitze ich mit den entsprechenden Experten zusammen. Bei meinen Kollegen aus dem Rententeam kann ich zudem deren Einschätzung zur Währung abfragen“, verdeutlicht Kahlfeld den Vorteil, für eine große Gesellschaft zu arbeiten. Wenn es das Umfeld verlangt, fährt er auch schon mal die Cash-Quote nach oben. Anfang des Jahres etwa, zu Zeiten der Proteste der Gülen-Bewegung, lag sie bei 10 Prozent.

Aktuell ist er dagegen fast vollständig investiert. Der an der türkischen Börse sehr starke Finanzsektor stellt zwar auch die größte Position im Fonds, dennoch ist Kahlfeld hier deutlich untergewichtet. „In naher Zukunft erwarten wir hier kaum Gewinnwachstum“, begründet der DWS-Manager. Er setzt lieber auf Industriewerte, und hat auch eine ganze Reihe von kleineren Werten in seinem 60 Aktien umfassenden Portfolio. Knapp zwei Drittel des Fondsvermögens stecken in Small und Mid Caps.

Platz 2: HSBC Turkey Equity Fund

Den mit einem Volumen von 154 Millionen Euro größten aktiv verwalteten Türkei-Fonds mit deutscher Vertriebszulassung führt Yigit Onat von Istanbul aus. Für den HSBC-Manager ein wichtiger Vorteil: „Das ermöglicht uns direkten Zugang zum Management der Unternehmen und zu wirtschaftspolitischen Entscheidungsträgern.“

Seine Anlageentscheidungen trifft Onat auf fundamentaler Basis in einem kleinen Team, das auf das Research des globalen Emerging-Markets-Teams von HSBC Asset Management zugreifen kann. Vor der qualitativen Prüfung steht eine quantitative Analyse, aus der sich ein Aktien-Ranking ergibt. Onat untersucht dafür mit seinem Team das gesamte türkische Aktienuniversum hinsichtlich der aktuellen Bewertung – gemessen am Kurs-Buchwert-Verhältnis – und der zu erwartenden Eigenkapitalrendite.

Das Portfolio ist mit aktuell 31 Titeln sehr konzentriert. Rund 47 Prozent des Fondsvermögens entfallen auf Finanztitel. Onats bevorzugte Investmentthemen sind aktuell jedoch andere. „Wir bleiben weiter in der Stahlindustrie investiert. Die fortschreitenden Verbesserungen der Kostenstrukturen sind noch nicht eingepreist“, so der HSBC-Manager. Schon in den vergangenen zwölf Monaten haben Stahlwerte die Performance gepusht. Ebenfalls mag Onat die Luftfahrtindustrie, wo das strukturelle Wachstum anhält und der gefallene Ölpreis die künftigen Gewinne steigern dürfte.

Platz 3: UBAM Turkish Equities

Seit 20 Jahren schon beschäftigt sich Eli Koen beruflich mit türkischen Aktien. Seit 2010 arbeitet er für die Schweizer Union Bancaire Privée (UBP) und managt den UBAM Turkish Equities. Der Türke sitzt zusammen mit einem weiteren Portfoliomanager in London, unterstützt wird das Duo von zwei Analysten in Istanbul. “Unsere lokale Präsenz und unser hauseigenes Research ermöglichen es uns, in Unternehmen zu investieren, die von keinem Broker-Research abgedeckt werden”, erklärt Koen.

Dabei handelt es sich vor allem um Small und Mid Caps. Zurzeit steckt mehr als ein Drittel des Fondsvolumens in kleinen Firmen mit einer Marktkapitalisierung von unter 1,5 Milliarden US-Dollar. Koen: “Small und Mid Caps waren über die Jahre einer unserer wichtigsten Performance-Treiber.”

Koens Investmentprozess kombiniert eine quantitative mit einer fundamentalen Analyse. Ein Liquiditätsfilter beschränkt das investierbare Universum zunächst auf rund 200 Aktien. Mindestens die Hälfte davon sortiert er aufgrund von Bewertungs- und Corporate-Governance-Mängeln aus. Die verbleibenden 90 bis 100 Titel kommen auf die Watchlist und werden detailliert analysiert. Im Portfolio finden sich schließlich 30 bis 50 Aktien. Einen Sektor-Ansatz verfolgt Koen nicht, die Allokation ergibt sich vielmehr aus der Aktienauswahl.

Mit Abstand stärkster Sektor ist wie bei Türkei-Fonds üblich der Finanzsektor mit 44 Prozent. Zurzeit mag der UBP-Manager exportorientierte Unternehmen, die von der Lira-Abwertung profitieren. “Außerdem bevorzugen wir Firmen mit einer soliden Bilanz, die viel Cash erwirtschaften.“ Hintergrund: Koen glaubt, dass türkische Unternehmen sehr bald mit einer strikteren Geldpolitik leben müssen.

Von: Sabine Groth

Quelle: DAS INVESTMENT.

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