SJB | Korschenbroich, 10.04.2014. Nach knapp fünfjähriger Börsenhausse weisen die Aktienmärkte erste Anzeichen einer Konsolidierung auf. Der Jahresauftakt an den Weltbörsen ist durchwachsen verlaufen, woran auch die Krise in der Ukraine nicht unschuldig ist, meint Christoph Bruns, Fondsmanager der Fondsboutique Loys.
Auch die große Zinswende hin zu steigenden Renditen am Bondmarkt, die im Jahr 2013 ihren Anfang genommen und zu deutlichen Mittelabflüssen bei Anleihefonds geführt hat, weist mittlerweile retardierende Momente auf. Demgegenüber zeichnen sich die Rohstoffe, die im Jahr 2013 überwiegend miserabel abgeschnitten hatten, inzwischen wieder von ihrer besseren Seite.
Von herausragender Bedeutung für das aktuelle Kapitalmarkt Jahr dürfte neben der Konjunkturentwicklung abermals die Politik der Notenbanken und hier vor allem der amerikanischen Fed bleiben. Und wenngleich in den vereinigten Staaten die Ankaufprogramme für Anleihen im Volumen mittlerweile etwas reduziert wurden, so haben sich doch die Notenbanken der Welt zu einer fortgesetzten Niedrigzinspolitik zumindest am kurzen Ende der Zinsstrukturkurve verpflichtet.
Mit besonderer Aufmerksamkeit wird an den Märkten derzeit analysiert, ob die europäische Konjunktur das Tal der Rezession hinter sich gelassen hat. Hier liegt das Augenmerk nicht zuletzt auf den Euro-Krisenstaaten.
Dabei wird auch zu beachten sein, ob die Krise um die Halbinsel Krim einen negativen Einfluss auf die Wirtschaftsentwicklung in Europa und darüber hinaus entfalten kann. An der Einheitswährung Euro und den gesunkenen Zinsraten lässt sich bereits ablesen, dass die Finanzmärkte einstweilen von einer konjunkturellen Erholung der europäischen Krisenländer ausgehen.
Der milde Winter mag hierzu einen positiven Beitrag geleistet haben. Ein etwas gegensätzliches Bild zeigt sich in den USA. Dort gehen die Ökonomen von einem robusten Wirtschaftswachstum im Jahr 2014 aus. Allerdings besteht die Gefahr, dass der sehr harte und lange Winter den Amerikanern zunächst ein schwaches erstes Quartal bescheren wird. Ob diese Delle im Jahresverlauf ausgemerzt werden kann, muss einstweilen abgewartet werden.
2014 wird ein schwieriges Anleihejahr
Blickt man nun auf China, welches in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum in Höhe von 7,5 Prozent anstrebt, so darf man das Wort von der weltweiten Konturlokomotive nach wie vor als berechtigt ansehen. Dennoch ist auch im Reich der Mitte die Situation keineswegs sorgenfrei. Gefahren einer wirtschaftlichen Überhitzung und gewisse Anzeichen einer Immobilien- und Kredit-Blase bleiben im Hintergrund virulent.
Angesichts des vorgenannten konstruktiven Konjunkturszenarios und in Bedenkung der im letzten Jahr stark verfallenen Rohstoffpreise ist folglich der Beginn eines neuen Rohstoff Aufschwungzyklus vorstellbar. Zugleich dürfte sich das Jahr 2014 abermals als schwieriges Anleihejahr herausstellen, es sei denn, die Konjunkturentwicklung fiele unerwartet seicht aus.
Fortgesetzt niedrige Zinsen, zumindest am kurzen Ende der Zinsstrukturkurve, dürfen den Aktienmärkten Rückendeckung, wenn nicht gar weiteren Auftrieb verleihen. Allerdings ist zu beachten, dass die Bewertung vieler Eigenkapital-Titel heute keineswegs mehr günstig ist.
Weil aber die Alternativen zur konservativ betriebenen Aktienanlage fehlen, dürften sich die Investoren fortgesetzt auf die Vorteile der Aktienanlage besinnen. Die große strukturelle Rotation raus aus Bonds und rein in Aktien dürfte somit anhalten.
Immerhin liegen allein die Dividendenrenditen vieler Aktien mittlerweile höher als die Kupons bei Staatsanleihen erstklassiger Bonität. Man darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen, dass die langfristige Staatsanleihe der Hauptwettbewerber für die Aktienanlage ist.
Darüber hinaus war in den letzten Monaten sehr auffällig, dass eine Welle von Fusion und Übernahme den Aktienmarkt ergriffen und positiv beeinflusst hat. Diese Entwicklung wirkt ohne Zweifel preistreibend auf die Aktienmärkte und sollte sich angesichts prall gefüllter Kassen der Unternehmen auch in den kommenden Monaten fortsetzen.
Schließlich ist noch zu bedenken, dass eine Welle von Neuemissionen zur Belebung des Aktienmarktes beiträgt. Alles in allem darf also zuversichtlich sein, wer eine gezielte Aktienselektion vornehmen kann und mit der derzeitigen Volatilität umzugehen versteht.
Von: Christoph Bruns
Quelle: DAS INVESTMENT.