SJB | Korschenbroich, 04.09.2013. Viele australische Unternehmen haben in den letzten Monaten und Jahren an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt und wurden von der Regierung eher behindert denn gefördert.
Mit einer Regierung und einer weiterhin günstigen Währung ergeben sich gute Anlagechancen, meint Wilhelm Schröder, Fondsmanager des Nestor Australien. Fondsanleger in Australien brauchten in den vergangenen zehn Monaten vor allem eines: starke Nerven.
Dafür sind verschiedene Faktoren verantwortlich. In den letzten zehn Jahren hat die Minen-Industrie im Wesentlichen sehr enttäuscht. Der rasante Anstieg der Kosten weltweit um zirka 15 Prozent pro Jahr hat Australien besonders getroffen, da der australische Dollar bis vor Kurzem die stärkste Währung aller entwickelten Länder war. Aufgefangen wurden diese Kostenanstiege durch ebenfalls tendenziell stark steigende Preise für Rohstoffe.
Dieser Boom ist beendet und das nachlassende Wachstum Chinas hat den Abstieg der Preisentwicklung im Wesentlichen bewirkt. Mit dem Goldpreis geht es allerdings bereits schon wieder bergauf. Er stieg von 1.200 US-Dollar auf 1.420 US-Dollar pro Feinunze, was prompt für die ersten Headlines über einen neuen Gold-Bullen-Markt sorgte: „Trendwende beim Preis: Gold ist das bessere Geld“ (WiWo, 28. August) oder „Gold nähert sich dem Bullenmarkt – Spannungen in Syrien heizen Nachfrage an“ (Bloomberg, 28. August)
Positiver Trend nach Währungsschock?
Ein weiterer Grund für die negative Performance der vergangenen Monate ist die Abwertung des Australdollar. Die Währung hat in Zusammenhang mit den Währungen der Emerging Markets sehr heftig reagiert. Wir befinden uns gegenwärtig bei 1,49 Australische Dollar/Euro, nachdem der Kurs am 1. April diesen Jahres bei 1,22 Australische Dollar/Euro lag.
Das hat eine ganze Menge Performance gekostet und könnte sich auch weiterhin negativ auswirken. Mittelfristig aber ist die Abwertung der Währung insbesondere zum US-Dollar für die Volkswirtschaft und die Einzelunternehmen extrem positiv. Weite Teile der australischen Wirtschaft waren durch den vorhergehenden starken Anstieg kaum noch wettbewerbsfähig. Das galt auch für einige Rohstofffirmen.
Dies hat sich in Teilen bereits geändert. Die meisten Analysten erwarten in den nächsten 12 Monaten einen weiteren Fall um nochmals fünf bis zehn Prozent. Was bedeutet das? Hier ein Beispiel: Die Gesamtkosten aus den laufenden Geschäften der Goldminengesellschaft Evolution Mining liegen mittelfristig bei etwa 1.250 Australischen Dollar pro Unze. Mitte April beziehungsweise Ende Juni lag der Goldpreis in Australischen Dollar kurzfristig bei 1.300.
Recht einheitlich wurden Goldpreise zwischen 1.000 bis 1.200 Australischen Dollar pro Unze prognostiziert, sprich: Die langfristige Zukunft des Unternehmens wurde infrage gestellt. Heute notiert der Goldpreis in Australischen Dollar bei 1.588 pro Unze. Das Unternehmen hat also ordentlich Geld verdient. Und als der Goldpreis zum letzten Mal auf diesem Niveau handelte, lag der Kurs der Aktie um 50 Prozent höher als heute.
Dasselbe gilt für viele Unternehmen und ähnliche Szenarien lassen sich auch auf andere Rohstoffproduzenten übertragen. Gemessen am Australdollar befinden sich die Preise auf einem annehmbaren Niveau. Als Faustregel gilt: Ein zehnprozentiger Preisanstieg der Rohstoffe auf Australdollar-Basis steigert die Gewinne um 30 Prozent. Theoretisch sollten also die Bewertungen bei einem Anstieg der Rohstoff-Preise auf Australdollar-Basis ebenfalls um 30 Prozent höher liegen – auch unter der Berücksichtigung, dass der Australische Dollar sogar um 20 Prozent gefallen ist.
Die Abwertung der Währung sollte sich aber auch auf weitere große Teile der australischen Wirtschaft positiv auswirken: auf die Papierindustrie, den Tourismus, den Bildungssektor – Australien hat 250.000 ausländische Studenten – sowie auf den gesamten Herstellungssektor.
Auch Unternehmen mit starken Auslandsaktivitäten sind Profiteure der Abwertung, denn deren Gewinne steigen auf Basis des Austalischen Dollars ebenfalls. Allerdings ist ein Fall der Währung für Aktien immer erst einmal negativ, da Investoren in der Regel Geld abziehen. Mit einer gewissen Zeitverzögerung drückt sich die Währungs-Abwertung dann aber in besseren Zahlen und damit in besseren Aktienkursen aus.
Appetit auf Rohstoffe bleibt – doch der große Hunger ist gestillt
Sorgen bereitet Anlegern auch der nachlassende Rohstoffhunger Chinas – der allerdings immer noch mit etwa sieben Prozent pro Jahr wächst. In dem Land rücken nach Bau und Konstruktion andere Sektoren wie der Konsum in den Vordergrund, der weniger rohstoffintensiv ist.
Der Prozess der Urbanisierung wird sich jedoch auch in den nächsten Jahren weiter fortsetzen und die Rohstoff-Nachfrage Chinas mit mindestens fünf Prozent pro Jahr wachsen lassen – ausgehend von einem sehr hohen Niveau. Ähnliches gilt für andere Emerging Markets. Derzeit sehen wir auch dort ein schwächeres Wachstum. Allerdings sind wir absolut gesehen ganz weit entfernt von einem Rückgang der Nachfrage.
Ausblick
Investoren warten auch gespannt auf den Wahlausgang am 7. September in Australien. Alle Umfragen gehen von einer Abwahl der Labour-Regierung aus, die es den Unternehmen in Australien durch eine Vielzahl kleiner Maßnahmen in den letzten Jahren nicht gerade einfacher gemacht hat. Einen Regierungswechsel würden also sowohl Unternehmen wie auch der Gesamtmarkt positiv aufnehmen.
Der Ausblick sehr vieler Unternehmen in unserem Portfolio ist vor allem durch den Rückgang der Währung sehr positiv. Dies ist derzeit in keiner Weise an den Kursen abzulesen. Dies gilt nicht nur für Rohstoffproduzenten, sondern auch für einige Industrie-Titel. Das gegenwärtig stark von Steuerverkäufen gedrückte Kursniveau entspricht nicht den Fundamental-Daten und deutet auf gute Kurschancen hin. Die Talsohle in Downunder ist unserer Meinung nach sehr nahe.
Von: Wilhelm Schröder
Quelle: DAS INVESTMENT.