Abwärtsspirale: In einer gesunden Volkswirtschaft steigen die Preise um „unter, aber nahe zwei Prozent“ im Jahr – die Europäische Zentralbank als Hüterin der Geldwertstabilität spricht dann von stabilen Preisen. Steigen die Preise schneller, droht „Inflation“ – das Geld verliert real an Wert.
Sinken die Preise dagegen, nennt man das „Deflation“. Die Folgen eines Preisverfalls sind gravierend, aber auf den ersten Blick kaum zu verstehen. Denn fallen die Preise, bekommt jeder mehr für sein Geld – und das dürfte manch einen Konsumenten zunächst freuen. Gefährlich wird es aber, wenn sich dadurch das Konsumverhalten verändert.
Wenn Verbraucher etwa erwarten, dass die Preise weiter fallen, werden sie ihre aktuellen Ausgaben einschränken. Sie hoffen sozusagen darauf, in Zukunft noch billiger einkaufen zu können. Für die Unternehmen ist diese Erwartungshaltung reines Gift: Sie setzen weniger ab, ihre Lager füllen sich, Investitionen werden aufgeschoben, Mitarbeiter entlassen. Steigt die Arbeitslosigkeit, sinkt allerdings das verfügbare Einkommen. Der Kaufstreik verschärft sich. Diese Abwärtsspirale ist nur schwer aufzuhalten. …
Droht Deflation?
Aktuell sehen die Währungshüter in Europa allerdings kein Deflationsrisiko. Auf der letzten Sitzung am 6. März wurde der Leitzins unverändert bei 0,25 Prozent belassen. Gleichzeitig aber senkte die EZB ihre Erwartung an die Inflationsrate im laufenden Jahr von 1,1 auf 1,0 Prozent. Auch für 2015 und 2016 werden bislang nur moderate 1,3 Prozent bzw. 1,5 Prozent Teuerung erwartet. Ökonomen wie der Wirtschaftsweise Professor Peter Bofinger sehen die Gefahr noch nicht gebannt. Nach den Mieten sind die Löhne die wichtigste Determinante für die Inflation. Die Arbeitslosigkeit, so Bofinger, werde in Europa aber auch 2014 und 2015 kaum zurückgehen, der Druck auf die Löhne bleibe bestehen.