Mischfonds zählen derzeit zu den beliebtesten Fondskategorien. Ob das auch künftig so bleibt, worauf es beim Risikomanagement vermögensverwaltender Fonds ankommt und wie der Fonds-Klassiker Deutsche Concept Kaldemorgen seine Risiken begrenzt, erklärt Andreas Gummich, Multi-Asset- und Total-Return-Experte bei Deutsche Asset Management (DeAM).DAS INVESTMENT.com: In den vergangenen Jahren waren Mischfonds der Absatzrenner. Hält dieser Trend an?
Andreas Gummich: Aus meiner Sicht ja – zumindest bei Mischfonds, die ihre Asset Allokation flexibel anpassen können. Denn die Fondsbranche steht derzeit vor noch komplexeren Herausforderungen. Mit der früher so beliebten, recht starren Buy-and-Hold-Strategie lässt sich die gewünschte Rendite nicht mehr erzielen. Das Re-Pricing von Anlageklassen und das Risiko-Management sind mittlerweise extrem wichtig.
Und wie sieht es mit Mischfonds aus, die eine feste Staatsanleihen- oder Aktien-Quote haben?
Gummich: Mischfonds mit starren Bandbreiten für bestimmte Anlageklassen haben es derzeit schwer. Wer jedoch seinen Aktien- und Anleihenanteil flexibel an die Marktbedingungen anpasst, kann die Risiken besser im Griff behalten.
Wie managen Sie die Risiken in Ihrem Fonds Deutsche Concept Kaldemorgen (ehemals DWS Concept Kaldemorgen)?
Gummich: Klaus Kaldemorgen und sein Team setzen bestimmte Risikobänder für die Volatilität und den maximal tolerierten Verlust ein. Das allein reicht uns allerdings nicht aus. Daher ergänzen wir das Risiko-System um eine Zeitkomponente. Diese bestimmt, wann unser Risiko-Budget aufgebraucht wird und wir in risikoärmere Anlageklassen umschichten müssen.
Wie funktioniert das genau?
Gummich: Unser Risikomanager ermittelt, für wie viele Handelstage unser Konzept ausreicht. Wir rechnen also aus, wie viele Tage unser Konzept mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit die maximal zu tolerierende Verlustschwelle nicht überschreiten wird. Das nennen wir „Days to shortfall“. Diese Berechnung ist mit einem Ampel-Alarm-System mit entsprechenden Handlungsanweisungen verknüpft. Bei 40 oder mehr Tagen passiert nichts. Bei 39 bis 25 Tagen geht sozusagen das gelbe Licht an – das Management beobachtet die Entwicklung und greift bei Bedarf ein. Bei weniger als 25 Tagen bekommt das Management ein Zeichen, Risiken abzubauen und die risikoreichen Papiere auszutauschen, zum Beispiel gegen Anleihen. Welche Papiere die risikoreichsten sind, sehen die Manager sofort anhand des Risiko-Chance-Verhältnisses, das bei jedem Papier berechnet wird. Auch Derivate (Futures) dürfen zur Absicherung genutzt werden.
Und wie viele „Days to short fall“ weist Ihr Fonds derzeit auf?
Gummich: Über weite Strecken weist der Fonds 50 bis 100 Tage auf, in turbulenten Zeiten liegen wir natürlich auch mal etwas darunter. In dieser Zeit wird der Fonds mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit nicht mehr als 9,9 Prozent verlieren.
Wie wirkt sich diese Strategie auf die Volatilität des Deutsche Concept Kaldemorgen aus?
Gummich: Seit der Fondsauflegung im Mai 2011 liegt die Volatilität bei 6,1 Prozent jährlich. In den fünf Jahren seines Bestehens hatte der Fonds nie eine Volatilität von mehr als 7,8 Prozent in einem Kalenderjahr. Die Rendite seit Auflegung beträgt in der institutionellen Anteilsklasse (FC) 6,1 Prozent. Der Netto-Aktienanteil, das heißt nach Absicherung eines Teils der brutto gehaltenen Aktien durch marktgängige Index Futures, lag seit Auflegung bei durchschnittlich 32 Prozent. Allerdings hatten wir aus Risikogründen brutto noch nie mehr als 60 Prozent Aktien im Portfolio.
Von: Svetlana Kerschner
Quelle: DAS INVESTMENT.