Das Investment: Rohstoff-Ausblick für Q4: Aufwärtstrend bei Gold dürfte sich fortsetzen

Die Bilanz für den Rohstoff-Sektor im Jahr 2019 dürfte überwiegend positiv ausfallen. Der S&P Global Natural Resources Index, der die Marktkapitalisierung der 90 größten US-amerikanischen und ausländischen börsennotierten Unternehmen im Segment Rohstoffe abbildet, stieg bis zum 27. September 2019 um 6,8 Prozent.

Die Fundamentaldaten der Unternehmen im Rohstoffsektor erweisen sich derzeit als robust – trotz des unsicheren makroökonomischen Rahmens. Goldaktien schnitten im Vergleich zu den breiten Aktienmärkten besonders gut ab; Bergbau- und Energieaktien blieben hingegen zurück.

China ist für Rohstoffe ein wichtiger Markt

Während die weltweiten Wachstumserwartungen schrumpfen, verlangsamt sich das BIP-Wachstum der G7-Länder. Die Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende Gewerbe haben nicht nur in der Eurozone, sondern auch in den Vereinigten Staaten nachgegeben. Das chinesische Pendant tendiert zwar stabil, fiel aber in einzelnen Monaten unter 50 Zähler – ein deutlicher Hinweis auf einen Abschwung. Eine globale Rezession innerhalb der kommenden 18 Monate dürfte – nicht zuletzt wegen stützender Maßnahmen der Zentralbanken – ausbleiben.

Das weltweit positive Wachstum wird voraussichtlich anhalten – auf niedrigerem Niveau als noch vor einem Jahr. Während die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank EZB eine weitere Geldlockerung angekündigt haben, setzt China, der wichtigste Markt für Rohstoffe, auf die Senkung des Mindestreservesatzes für Banken. Auch Steuererleichterungen und Infrastrukturinvestitionen sollen das chinesische Wirtschaftswachstum befeuern und so eine harte Landung der Wirtschaft verhindern.

Anleger erwarten glänzende Aussichten für Gold

Der Goldpreis wird voraussichtlich steigen und Goldaktien überproportional auf Preisänderungen des Edelmetalls reagieren. Bereits 2019 hat sich Gold um 19,7 Prozent verteuert. Der FTSE Gold Mines Index, der die zehn größten Minengesellschaften nach Marktkapitalisierung weltweit umfasst, legte um 34 Prozent zu. Der Goldpreisanstieg ist auf die starke Investment-Nachfrage an den Terminmärkten und nach physisch unterlegten Gold-ETFs zurückzuführen – insbesondere jedoch auf den Realzins-Rückgang.

Während Vermögenswerte in Höhe von rund 17 Billionen US-Dollar inzwischen negative Renditen abwerfen, ist das Edelmetall keinen Ausfallrisiken ausgesetzt. Selbst Anleihen mit negativer Rendite riskieren, dass Emittenten ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen können. Gerade weil teuer bewertete Aktien nach dem außergewöhnlich lang anhaltenden Bullenmarkt weiterhin nah an ihren Allzeithochs notieren, dürften sichere Häfen wie Gold auch weiterhin bei Investoren hoch im Kurs stehen – idealerweise sowohl in physischem Gold als auch in Goldaktien angelegt.

Die gestiegene Nachfrage nach dem Edelmetall und die Shopping-Touren der Zentralbanken werden den Preis in den nächsten 18 Monaten voraussichtlich hochtreiben: Im ersten Halbjahr 2019 kauften die Notenbanken insgesamt 374 Tonnen Gold ein – 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen. Obendrein könnten die chinesische und die indische Schmuckindustrie die Goldnachfrage anheizen.

Bergbau profitiert von hohem freien Cashflow

Während Bergbauaktien wegen eines eingepreisten negativen Ausblicks unterbewertet sein dürften, scheinen die Rohstoffpreise im Bergbau auf den derzeitigen Niveaus gut gestützt. Seit Jahresbeginn 2019 sind die Kurse im Minensektor um 8,5 Prozent gestiegen – etwas unter dem Niveau der Gesamtmarktentwicklung. Stärkster Mining-Wachstumsmotor sind bisher die Edelmetalle. Wegen der zu erwartenden Wirtschafts-Stimulationsmaßnahmen Chinas dürfte die Rohstoffnachfrage im Minensektor auch weiterhin stabil bleiben.

Die meisten Basismetalle entwickeln sich dem gegenüber schwach; nur der Preis für Eisenerz ist unter anderem wegen Katastrophen in Westaustralien und Brasilien und damit einhergehender Produktionsstopps stark gestiegen. Die Kupfer-, Aluminium- und Zinkpreise sind unterdessen zwischen 5,6 und 10,5 Prozent gesunken. Wegen Leerverkäufen dürften die Wachstumserwartungen von Kupfer sinken. Der Kupferpreis ist schon jetzt unter ein gerechtfertigtes Niveau gefallen, was Anlagechancen derzeit verbessert.

Dass Minentitel gegenüber den breiteren Aktienmärkten einen hohen Abschlag aufweisen, verdeutlicht, dass Anleger ihre Portfolios wegen der unsicheren Rahmenbedingungen defensiver ausgerichtet haben. Diese Investment-Strategie ignoriert jedoch, dass sich der Minensektor derzeit in einer Art Idealzustand befindet. Hier gibt es freie Cashflows, starke Bilanzen, hohe Kapitaldisziplin: Das Segment verzeichnet derzeit nur halb so hohe Investitionen wie 2013, obwohl die Bergbauindustrie weltweit die stärksten Bilanzen aufweist. Geduldige Anleger werden belohnt – 2019 mit Dividenden und Aktienrückkäufen in Höhe von 30 Milliarden US-Dollar gegenüber 15 Milliarden im Jahr 2016.

Im Energiesektor ist Kapitaldisziplin gefragt

Während sich der Durchschnittspreis für die Rohölsorte Brent 2019 bei 60 bis 70 US-Dollar pro Barrel einpendeln dürfte, könnte dieses Niveau im kommenden Jahr sinken: auf einen Preis zwischen 55 und 65 US-Dollar je Barrel, sodass Anleger vom Wertpotenzial entsprechender Aktien profitieren könnten.

Das Angebot außerhalb der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) wird 2020 voraussichtlich schneller wachsen, während sich die globalen Erwartungen an das Wachstum abschwächen dürften. Ein globaler Schock wird vermutlich ausbleiben, weil die OPEC+-Runde (die 14 im OPEC-Kartell zusammengeschlossenen Staaten und weitere Partnerländer wie Russland) den Ölpreis laut Beschluss zunächst auf dem aktuellen Niveau halten will und Experten annehmen, dass das Schieferölangebot aus den USA 2020 langsamer wachsen wird.

Obwohl sich die Rohölsorten Brent und WTI um 16 beziehungsweise 18,6 Prozent verteuert haben, werden Energieaktien den breiten Aktienmärkten wahrscheinlich hinterherhinken. So ist der MSCI World Energy Index, der das Large- und Mid-Cap-Segment in 23 Ländern der entwickelten Märkte erfasst, um 0,8 Prozent gesunken. Der MSCI World Index, der die nach Börsenwert größten Unternehmen der Industriestaaten abbildet, hat derweil um 13,3 Prozent zugelegt. Energieaktien sind – verglichen mit Öl, ihrem eigenen historischen Kursniveau und dem Gesamtmarkt – chancenreich bewertet.

Hatte der auf Wachstum gepolte Energiesektor den Unternehmenswert für Aktionäre in den vergangenen Jahren noch heruntergefahren, scheint sich jetzt ein Paradigmenwechsel anzubahnen: Auf Schieferöl spezialisierte US-Firmen reizen ihre Barmittel nicht mehr aus, sondern erwirtschaften erstmals freie Cashflows. RD Shell, Pioneer Natural und Noble Energy haben beispielsweise Aktienrückkäufe angekündigt. Suncor Energy, Concho Resources und Marathon Petroleum setzen unterdessen auf Dividendenerhöhungen. Erfolg versprechend für Anleger im Energiesegment sind insbesondere Firmen, die Kapitaldisziplin, hohe Marktkapitalisierung, schlanke Kostenstrukturen und überdurchschnittliche Bilanzen aufweisen.

Quelle: Das Investment

Siehe auch

e-fundresearch: Deutschland: Wege aus dem Stillstand

Im besten Fall sollte das deutsche Wirtschaftswachstum 2024 konstant geblieben sein. Die aktuellen Konsensprognosen gehen von einem Anstieg um 0,6% im Jahr 2025 aus. Dies ist zwar eine Verbesserung, bleibt aber enttäuschend schwach. Kürzlich hat die Bundesbank ihre Prognosen drastisch nach unten korrigiert und rechnet nun für 2025 mit einem Wachstum von nur noch 0,2% …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert