Es wird nicht langweilig: Sowohl die Opec-Übereinkunft zur Begrenzung der Ölförderung als auch die US-Präsidentschaftswahl und der überraschende Anstieg der Inflation im Euroraum halten die Finanzmärkte auf Trab. Ein Kommentar von Felix Herrmann, Kapitalmarktstratege bei BlackRock.
Die letzte Woche begann mit einem TV-Duell zwischen Hillary Clinton und Donald Trump, das Clinton gewann. Die Demokratin hatte einen derartigen Triumph dringend nötig – hatte Trump doch vor dem Duell in Umfragen wieder deutlich aufgeholt.
Erste stichprobenartige Befragungen der Wähler, die nach dem Schlagabtausch im Fernsehen durchgeführt wurden, zeigen, dass Clinton nun in wichtigen Swing-States wie beispielsweise Florida wieder knapp vorne liegt.
Dennoch bleibt ein durchaus signifikantes Risiko, dass Trump der nächste Präsident der Vereinigten Staaten wird. Wir von BlackRock sehen die Wahrscheinlichkeit für einen Wahlsieg Clintons im Moment nichtsdestotrotz bei etwa 80 Prozent.
Am Mittwoch vergangener Woche überraschte uns dann die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) mit einer Einigung, mit der kaum noch jemand gerechnet hatte. Das Kartell einigte sich darauf, die Ölförderung auf 32,5 Millionen Barrel pro Tag zu begrenzen. Insbesondere Zugeständnisse von Saudi-Arabiens Führungsriege an den Iran waren offenbar ein „Dosenöffner“ für die Einigung. Der Rohölpreis schoss im Nachgang an die Verlautbarung in die Höhe.
Keine Öl-Hausse in Sicht
Aus unserer Sicht deutet jedoch nur wenig darauf hin, dass Öl nun vor einer Hausse steht. Der Anstieg des Ölpreises dürfte nämlich dafür sorgen, dass ein geringeres Opec-Angebot wiederum seitens der US-Förderer kompensiert wird. Viele können bei einem Preis von etwa 50 US-Dollar pro Fass nämlich wieder profitabel wirtschaften und somit das Angebot am Markt wieder erhöhen.
Hinzu kommt eine etwas trübere Wachstumsprognose für die Nachfrageseite am Ölmarkt, sodass uns das Überangebot am Ölmarkt wohl trotz des Opec-Deals noch längere Zeit erhalten bleibt und die Preise dämpfen dürfte.
Zum Wochenausklang war der Ölpreis dann zumindest indirekt noch einmal Thema. Da der massive Verfall des Ölpreises bis Anfang 2016 langsam aber sicher verjährt und die Ölpreisentwicklung wiederum einen starken Einfluss auf die Inflationsrate hat, stieg die Teuerungsrate in der Eurozone im September mit 0,4 Prozent auf den höchsten Stand seit Januar dieses Jahres. Bis Jahresende ist mit einem weiteren Anstieg in Richtung der Ein-Prozent-Marke zu rechnen.
Japan kämpft mit niedriger Inflation
In Japan läuft es hingegen weiter überhaupt nicht nach Plan der Bank of Japan: die Inflationsrate fiel dort trotz des ölpreisbedingten Sondereffekts auf den niedrigsten Stand seit 2013. Somit bleibt der Druck auf die japanische Zentralbank auch nach der jüngsten Strategieanpassung weiterhin hoch.
Am Wochenende gab es dann noch etwas zu feiern – und zwar für die chinesische Regierung. Der Grund: die chinesische Währung, der Renminbi (oder Yuan), wurde offiziell in den Korb der Sonderziehungsrechte des Internationalen Währungsfonds aufgenommen und ist somit internationale Reservewährung.
Allerdings wird dieser Schritt neben der positiven Presse für China zunächst kaum spürbare wirtschaftliche Auswirkungen haben. Über die Zeit dürften durch die Aufnahme allerdings umgerechnet etwa eine Billion US-Dollar nach China fließen, weil viele Zentralbanken einen Teil ihrer Devisenreserven bald in Renminbi halten werden.
Die Aktienmärkte beendeten die vergangene Woche mit deutlichen Verlusten. In Europa und besonders hier bei uns in Deutschland machten sich Anleger erneut Sorgen um die Stabilität der Banken, die für Abschläge bei den Kursen sorgten. Der Gegenwind für die Banken ist derart stark, dass ein Stimmungsumschwung gegenwärtig unwahrscheinlich ist.
Was bedeutet das für Anleger?
Die letzten beiden Wochen haben gezeigt, dass der Markt weiterhin auf der Suche nach einem klaren Trend ist. Eine Suche, die wohl durchaus noch bis zur US-Wahl anhalten könnte, weil die Anleger sich in ihrer Deckung offenbar recht wohl fühlen. Da die Umfragen zum Ausgang der US-Wahl knapp sind und sich der Wahltermin unaufhaltsam nähert, rechnen wir dennoch mit einer spürbaren Zunahme der Nervosität und somit der Volatilität an den Märkten. Ein Blick zurück zeigt: Auch in der Vergangenheit stieg die Volatilität etwa 30 Tage vor dem US-Wahltermin an.
Von: Redaktion
Quelle: Das Investment