Die Indexanbieter MSCI und FTSE Russell streichen russische Papiere aus ihren breiten Aktenindizes. Vor allem die Wertentwicklung der MSCI-Indizes wird von zahlreichen ETFs abgebildet, die nun die Änderungen umsetzen müssen.
Die Anbieter verweisen darauf, dass russische Aktien nach den westlichen Sanktionen nicht mehr investierbar seien. Die Börse in Moskau war zuletzt am 25. Februar geöffnet. Der Handel dort soll nach derzeitigem Stand bis einschließlich 8. März ruhen. Auch wenn die Börse dann wieder öffnen sollte, dürften westliche Investoren ausgeschlossen bleiben. An westlichen Börsen werden aufgrund der Sanktionen auch keine russischen Aktien mehr gehandelt.
Bei MSCI ist Russland zurzeit als Emerging Market eingestuft, künftig wird das Land als Standalone Market klassifiziert. MSCI will die Entscheidung zum Börsenschluss am 9. März umsetzen, russische Aktien fallen dann zu einem Preis von Null aus den breiten Indizes.
Russland ist derzeit ein Emerging Market, bald ein Standalone Market
Die im MSCI Russia enthaltenen Aktien sind dann nicht mehr im Schwellenländerindex MSCI Emerging Markets vertreten, wo sie Ende Januar einen Anteil von 3,2 Prozent hatten. Zudem werden sie auch aus dem MSCI All Country World Index (ACWI) gestrichen – im weltweiten Index für Industrie- und Schwellenländer hatte Russland zuletzt einen Anteil von 0,4 Prozent. Im MSCI World, der sich auf Industrieländer beschränkt, sind russische Papiere nicht vertreten.
Ähnlich wie MSCI geht auch FTSE Russell vor: Dort wird Russland bereits am 7. März als Unclassified Market eingestuft und aus den breiten Aktienindizes gestrichen.
Der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock hat nach eigenen Angaben seit Anfang der Woche auf Indexanbieter eingewirkt, russische Papiere aus breiten Indizes zu streichen. Blackrock kauft demnach seit Montag keine russischen Aktien mehr – weder für aktiv gemanagte Fonds noch für passive ETFs. Blackrock ist mit iShares der weltweite ETF-Marktführer.
Die Fondsgesellschaften müssen die Änderungen der Indexanbieter nun umsetzen. Dabei kommt es darauf an, wie sie bei ihren ETFs das zugrunde liegende Barometer abbilden.
Bei Swap-ETFs dürfte es kaum Probleme geben, da diese die Wertentwicklung mithilfe von Derivaten nachzeichnen und im Portfolio nicht die Indexaktien halten müssen.
Bei ganz oder teilweise physisch replizierenden ETFs sind die jeweiligen Indexpapiere oder eine repräsentative Auswahl davon im Portfolio. Verkaufen können die Fondsgesellschaften die russischen Papiere aktuell kaum, weder an Börsen noch außerbörslich. Der Wert der russischen Aktien im ETF-Portfolio dürfte deshalb – wie im MSCI-Index – bei Null angesetzt werden. Die Fondsgesellschaften können dann nach und nach versuchen, die Aktien loszuschlagen und zumindest noch etwas Geld dafür zu bekommen.
ETFs, die dem MSCI Russia folgen, sind von den Fondsgesellschaften eingefroren und an den Börsen vom Handel ausgesetzt.
von Thomas Strohm