Wird 2016 ein gutes Aktienjahr? Wie gefährlich ist die Zinswende in den USA? Und mit welchen Fonds sind Anleger jetzt gut aufgestellt? DAS INVESTMENT hat bei namhaften Fondsgesellschaften nach ihren Prognosen für das kommende Börsenjahr gefragt. Hier gibt es die Antworten.
2016 wird kein einfaches Börsenjahr. In diesem Punkt ist sich die Fondsbranche weitgehend einig. Zu unsicher sind etwa die möglichen Folgen von politischen Entwicklungen wie der Flüchtlingskrise in Europa oder der seit den Anschlägen von Paris neu aufgeflammten Terrorgefahr.
Auch die Zinsentwicklung in den USA dürfte für einige Windböen sorgen, vor allem in den Schwellenländern. Ebenso wie die neuen Regularien unter Mifid II, die unter anderem massive Anforderungen an Dokumentation und IT-Systeme der Fondshäuser stellt.
Wir haben namhafte Fondsgesellschaften nach ihrer Einschätzung zum Börsenjahr 2016 gefragt. Dabei gibt es auch gute Prognosen. Einen Crash an den Aktienmärkten erwartet von den Befragten zum Beispiel keiner. Und trotz aller Volatilität und Unsicherheit gibt es Produkte, mit denen Anleger jetzt gut aufgestellt sein sollten. Wir fassen Ihnen hier die wichtigsten Aussagen zusammen.
Was passiert an den großen Märkten?
Durch die Bank sagen die Experten den Industrienationen die besseren Chancen für 2016 voraus. Das liegt vor allem am Zusammenspiel aus einer durch den Binnenkonsum getriebenen Konjunktur, dem billigen Öl, einer niedrigen Inflation und einem sich weiter verbessernden Arbeitsmarkt in vielen Industrienationen.
Wie sieht es aber konkret in den einzelnen Märkten aus? „Für die USA prognostizieren wir ein positives, moderates Wachstum und einen stabilen Arbeitsmarkt. Unserer Meinung nach werden die USA 2016 als globaler Wachstumsmotor fungieren“, sagt Daniel Lösche, Investmentstratege bei Schroders. Dem stimmt auch Grant Bowers, Fondsmanager des Franklin U.S. Opportunities, zu. Die längerfristigen Wachstumstreiber für Sektoren wie Gesundheitswesen, IT und zyklische Konsumgüter seien nach wie vor intakt. „Viele Unternehmen halten fast rekordhohe Barmittelbestände, die sie unter anderem für höhere Dividendenausschüttungen, Aktienrückkäufe, Forschung und Entwicklung sowie neuerdings auch für Fusionen und Übernahmen verwenden“, so Bowers. Und auch wenn aktuelle Daten darauf hindeuten, dass sich die Erholung am Arbeitsmarkt und das Lohnwachstum im Sommer verlangsamt haben, erwartet der Franklin-Templeton-Mann stabile Konsumausgaben.
Recht positiv blicken die Fondshäuser auch in Richtung Europa: Schwacher Euro, niedriger Ölpreis und lockere Geldpolitik sorgten aktuell für Rückenwind an den europäischen Aktienmärkten. „Das Konsumklima in der Eurozone ist dieses Jahr allgemein besser geworden, was verschiedenen Faktoren wie der geringeren Arbeitslosigkeit in der Region zuzuschreiben ist“, sagt Uwe Zöllner, Chef für Europäische Aktien bei Franklin Templeton. Die Neuwagenzulassungen sind etwa ein Indikator, der diese Besserung des Konsumklimas vermuten lässt. Schließlich handelt es sich laut Zöllner dabei um die „ultimative nicht-notwendige Ausgabe“. In Italien und Spanien, die beide unter der Finanzkrise zu leiden hatten, gibt es Anzeichen für steigende Zulassungen.
Etwas anders sieht es in China aus. Hier erwarten die meisten Fonds-Experten, dass die Lage schwierig bleibt: „Die wirtschaftliche Abschwächung in China wird aus unserer Sicht anhalten, aktive Gegenmaßnahmen seitens Notenbank und Regierung sind jedoch darauf ausgerichtet, einer ‚hard landing‘ entgegenzuwirken“, sagt Uwe Röhrig, Senior-Aktienspezialist bei UBS Global Asset Management. Eine Belastung blieben der schwache Ölpreis, vor allem für Öl produzierende Länder, und der starke US-Dollar. Röhrig: „Die Historie hat gezeigt, dass gerade Schwellenländer Gegenwind verspüren, sollte der US-Dollar aufgrund einer Zinserhö- hung der Fed weiter erstarken.“ Trotzdem sei die Ausgangslage aber mit jener der vergangenen zwei Jahrzente nicht zu vergleichen, gibt Röhrig zu bedenken. „Dank flexiblerer Wechselkurse und hö- herer Währungsreserven sind die Schwellenländer deutlich resistenter geworden.“
Was kommt nach dem ersten Zinsschritt in den USA?
Nach dem ersten Zinsschritt soll es aller Voraussicht nach in kleinen Schritten und nur langsam mit der Zinserhöhung weitergehen, glaubt Claude Hellers, Leiter Retail- und Wholesale-Vertrieb bei Fidelity. „So sollte sichergestellt sein, dass man der Erholung nicht das Wasser abgräbt und gleichzeitig die Inflation in Schach hält.“ Und wie werden die Märkte darauf reagieren? Alles schon eingepreist, meinen die Experten. „Auch oder gerade der US-Staatsanleihenmarkt dürfte daher kaum in Panik verfallen“, sagt Stefan Kreuzkamp, Investmentchef von Deutsche Asset & Wealth Management. Und weiter: „Die Aktienmärkte dürften in Summe ebenfalls wenig darauf reagieren, da eine Anhebung auch ein zuversichtliches Zeichen seitens der Fed aussendet.“
Kommt es 2016 zu einem Crash an den Aktienmärkten?
Nein, ist die Meinung aller Befragten zu dem Thema. Aber die Zeiten stetig steigender Aktienkurse sind wohl auch erst mal vorbei, so die Prognosen. „Es zeigt sich, dass dem Bullenmarkt so langsam die Puste ausgeht. Daher kann es immer mal wieder zu Verwerfungen kommen“, sagt Ufuk Boydak, Fondsmanager des Loys Global Long/Short. Da die Aktie trotzdem die mit Abstand attraktivste Anlageform sei, sollte man diese Rücksetzer idealerweise zum Einstieg nutzen, empfiehlt Boydak.
Mit welchen Produkten sind Anleger jetzt gut aufgestellt?
Drei Empfehlungen kristallisieren sich heraus. Nummer 1: „Absolute-Return-Fonds können unabhängig von den allgemeinen Marktrahmenbedingungen attraktive Erträge erzielen. Entsprechend sollten Absolute-Return-Fonds in jedem Portfolio eine bedeutende Rolle spielen“, sagt Dachfondsmanager Eckhard Sauren. Ihm stimmt auch Schroders-Mann Lösche zu. Gerade für Anleger mit geringerer Risikobereitschaft seien die Fonds interessant.
Fondsempfehlung Nummer 2: Multi-Asset-Fonds. „Für Anleger empfehlen sich primär Multi-Asset-Fonds, die in eine Vielzahl von Asset-Klassen investieren können und dem Anleger das permanente Entscheidungsproblem abnehmen“, sagt Andreas Bichler, geschäftsführender Partner von Mars Asset Management. Idealerweise ist das Multi-Asset-Produkt seiner Ansicht nach noch mit einem Kapitalschutz ausgestattet, der bei fallenden Kursen schnell die Allokation etwa von Aktien auf null herunterfährt und das Kapital in kurzfristigen Staatsanleihen und im Geldmarkt parkt (193 Fonds im Crashtest: Die besten defensiven globalen Mischfonds).
Dividendenstrategien schließlich sind Fondsempfehlung Nummer 3. Denn sie bieten Puffer gegen Kursschwankungen, liefern vorhersehbare Erträge und haben bei Wiederanlage ein enormes Renditepotenzial, meint Fidelity-Mann Hellers. „Dividenden tragen auf längere Sicht den Löwenanteil zur Rendite bei. Betrachtet man den deutschen Aktienmarkt von 1970 bis 2014, lieferten Dividenden die Hälfte der durchschnittlichen jährlichen Rendite von 5 Prozent.“
Die Antworten zeigen: 2016 bleibt es spannend. Viele Entwicklungen lassen sich nicht genau vorhersagen. Außer einer, meint Hans-Jörg Naumer, Leiter Kapitalmarktanalyse bei Allianz Global Investors. Nämlich, dass sichere Anlagen wie Staatsanleihen und Sparbuch nichts mehr abwerfen. „Im Gegenteil“, sagt Naumer. „Wer deutsche Anleihen mit einer Laufzeit von bis zu vier Jahren kauft, für den ist sicher, dass er weniger zurückbekommt. Die Anleger müssen aus ihrer Komfortzone heraus.“
Von: Karen Schmidt
Quelle: DAS INVESTMENT.