Das Investment: Warum Experten mit einem steigendem Ölpreis rechnen

Ein Raketenangriff schockt den Ölmarkt und katapultiert den Preis des Energieträgers nach oben. Doch genauso schnell scheint sich die Lage wieder zu normalisieren. Experten bleiben jedoch misstrauisch und schließen kräftig steigende Preise nicht aus. Mit minimalem Aufwand maximalen Schaden anrichten? Wie das geht, ist am 14. September in Abkaik zu beobachten. In der Wüstenstadt nahe dem Persischen Golf steht Saudi-Arabiens wichtigste Öl-Raffinerie. Kurz vor vier Uhr morgens schlagen Marschflugkörper und Drohnen in der Anlage ein, die wenig später in Flammen steht.

Das in Abkaik veredelte Rohöl macht allein rund 5 Prozent der weltweiten Ölproduktion aus. Lieferziel sind vor allem die Metropolen in Fernost. Den Attentätern gelang es mit dem Angriff, der noch eine weitere saudi-arabische Ölfabrik in Khurais traf, auf einen Schlag die Hälfte der Ölproduktion im Königreich auszuschalten. Rund 5 Millionen Fässern mit jeweils 159 Litern (Barrel) soll der tägliche Produktionsausfall entsprechen. Saudi-Arabien rangiert auf der Liste der größten Ölproduzenten knapp hinter den USA und Russland auf dem dritten Platz. Allen angestrebten Energiewenden zum Trotz hält Öl nach wie vor rund um den Globus die Wirtschaft am Laufen. Der Anschlag zielte also direkt ins Herz der weltweiten Energieversorgung. Der Ölpreis sprang infolgedessen schlagartig nach oben. Mehr als 69 US-Dollar kostete ein Barrel der Sorte Brent am 16. September. Fünf Wochen zuvor am 7. August standen noch lediglich 56 US-Dollar auf dem Preisschild. Damit verteuerte sich der Preis des schwarzen Goldes in dieser Zeit um ein knappes Viertel.

 

Das ist leicht nachvollziehbar, galt Saudi-Arabien doch als einer der stabilsten und am wenigsten gefährdeten Produzenten. Auch die Raffinerie in Abkaik soll durch umfassende Schutzmaßnahmen gesichert gewesen sein: „Wenn schon ein verhältnismäßig simpler Drohnenangriff 5 Prozent der Weltproduktion ausschalten kann, entsteht selbstverständlich die Angst vor größeren Einbrüchen des Angebots“, sagt Rohstoffexperte Alexander Weiss vom österreichischen Fondsanbieter Erste Asset Management.

Das ist leicht nachvollziehbar, galt Saudi-Arabien doch als einer der stabilsten und am wenigsten gefährdeten Produzenten. Auch die Raffinerie in Abkaik soll durch umfassende Schutzmaßnahmen gesichert gewesen sein: „Wenn schon ein verhältnismäßig simpler Drohnenangriff 5 Prozent der Weltproduktion ausschalten kann, entsteht selbstverständlich die Angst vor größeren Einbrüchen des Angebots“, sagt Rohstoffexperte Alexander Weiss vom österreichischen Fondsanbieter Erste Asset Management.

So war Öl bereits am 24. September wieder für nur 62,50 US-Dollar pro Fass zu haben. Für Experten wie Carsten Fritsch kommt diese Sorglosigkeit allerdings zu schnell: „Der Preisrückgang ist verfrüht, da man die Angebotsrisiken nicht außer Acht lassen sollte.“ Der Analyst der Commerzbank zweifelt an den Angaben von Saudi Aramco, dem Betreiber der betroffenen Ölfabriken, dass die Schäden bereits nahezu vollständig behoben seien. Dagegen sprächen auch die jüngsten Gerüchte, dass der geplante Börsengang der Ölfirma wohl in das kommende Jahr verschoben werde, so Fritsch. Die derzeitige Risikoprämie auf den Ölpreis von weniger als 3 US-Dollar sei daher unzureichend.

Das würde sich ändern, wenn der Konflikt weiter eskaliert. Der von den westlichen Wirtschaftsmächten für die Vorfälle verantwortlich gemachte Iran bestreitet zwar jede Beteiligung. Dennoch wächst die Angst vor weitreichenden Problemen bei der Ölversorgung, insbesondere auf dem Wasserweg: Die Straße von Hormus stellt ein Nadelöhr dar, durch das derzeit 30 Prozent des weltweiten Ölhandels laufen, und das im Fall eines militärischen Konflikts zwischen dem Iran und den USA wohl nicht mehr passierbar wäre.

Preise von mehr als 100 US-Dollar pro Fass sind in einem solchen Fall nicht auszuschließen. Aber zumindest einer Studie des Internationalen Währungsfonds zufolge kein dramatisches Problem. Deren Autoren haben ausgerechnet, dass eine zehnprozentige Erhöhung des Ölpreises den Zuwachs des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) für zwei Jahre um 0,1 Prozentpunkte absenkt. Und Spielraum ist vorhanden: Für 2020 erwartet der IWF eine um 3,5 Prozent wachsende Wirtschaftsleistung.

Von: MARC RADKE
Quelle: Das Investment

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