Frank Thelen: Der Name 10xDNA stammt ursprünglich aus meinem Buch über disruptive Technologien. Das „10x“ kommt von der Mondlandung, wo es um exponentielles Wachstum ging. Im Grunde ist das immer noch, was wir tun. Aber viele Anleger dachten, dass wir mit unserer Strategie nur Tenbagger suchen, was natürlich irreführend wäre. Wir hatten 10xDNA von Anfang an nur als Übergangsnamen geplant.

Und wie kamt ihr auf den Namen TEQ Capital?

Thelen: Wir wollten schon immer einen einfachen, klaren Namen haben. Aber es ist heute sehr schwierig, einen kurzen Namen als Marke eintragen zu lassen. TEQ steht für „Tech“ und „Equity“. Du beteiligst dich mit Eigenkapital an Technologieunternehmen. Wir machen keine Anleihen oder Short-Positionen, sondern du bist mit uns Anteilseigner an großartigen Tech-Unternehmen.

Ihr hattet in den letzten Jahren auch einige Herausforderungen zu meistern. Was habt ihr daraus gelernt?

Thelen: Absolut, es war und ist ein „Bumpy Ride“. Wir haben vor allem gelernt, mehr Finanzdisziplin reinzubringen. Am Anfang waren wir zu stark auf die Technologie und die Teams mit einer Venture-Capital-Brille ausgerichtet. Das ist zwar weiterhin das Wichtigste, aber wir haben gelernt, dass zu der finalen Investment-Entscheidung auch eine starke Finanzdisziplin gehört.

Das klingt abstrakt. Wie setzt ihr das konkret um?

Thelen: Wir haben vor zweieinhalb Jahren einen erfahrenen CFA an Bord geholt, nachdem er als Strategieberater bei McKinsey & Company tätig war. Heute leitet er als Chief Investment Officer das Investment-Team. Außerdem konnten wir auch Gunnar Miller gewinnen, der zuvor bei Goldman Sachs und AGI als Global Director of Research, Co-Portfoliomanager von zwei AllianzGI-Fonds und Technologie-Analyst gearbeitet hat. Zu jedem Investment erstellen wir nun ein detailliertes, diskontiertes Cashflow-Modell. Wir prüfen sehr genau, wie viel Cash die Unternehmen noch als Runway haben. Das war in Niedrigzinsphasen kein Problem, aber heutzutage müssen wir viel genauer hinschauen, und im Gegensatz zum langfristig orientierten VC-Investmentansatz auch kurz- und mittelfristige Katalysatoren im Blick haben. In unserem Flaggschiffonds arbeiten gut 40 Prozent der von unseren Unternehmen bereits profitabel, selbst in der Small- und Mid Cap-Strategie liegt deren Anteil bei über 30 Prozent, Tendenz steigend. Und wir analysieren die verfügbare Liquidität und den Pfad zur Profitabilität sehr genau.

Hat sich das bereits ausgezahlt?

Thelen: Ja, definitiv. Im letzten Jahr haben wir 33 Prozent im OGAW und knapp 50 Prozent mit derselben Strategie im AIF generiert, und das ohne Nvidia, Microsoft, Meta & Co. Dieses Jahr stehen wir bisher bei ca. +2 Prozent im OGAW und +9 Prozent im AIF-Mantel. Das muss man natürlich im Kontext sehen: Wir befinden uns in einer historisch einmaligen Situation, wo ganz wenige Titel wie Nvidia, Microsoft und Meta den gesamten Index stark antreiben.

Gibt es ein Key Learning, das du nach 2 Jahren „Bumpy Road“ hervorheben würdest?

Thelen: Definitiv. Am Aktienmarkt muss man auch ab und zu taktisch agieren. Das finde ich persönlich nicht sexy, aber es ist wichtig. Mein Traum wäre es, Unternehmen zu kaufen und für zehn Jahre zu halten. Aber die Realität am Aktienmarkt zeigt: Ein aktives Management und momentumbasiertes, taktisches Trading sind wichtige Bausteine, die ich früher unterschätzt habe.

Das klingt fast so, als hättest du dich vom Warren Buffett-Ansatz des langfristigen Haltens verabschiedet?

Thelen: Nicht ganz, aber die aktuelle, sehr hohe Volatilität zwingt uns teilweise dazu taktisch zu handeln. Vor zwei Tagen hat sich ein Unternehmen von uns aus dem Stand heraus verdoppelt, ein anderes hat heute Morgen mit minus 34 Prozent geöffnet. Der Markt ist besonders bei kleineren Titeln oftmals irrational, diese Chance nutzen wir jetzt aktiver. Sonst könnten wir nur passive ETFs haben.

Mike, du bist neu im Team. Wie kam es zu deinem Einstieg bei TEQ Capital?

Mike Judith: Frank und ich sind uns auf einem Technology-Panel über den Weg gelaufen. Ich fing an, Feuer für Franks Idee und sein Team zu fangen. Nach 14 Jahren im Konzern bin ich jetzt voller Tatendrang und freue mich über die Dynamik hier im Team.

Frank, was bedeutet Mikes Einstieg für euch?

Thelen: Es ist immer sehr wichtig, dass etablierte und angesehene Industrieköpfe wie Mike einem jungen Team eine Chance geben. Wir sehen TEQ Capital immer noch als Startup. Dass Leute wirklich den Mut haben, von einer sehr etablierten Marke und einem Konzern in dieses interessante, aber wilde Becken zu springen, freut uns sehr.

Mike, du kommst aus einer ganz anderen Welt. Was reizt dich besonders an der neuen Aufgabe?

Judith: Was mich direkt überzeugt hat, ist diese schonungslose Reflektion dessen, was man hier macht, und die Bereitschaft, die Lessons Learned zu analysieren und entsprechend zu handeln. Die Transparenz ist ein enormer Faktor für mich, den ich hier in mindestens derselben Stärke weiterleben kann wie zuvor.

Kannst du das konkretisieren?

Judith: Transparenz bedeutet für uns, dass wir extrem nah am Markt und bei unseren Anlegerinnen und Anlegern sind. Ein weiterer Grund, der mich nach 14 Jahren im Konzern gereizt hat, ist die Tatsache, dass wir hier alle partnerschaftlich unterwegs sind. Wir sind gemeinsam im Fonds investiert und am Erfolg der Firma beteiligt.

Das klingt nach einem radikalen Wechsel für dich.

Judith: Diese Dynamik und und dieser klare Kundenfokus, das direkte Arbeiten am offenen Herzen bei schonungsloser Reflexion und Offenheit – das ist etwas, was man selten in größeren Konzernen findet und was mich hier wirklich begeistert. Wir haben kein Middle Management zufriedenzustellen, es gibt nur die Investoren und uns.

Mike, du bist ein jahrzehntelanger Vertriebsexperte. Wie schonungslos musstest du Frank beibringen, dass Fonds verkauft und nicht gekauft werden?

Judith (lacht): Ich glaube nicht, dass ich Frank das beibringen musste. Man ist ja auf mich zugekommen und hat Interesse bekundet. Das spricht für sich und zeigt, dass hier schon eine gewisse Lernkurve stattgefunden hat.  Dennoch sehe ich vertriebliche Aufklärungsarbeit als wichtigen Teil meiner Arbeit hier.

Thelen (schmunzelt): Mike hat Recht. Wir sind in einer sehr glücklichen Situation gestartet und haben direkt aus dem Stand heraus 140 Millionen an Assets eingesammelt. Das war natürlich super, aber mit der Zeit habe ich einfach gelernt, dass es auch eine klare Strategie im Vertrieb geben muss. Das gehört dazu.

Wie sieht denn die neue Vertriebsphilosophie von TEQ Capital aus?

Judith: Wir wollen sukzessive institutioneller werden. Das bedeutet, dass wir aus dem Deep-Retail-Bereich noch stärker mit den Pools zusammenarbeiten wollen, dass wir ins Bankensegment wachsen wollen, wo ich sehr gutes Potenzial sehe. Und nicht zu vergessen: der Family-Office-Bereich, der sogar noch näher am VC-Ansatz dran ist.

Das klingt ambitioniert. Setzt du dir ein Volumensziel nach dem ersten Jahr?

Judith: Das ist von so vielen Faktoren abhängig. Wir wollen nachhaltig wachsen. Als Referenz: Bei meinem vorherigen Arbeitgeber fingen wir bei 5 Millionen an und landeten im Milliardenbereich. Das ist keine definierte Größe für uns, aber es deutet unser Potenzial an.

Frank, nun bist du ja das Gesicht des Fonds. Ist das Fluch oder Segen?

Thelen: Das ist eine interessante Frage. Ich stehe zu 100 Prozent hinter dem, was wir hier machen. Ich bin mit über 10 Millionen Euro in unseren Fonds investiert, meine Frau hat auch Millionen investiert. Das ist mein Family Office. Aber am Ende des Tages ist es ein starkes Team, das die Entscheidungen trifft.

Judith: Wenn ich da kurz einhaken darf: Es schmerzt mich ein bisschen, wenn wir in dieser Promi-Fonds-Ecke verortet werden. Was wir hier machen, macht so niemand anders. In einer Welt, in der sich ETFs zunehmender Beliebtheit erfreuen, haben wir es mit derart hohen Konzentrationsrisiken zu tun, dass auf der anderen Seite Alpha-Generation durch einen sehr hohen Spezialisierungsgrad, den wir hier vertreten, enorm wichtig wird.

Frank, du wurdest in der Vergangenheit auch für zu optimistische Prognosen kritisiert. Wie gehst du damit um?

Thelen: Rückblickend würde man vielleicht defensiver kommunizieren. Aber ich habe nie irgendetwas gesagt, woran ich nicht selbst geglaubt habe oder wo ich nicht selbst auch zweistellige Millionenbeträge meines eigenen Vermögens hinterlegt hätte. Hätte ich persönlich gedacht, dass wir irgendwann mal minus 50 Prozent in diesem Investment sehen? Nein. Aber das gehört in extremen Phasen dazu. Genauso werden wir steile Aufwärtsbewegungen sehen. Das Wichtige: Unsere Anleger sollen nach 7-10 Jahren sehr zufrieden mit ihrer Investition in TEQ-Bausteine sein.

Zum Abschluss: Wo seht ihr TEQ Capital in drei Jahren?

Thelen: Wir bauen hier langsam auf und wollen das über Dekaden zu einem sehr großen Erfolg bringen. Wir arbeiten hier wirklich hart und nehmen das sehr ernst. Es ist diese neue Strategie, die wir umsetzen, und wir bringen das über Dekaden, glaube ich, zu einem sehr großen Erfolg.

Judith: Wir haben “skin in the game”. Wir wollen nachhaltig wachsen und das Vertrauen unserer Investoren bestätigen. Kurzfristig wollen wir natürlich erfolgreich sein, aber es geht um den langfristigen Aufbau. Wir sehen uns in einem zunehmend wichtiger werdenden Technologiesektor als sinnvolle Ergänzung zu klassischen Big-Tech-Investments und wollen das in den kommenden Jahren unter Beweis stellen.