Aktienmärkte, Hochzinsanleihen, Schwellenländertitel: Laurent Denize, Global Co-CIO & Global Head of Fixed Income bei ODDO BHF Asset Management, äußert sich zu den Chancen im kommenden Jahr.
Das Jahr 2019 war für mutige Aktienanleger sehr einträglich: Nachdem im Schlussquartal 2018 kräftige Abflüsse das Börsengeschehen prägten, erholten sich seit Anfang 2019 die Kurse: Heute verbuchen Anleger ein Plus von 25 Prozent – was einem Kursgewinnpotenzial von vier Jahren entspricht, wenn man mit einer durchschnittlichen Jahresrendite von 6 bis 7 Prozent kalkuliert.
Europäische Aktienmärkte nehmen Fahrt auf
Aber auch 2020 könnte einträglich werden. Zwei einfache Kennzahlen verdeutlichen die aktuelle Renditeprognose für europäische Aktien: Drei Prozent Dividende plus ein dreiprozentiges Gewinnwachstum ergeben eine Rendite von sechs Prozent. Zieht man das Kurs-Gewinn-Verhältnis in die Berechnung mit ein, ergibt sich sogar eine Rendite von 6,8 Prozent. Daher dürften sich 2020 – zumindest auf rechnerischer Basis – die europäischen Märkte sowohl im Hinblick auf Arbitrage- als auch auf stark direktionale Strategien überaus chancenreich entwickeln.
Weltwirtschaft weiterhin unter Druck
Makroökonomie und Politik müssten 2020 allerdings mitspielen. Der ISM Manufacturing Index, der US-Einkaufsmanagerindex, präsentierte sich zuletzt durchwachsen: Der Frühindikator für Wirtschaftsaktivität sank zwischen Oktober und November 2019 von 48,3 auf 48,1 Punkte.
Trotz der Hoffnung auf ein sogenanntes Phase-1-Abkommen im Handelskonflikt zwischen den USA und China belastet der fortlaufende Disput die Geschäftsaktivitäten von US-Unternehmen. Entsprechend niedrig fielen die Auftragseingänge aus. Sie sanken jüngst erneut von 49,1 auf 47,2 Punkte und liegen damit deutlich unter der neuralgischen Expansionsschwelle von 50 Zählern.
Da noch nicht klar ist, wie es in der Zollpolitik weitergeht, müssen sich Anleger in Geduld üben. Aktuell sind die Bewertungen in den USA recht hoch; die Anleger haben offenbar bereits fast alle guten Nachrichten eingepreist.
Chancen bei High-Yield-Anleihen und Value-Titeln
Anfang Dezember 2019 stimmte der Markt für Hochzinsanleihen Anleger positiv. Entsprechende Bonds mit B-Rating haben sich zuletzt deutlich besser entwickelt als BB-Anleihen, die defensiver sind und sta¨rker mit der Zinsentwicklung korrelieren. Die positiven Indikatoren in Europa haben risikoreicheren Titeln einen leichten Schub verliehen. Dieser Trend dürfte sich Anfang 2020 voraussichtlich noch verstärken.
Würde der Handelskonflikt pausieren und sollten sich die Konjunkturdaten verbessern, könnte die Geldpolitik eine Reflation einleiten: Für Anleger bestünde dann die Möglichkeit, überbewertete Wachstumsaktien zu verkaufen und stärker auf Value-Titel zu setzen. Dasselbe gilt für Anleihen.
Und die Währungskurse? Die zu erwartende Abwertung des US-Dollars wird Kapitalbewegungen nach sich ziehen – mit Zuflüssen nach Europa und in die Schwellenländer.
Quelle: Das Investment