Allianz | Frankfurt, 03.07.2015.
In den vergangenen Wochen bewegten sich die Investoren Odysseus gleich auf aufgewühlten Kapitalmärkten zwischen Skylla und Charybdis.
Für ein Auf und Ab an den Aktienmärkten sorgte nicht zuletzt der sich zuspitzende griechische Schuldenstreit. Auch über das für Sonntag, den 5. Juli 2015 angesetzte Referendum in Griechenland hinaus sind Wellenbewegungen zu erwarten, während Europas Politiker versuchen, das hellenische Boot im ruhigeren Fahrwasser des Euroraums zu halten. Zu erwarten ist, dass unserem antiken Helden zumindest von Seiten der globalen Konjunkturentwicklung kein Wasser ins Boot läuft.
? Im Euroraum hat sich die konjunkturelle Erholung gefestigt, während Deflationssorgen wohl ad acta gelegt sind. Ungeachtet der Griechenland-Saga liefern Frühindikatoren wie der vorläufige Juni-Einkaufsmanagerindex für die Region als Ganzes (Vierjahreshoch) ein klares Wachstumssignal.
? Nach einem schwachen, teils Sonderfaktoren geschuldeten Jahresauftakt scheint die US-Wirtschaft allmählich zu alter Stärke zurückzufinden.
? In China, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, federn Regierung und Notenbank den per se gesunden Trend zu moderateren Wachstumsraten ab.
Und die Rentenmärkte? Der Ausverkauf in den vergangenen Wochen hat gezeigt, dass fallende bzw. extrem niedrige Kapitalmarktrenditen keine Einbahnstraße sind:
? In den USA lassen die robuste Arbeitsmarktlage und die jüngsten Zinsprojektionen des Offenmarktausschusses (FOMC) der US-Notenbank (Fed) ein Hissen der zinspolitischen Segel durch Fed-Präsidentin Janet Yellen im September wahrscheinlicher werden. Obwohl die FOMC-Mitglieder ihre Erwartungen bzgl. des Leitzinserhöhungspfades (Median) zurückgenommen haben, preisen die Rentenmärkte nach wie vor ein weniger „falkenhaftes“ Szenario ein. Die Zinswende dürfte sich daher zwar äußerst langsam, aber vermutlich bei hoher Schwankungsbreite vollziehen.
? Die Euro-Anleihemärkte wiederum werden zwischen Antipoden hin- und hergeschoben: Dem Nachfrageüberhang im Umfeld des EZB-Ankaufprogramms (QE) auf der einen Seite stehen fundamentale Renditetreiber wie Konjunkturoptimismus, steigende Inflationserwartungen, ambitionierte Bewertungsniveaus und die nahende US-Leitzinswende auf der anderen Seite gegenüber. Die europäischen Währungshüter scheinen unterdessen über den Renditeanstieg hinwegzuschauen und zeigen sich vielmehr optimistisch in Bezug auf die realwirtschaftliche Wirkung des QE-Programms.
Per saldo bleibt die Geldpolitik expansiv – das hilft bei aufgewühlten Märkten.
Ihre Ann-Katrin Petersen
Assistant Vice President, Global Capital Markets & Thematic Research