SJB | Korschenbroich, 02.07.2013. Er verkörpert geballtes Aktien-Knowhow. Im Interview mit DAS INVESTMENT.com gibt Christoph Bruns von der Loys AG aber auch den ein oder anderen persönlichen Einblick preis. So auch seinen ersten Aktienkauf überhaupt. Wie der wohl ausging?
Christoph Bruns managt den Aktienfonds Loys Global (WKN: 926229) seit 2005.
DAS INVESTMENT.com: Was war ihre erste Erfahrung mit dem Dax? Gutes Geschäft?
Christoph Bruns: Die Einführung des Dax signalisierte für mich eine Internationalisierung der deutschen Aktienkultur, weil seine Titelanzahl sich offenbar am amerikanischen Dow Jones orientierte und seine Ausgestaltung als Performanceindex Anleger orientiert modern erschien.
Der beste Dax-Tag in ihrer Karriere?
Bruns: Als Mitte der Neunziger Jahre, das heißt gut fünf Jahre nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa der Dax und deutsche Aktien große nationale und internationale Aufmerksamkeit erfuhren, bestand die Chance auf eine eigene erfolgreiche Aktienkultur in Deutschland. Man konnte seinerzeit das Erblühen dieser prächtigen Börsen-Rose geradezu fühlen. Leider ist es nicht gelungen, die Deutschen zu einem Volk von Aktionären zu machen. Der volkswirtschaftliche Schaden ist beträchtlich.
Der schlimmste Dax-Tag in ihrer Karriere?
Bruns: Die großen Börsengänge von Deutsche Telekom und Infineon haben im Nachhinein dem Dax und seiner Reputation schweren Schaden zugefügt. Der Neue Markt tat sein übriges.
Ich ahnte, dass Alan Greenspan 1996 mit seinem Wort von der „irrational Exuberance“ Recht behalten könnte und der Dax im Überschwang seines Erfolges langfristigen Schaden nehmen würde. Im Hochgefühl des Triumphes ist oft das Risiko am größten.
Welche Hauptversammlung werden sie nicht vergessen?
Bruns: Hauptversammlung sind ihrem Charakter nach schrecklich langweilige Veranstaltungen. Als in den Neunziger Jahren die Forderung nach „Shareholder Value“ laut wurde, wehte für einige Jahre ein neuer Geist. Leider ist es um die wahrhaftige Eigentümer-Orientierung in den großen Dax-Gesellschaften nicht immer vorzüglich bestellt. Meine Besuchsfrequenz von Hauptversammlungen ist deutlich zurückgegangen.
Frisieren Sie mal den Dax. Wer muss rein, wer muss raus?
Bruns: Naturgemäß spielt Größe beim Dax die entscheidende Rolle. Wenn es aber um Wachstum und Profitabilität geht, dann steht der Mdax weit besser da. Interessehalber sollte man sich den Dax einmal in seiner Ausgangsaufstellung ansehen. Die vielen Veränderungen der Zusammensetzung entkräften die Aussagefähigkeit des Dax ganz eindeutig.
Sind Länder-Indizes noch zeitgemäß in einer globalen Welt?
Bruns: Ja, Länderindizes sind noch zeitgemäß um einen Gradmesser für Ländervergleiche zu besitzen. Um der Globalisierung Rechnung zu tragen müssen sie um internationale Indizes ergänzt werden.
Ihr Kind/Enkel hat Taufe/Geburtstag. Schenken Sie dem Kind mal ihren „Lieblings-Index“ mit dem der/die Kurze in 25 Jahren ein solides Finanzpolster haben wird? Warum diese Wahl?
Bruns: Ein Weltindex wie der MSCI World dürft sich für meine Kinder aufdrängen. In vielen Ländern gibt es attraktive Unternehmen. Zwei Drittel der Erdbevölkerung lebt in Asien. Es wird darauf ankommen, an den internationalen Wachstumschancen vieler verschiedener Industrien teilzunehmen.
Welche derzeitigen Dax-Unternehmen sind auch in 25 Jahren noch im Dax?
Bruns: Deutsche Post, wenngleich unter dem Namen DHL. Die Post wird angesichts ihrer Größe und ihres wachsenden internationalen Geschäfts auch in einem Vierteljahrhundert zu den größten unabhängigen deutschen Unternehmen zählen. Die Deutsche Telekom dürfte in 25 Jahren als größter europäischer Technikdienstleister mit Sitz in Deutschland noch dabei sein. Volkswagen wird ebenfalls dabei und für Fresenius dürfte dasselbe gelten.
Wo steht der Dax im Jahr 2038?
Bruns: Bei 30.000 Punkten.
Mit welchem Lied kann man am besten auf 25 Jahre Dax anstoßen?
Bruns: Die Arie von Orpheus und Euridike von Christoph Willibald Gluck wäre passend, denn die Welt (Orpeus) holt den Dax (Euridike) aus der Unterwelt der Deutschland AG ins Scheinwerferlicht einer internationalen Investorengemeinde. Der Rest ist bekannt.
Durchstöbern Sie mal ihren Haushalt und ihre Garage: Wie viele der 30 Dax-Werte sind durch Produkte oder Dienstleistungen bei ihnen vertreten?
Bruns: Da ich in Chicago lebe, habe ich mit den Dienstleistungen von Lufthansa, Deutsche Post und Deutsche Telekom besonders viel zu tun. Und auf meinem Schreibtische gibt es Aktienanalysen aus den Häusern Deutsche Bank und Commerzbank. Darüber hinaus nutze ich Konsumentenprodukte von Adidas, VW, Bayer, Continental und Henkel. Ganz sicher stecken Vorprodukte von BASF, Lanxess, Thyssen, Infineon und Linde in vielen Gütern, die ich im Haushalt habe.
25. Hochzeitstag: Von welchem Dax-Unternehmen bekommt Ihre Ehefrau ein Geschenk? Und was gibt es?
Bruns: Mit großer Wahrscheinlichkeit gibt es eine Flugreise, so dass die Lufthansa die besten Chancen hat.
Christoph Bruns erster Aktienkauf: Bei der Aktie Viceroy Recources handelte es sich um eine Goldminenaktie, die Christoph Bruns aufgrund einer Empfehlung eines Börsenbriefes gekauft hatte, den sein Vater früher immer gelesen hat. Der Wert der Aktie fiel nach dem Kauf stark und wurde ein Totalverlust. Ab da wusste er laut eigener Aussage, was ein „Penny Stock“ ist.
Christoph Bruns: „Die Lehre aus dem Investment war, nie wieder ausschließlich auf Börsenbriefe zu hören, sondern sich selbst ein Urteil zu bilden, bevor eine Aktie gekauft wird.“
Von: Ansgar Neisius
Quelle: DAS INVESTMENT.