SJB | Korschenbroich, 16.01.2014. Die Star-Capital-Manager Peter E. Huber und Norbert Keimling stellen drei Thesen für 2014 auf. So sollen die europäischen Aktien besser laufen als die amerikanischen.
Börse und Demographie haben einiges gemeinsam. So lässt sich die demographische Entwicklung aufgrund recht konstanter Einflussfaktoren wie der rückläufigen Geburtenrate und der steigenden Lebenserwartung (die Geburtenrate hat sich in Deutschland übrigens in den letzten 50 Jahren halbiert) langfristig relativ gut bestimmen.
Kurz und mittelfristig ist sie dagegen praktisch nicht prognostizierbar. Wer kann schon wissen, wie viele Kinder 2014 gezeugt werden? An der Börse ist es ähnlich.
Die langfristige Entwicklung lässt sich aufgrund recht konstanter Einflussfaktoren wie der durchschnittlichen Gewinnwachstumsrate der Unternehmen (1,6 Prozent seit 1880) und der durchschnittlichen Bewertung (Shiller-Kurs/Gewinn-Verhältnis von 16,5 und Kurs-Buchwert-Verhältnis von 2,1) recht gut abschätzen.
Auf kurze und mittlere Sicht können die Börsen aber deutlich von diesen Durchschnittswerten abweichen und sind deshalb nicht prognostizierbar. Auch sind die Märkte kurzfristig sehr effizient.
Nicht nur alle bekannten Informationen sind bereits in den Kursen enthalten, sondern auch die Erwartungen der Marktteilnehmer bezüglich der weiteren Konjunktur- und Börsenentwicklung. Niemand kann also voraussehen, wo sich der Dax am Jahresende befindet.
Viele Anleger haben den bisherigen Börsenaufschwung ganz oder teilweise verpasst und wollen nicht den steigenden Kursen hinterher rennen. Oder sie trauen dem Anstieg nicht und denken an Gewinnmitnahmen.
Dax-Stand von 20.000 Punkten oder mehr
Nach unseren Berechnungen werden die Märkte in zehn bis zwölf Jahren aber substanziell höher stehen als heute. Wir gehen von einem Dax-Stand von 20.000 Punkten oder mehr aus. Eine Meinung, die wir übrigens seit Jahren vertreten.
Es gibt daneben noch viele weitere Hinweise, dass der aktuelle Aufwärtstrend noch lange nicht beendet ist. Die Erfahrung der letzten 40 Jahre zeigt, dass es an den Börsen erst dann gefährlich wird, wenn die Konjunktur brummt, die Notenbanken anfangen zu bremsen und viele Anleger stark in Aktien engagiert sind.
Gerade der letzte Punkt ist in keiner Weise gegeben. So ist das Vermögen der privaten Haushalte in Deutschland seit der Jahrtausendwende zwar stark gestiegen.
Davon profitiert haben aber nur Immobilien, Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionskassen sowie Bargeld und Einlagen. Der Bestand an Aktien ist dagegen sogar geschrumpft, was darauf hindeutet, dass steigende Kurse zum Verkauf genutzt worden sind.
Über die kurz- bis mittelfristige Börsenentwicklung lassen sich wenig konkrete Aussagen treffen. Viele erwarten jetzt erst einmal eine stärkere Korrekturbewegung.
Diese ist jederzeit möglich und wäre nach dem bisherigen Kursanstieg auch wünschenswert. Man kann sich aber nicht darauf verlassen, dass sie auch kommt.
Was bedeutet das konkret für unsere Anlagestrategie?
Bei unserem chancenorientierten Vermögensfonds, dem Starcapital Huber Strategy 1, reduzieren wir unsere Aktienquote leicht auf 60 Prozent und befinden uns damit im neutralen Bereich.
Bei unserem defensiven Vermögensfonds, dem Starcapital Winbonds plus, halten wir die Aktienquote bei knapp 20 Prozent. Insgesamt sind wir in unserer Vermögensverwaltung damit weiter zu rund 40 Prozent in Aktien investiert.
Selbstverständlich machen auch wir uns ein Bild über mögliche Entwicklungen in 2014 und 2015, das wir aber ständig kritisch hinterfragen. Dabei arbeiten wir derzeit mit drei Hypothesen:
1. Substanzwerte (Value-Aktien) laufen besser als Wachstumswerte (Growth).
In den letzten Jahren sind Aktien besonders gut gelaufen, deren Gewinnentwicklung recht konjunkturresistent ist. Dies gilt insbesondere für Konsumgüteraktien (Nahrung, Getränke, Luxusgüter, Pharma).
Diese Bereiche sind allerdings inzwischen recht hoch bewertet. Da wir eine Resynchronisation des weltweiten Wirtschaftswachstums erwarten – Europa kommt aus der Rezession, und auch in Asien (China, Japan) läuft es besser –, rechnen wir mit einem Comeback der konjunktursensiblen Wert-Aktien. Anzeichen dafür gibt es nun seit mehreren Monaten.
2. Europäische Aktien laufen besser als amerikanische Aktien.
Auch diese These vertreten wir schon einige Zeit. Tatsächlich ist der Eurostoxx50 im zweiten Halbjahr 2013 um 19,6 Prozent gestiegen, der amerikanische Standard & Poor`s-Index währungsbereinigt dagegen nur um 9,5 Prozent. Italienische und spanische Aktien sind sogar deutlich über 20 Prozent nach oben geklettert.
Wir waren mit unserer Meinung wie üblich nur etwas zu früh! Der Trend dürfte in den nächsten zwei Jahren anhalten, weil der Konjunkturaufschwung in Europa gerade erst beginnt, während er sich in Nordamerika bereits in einem reifen Stadium befindet.
3. Standardaktien laufen besser als Nebenwerte.
Da wir Liquiditätsfanatiker sind, investieren wir seit jeher schwerpunktmäßig in großkapitalisierte Werte. Dies hat sich in den letzten Jahren als Nachteil erwiesen, denn geringer- und mittelhoher Börsenwert – wie die Neben- und Spezialwerte auf Neudeutschheißen – liefen den Standardtiteln auf und davon!
Inzwischen sind diese Papiere aber mehrheitlich zu teuer. So liegt das aktuelle Kurs/Gewinn-Verhältnis im M-Dax mit 29,0 fast doppelt so hoch wie im Dax mit 16,0.
Auch das positive Sentiment für gering hohe Börsenwerte hat Rekordwerte erreicht. Ein Warnsignal, dass auch hier die Bäume nicht in den Himmel wachsen!
Quelle: DAS INVESTMENT.