SJB | Korschenbroich, 08.10.2014. M&Gs Starfondsmanager Richard Woolnough über niedrige Renditen, Derivate im Fondsmanagement und den Grund, warum die Ausfallraten für längere Zeit niedrig bleiben könnten.
M&G Optimal Income Fund – Euro A-H
Von 300 Millionen Euro auf fast 30 Milliarden Euro in weniger als sechs Jahren: Der M&G Optimal Income (ISIN GB00B1VMCY93) ist einer der größten und meistabgesetzten Rentenfonds Europas (Platz 4 in der aktuellen Top-Seller-Liste von DER FONDS), und erfolgreich obendrein. Doch die Anleger des M&G Optimal Income stellen sich auch Fragen. Wie geht Fondsmanager Richard Woolnough mit den großen Positionen in Hochzinsanleihen um? Fast ein Drittel sind es aktuell.
Und was er machen will, wenn sich Großanleger aus Investment-Grade-Anleihen zurückziehen und die Kurse sacken lassen? Und ob er keine Angst davor hat, der Anleihemarkt könne erneut austrocknen? Wir haben Woolnough diese Fragen gestellt und ausführliche Antworten bekommen.
DER FONDS: Über die Hälfte Ihres Portfolios liegen in Investment-Grade-Anleihen. Ist deren Rendite angesichts des Risikos nicht viel zu niedrig?
Richard Woolnough: Zum Glück kann ich Zinsänderungsrisiken von meinen Krediteinschätzungen trennen. Ich fahre diese große Position im Investment-Grade-Bereich, weil ich die dortigen Renditeaufschläge für besonders lukrativ halte. Aber ich benutze Futures, um die Duration zu senken. Für den Europa-Teil liegt sie zum Beispiel erstmals unter Null. Das schützt vor steigenden Zinsen.
Gilt das auch für Hochzinsanleihen, die Sie zu ungefähr 30 Prozent gewichtet haben? Wir haben 2008 gesehen, die schnell und heftig die abstürzen können.
Obwohl die Spreads in den vergangenen Jahren deutlich schrumpften, bin ich weiter optimistisch. Ich halte es für gut möglich, dass das noch so weitergeht. Die Ausfallraten, die ein wichtiger Einflussfaktor für die Bewertungen sind, bleiben weiter ein gutes Stück unter ihrem historischen Durchschnitt.
Was sich bekanntermaßen schnell wieder ändern kann.
Es sieht aber nicht danach aus, denn viele Unternehmen haben das gute Marktumfeld genutzt, um die Laufzeiten ihrer Schulden um einige Jahre zu verlängern. Sie sind also solide finanziert. Zugleich dürfte die bessere globale Wirtschaftlage dabei helfen, dass sie ihre Bilanzen weiter stärken und Umsätze steigern können.
Alle Welt rechnet mit anhaltend niedrigen Ausfallraten. Ist das nicht ein Warnsignal?
Sicherlich sollten wir nicht in die Falle tappen und denken, dass dieses Mal alles anders ist. Allerdings ist der Hochzinsmarkt heute tiefer und komplexer als vor der Krise. Der Markt kann Unternehmen auffangen, die früher unter ihren Schulden zusammengebrochen wären. Wir haben Firmen wie Blackstone und KKR, und auch M&G hat seinen eigenen Distressed Fund für gefährdete Anleihen. Es gibt also genug Leute und Geld, die einspringen, wenn ein Unternehmen in Schwierigkeiten gerät. Dieses Sicherheitsnetz könnte mit ein Grund dafür sein, warum wir nicht dieselben Ausfallraten mehr sehen werden wie früher.
Trotz niedriger Ausfallraten können Kurse einbrechen, wenn sich Anleger abwenden.
Dazu gibt es aber noch keinen Grund. Das Zinsniveau in der entwickelten Welt wird niedrig bleiben. Renditen steigen allenfalls begrenzt. In diesem Umfeld werden Anleger weiter nach höherverzinslichen Anlageklassen suchen, was Hochzinsanleihen helfen wird. Es gibt noch immer gute Möglichkeiten, man muss sie allerdings einzeln suchen und die Kredite sorgfältig analysieren.
Ist das heute schwieriger als vor der Krise?
Nein. Nicht zuletzt die gestörte Kreditvergabe der Banken hat dazu geführt, dass wir ein viel größeres Spektrum an Anleihe-Emittenten haben. Der Markt für Hochzinsanleihen hat sich zu einem großen, tiefen, gesunden Markt entwickelt. Und er wächst weiter.
Ist Ihre aktuelle High-Yield-Quote im historischen Vergleich hoch?
Wir sind sogar leicht untergewichtet, weil wir aus Qualitäts- und Spread-Gründen das Investment-Grade-Segment bevorzugen. Hochzinsanleihen machen 28 Prozent im Portfolio aus. Den höchsten Wert hatten wir Ende 2011 und Anfang 2012 mit ungefähren 45 Prozenten.
Wie sichern Sie Risiken ab?
Wir nutzen verschiedene Derivate wie zum Beispiel Kreditausfallversicherungen, CDS, mit denen sich Schuldnerrisiken verkaufen lassen, oder Futures. Über Futures auf Staatsanleihen lässt sich die Empfindlichkeit gegenüber sich ändernden Zinsen steuern. Wie bereits erwähnt sind wir in diesem Punkt defensiv aufgestellt. Unser Gesamtportfolio wird aber immer eine Duration über Null haben, wir werden also nie ausdrücklich auf steigende Zinsen spekulieren.
Seit der Finanzkrise sorgen sich Anleger um die Liquidität an den Anleihemärkten.
Natürlich untersuchen wir bei jeder Anleihe deren Handelsfähigkeit am Zweitmarkt gleich mit. Allerdings ist eine geringere Liquidität nicht zwangsläufig ein schlechte Sache. Wir kaufen auch hin und wieder weniger liquide Titel, wenn wir überzeugt sind, dafür ausreichend entschädigt zu werden. Ebenso kann es uns helfen, wenn andere Anleger unter Druck in einem nicht sehr liquiden Markt verkaufen müssen. Dann können wir die Titel günstig übernehmen. Um die Liquiditätsfrage zu umgehen, nutzen wir durchaus auch die enorm liquiden CDS. Ein sehr günstiger und schneller Weg, um eine Marktmeinung umzusetzen.
Wie kann man sich so etwas vorstellen?
Verkauft man einen CDS, übernimmt man das Schuldnerrisiko und bekommt dafür eine Prämie. Je schlechter der Markt den Schuldner einschätzt, desto höher ist die Prämie. Das können wir für einzelne Schuldner und komplette Märkte long und short abschließen. Wir können also auch Risiken abgeben und zahlen dafür eine Prämie. Zurzeit ist die größte derartige Position ein CDS auf den North American High Yield Index. Das Gute ist, dass man schnell mit großen Summen ein- und aussteigen kann.
Allerdings haben Sie das Risiko, dass Ihr CDS-Partner ausfällt.
Wir haben natürlich Limits, wie viele CDS wir ins Portfolio holen dürfen. Und wir berechnen die Positionen täglich und lassen sie auch besichern. Zudem überprüfen wir regelmäßig unsere Handelspartner und verlangen täglich Besicherungen nach den bestmöglichen Standards.
Ist es bei hohen Bewertungen nicht auch mal eine gute Idee, einfach an die Seitenlinie zu gehen und den nächsten Crash abzuwarten?
Es ist nicht der Sinn des Fonds, plötzlich aus Cash zu bestehen. Es ist ein flexibler Rentenfonds mit Total-Return-Ansatz, und somit wird er immer zum größten Teil aus Anleihen bestehen.
Manche bezeichnen den Fonds als Mischfonds, weil Sie auch Aktien kaufen dürfen (siehe auch 100-Fondsklassiker Kategorie Mischfonds defensiv/neutral).
Aktien stecken nicht in unserer Benchmark und normalerweise auch nicht in unserem Fonds. Wir kaufen Aktien nur dann, wenn sie ungewöhnlich günstig sind. Und dann sind wir in diesem Segment nur zu Besuch.
Wie hoch ist die Quote zurzeit?
Ende Juli lag sie bei 2,8 Prozent. Die durchschnittliche Quote seit Fondsstart liegt bei 6,5 Prozent, und das Maximum betrug 12,3 Prozent im Oktober 2013. Erlaubt sind bis zu 20 Prozent.
Von: Andreas Harms