Pictet | Frankfurt, 10.12.2021.
Steigende Covid-19-Fallzahlen, Engpässe in den Lieferketten und Inflationsängste haben das globale Wirtschaftswachstum in den letzten Monaten belastet. Es besteht aber auch Anlass zu Optimismus. Es gibt Anzeichen, dass sich die Angebotsengpässe langsam auflösen, und wir gehen davon aus, dass der Inflationsdruck in den kommenden Monaten seinen Höhepunkt erreichen wird, bevor er sich in den letzten Monaten des Jahres 2022 abschwächt. Daher erwarten wir einen neuen Wachstumsschub und vor allem die lang ersehnte Erholung im Dienstleistungssektor, wenn uns auch das Aufkommen der Omikron-Variante Sorge bereitet.
Wir sind daher optimistischer geworden, was die Aussichten für zyklische Konsumgüterwerte angeht, und haben den Sektor von negativ auf neutral hochgestuft. Trotz höherer Preise scheint sich der Konsum zu stabilisieren, insbesondere in den USA. Die Angebotsengpässe, die den Automobilsektor belasten, dürften sich bald wieder auflösen. Die Gewinnkorrekturen für diese Unternehmen im Vergleich zum Markt sind unserer Ansicht nach Tiefststände, was bedeutet, dass in den kommenden Monaten Aufwärtskorrekturen wahrscheinlich sind.
Wir sind auch von Immobilien angetan, die im Vergleich zu ihrer 20-jährigen Geschichte einer der günstigsten Sektoren in unserer Bewertungsmatrix sind. Diese Aktien können auch der partiellen Inflationsabsicherung dienen. Der Finanzsektor bleibt aus verschiedenen Gründen unser bevorzugter Sektor. Trotz seiner starken Rally in diesem Jahr bleibt er attraktiv bewertet. Die Bankenrentabilität scheint sich zu verbessern, da die Anleiherenditen steigen und die Hürden für Dividendenausschüttungen von den Aufsichtsbehörden weitgehend beseitigt wurden.
Bei defensiven Sektoren, deren relativ starke Performance in den letzten Monaten anfällig für eine Erholung des Wirtschaftswachstums ist, sind wir vorsichtiger. Wir haben sowohl Versorger als auch Basiskonsumgüter von neutral auf untergewichtet herabgestuft. Beide Sektoren sind im Wesentlichen anleihenähnlich, was bedeutet, dass sie Probleme bekommen könnten, wenn die Anleiherenditen steigen. Versorgungsunternehmen könnten zunehmend unter Druck geraten, weil die Regierungen versuchen, steigenden Energiepreisen einen Riegel vorzuschieben. Basiskonsumgüter hingegen sind eine Wette auf das Wachstum der Schwellenländer, deren Aussichten vorerst nicht besonders rosig erscheinen.
Da das US-Wachstum sowohl real als auch nominal weiterhin stark sein dürfte, ist die Hürde für eine Outperformance von Schwellenländeraktien risikobereinigt sehr hoch. Wie Abb. 3 zeigt, haben die Erträge von Schwellenländeraktien gelitten, da das Wirtschaftswachstum in den Entwicklungsländern hinter dem der Industrieländer zurückgeblieben ist. Zudem gehen wir davon aus, dass die herausragende wirtschaftliche Entwicklung der USA und die geldpolitische Divergenz zwischen der Fed und der zurückhaltenderen EZB dem US-Dollar weiterhin zugute kommen – und das drückt in der Regel auf die Renditen von Schwellenländeraktien.
Wir stufen deshalb Aktien aus Schwellenländern (ex-China) auf untergewichtet herab. Eine Rotation zurück zu Schwellenländeraktien ist in der zweiten Jahreshälfte 2022 wahrscheinlich, hängt aber von einer Verbesserung der wirtschaftlichen Bedingungen und dem Ende – oder zumindest einer deutlichen Verlangsamung – der geldpolitischen Straffung in den Entwicklungsländern ab.
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