Pressemitteilung Matthews Asia: Was bedeuten Evergrande, Kaisa und Didi für China-Investoren wirklich?

Bei der FondsAuswahl zählt die Unabhängigkeit vom Anbieter! Matthews Asia | London, 03.02.2022.

Die anhaltende Unsicherheit um den zahlungsausfälligen Immobilienentwickler Evergrande und andere Firmen aus der Baubranche sowie die Eingriffe der chinesischen Regierung in verschiedenen Industriezweigen beunruhigen Anleger zusehends. Wer aus diesen Einzelfällen jedoch Rückschlüsse auf den Zustand der gesamten chinesischen Wirtschaft zieht, springt zu kurz, sagt Andrew Mattock, Portfoliomanager beim Asien-Spezialisten Matthews Asia. Im folgenden Interview erklärt Mattock, der auch Lead Manager des Matthews China Fund ist, warum die regulatorischen Eingriffe durchaus im Einklang mit Chinas Reformagenda stehen und warum China – trotz kurzfristiger Volatilität und Herausforderungen für bestimmte Sektoren – eine langfristige Chance für Anleger bleibt.

Wie beeinflussen die Insolvenzen von Evergrande und der Kaisa Group Ihre Einschätzung des chinesischen Immobiliensektors?

Es gab 2021 noch weitere Insolvenzen bei Bauträgern, aber Evergrande hat die meiste Aufmerksamkeit auf sich gezogen und tut dies weiterhin. Man sollte das allerdings in Perspektive setzen: Evergrande ist zwar der größte Bauträger, der in China in Verzug geraten ist. In der ersten Jahreshälfte 2021 entfielen auf das Unternehmen aber nur etwa 5 Prozent der verkauften Quadratmeter neuer Wohnungen in China.

Erwarten Sie weitere Zahlungsausfälle unter Chinas Bauträgern?

Das ist möglich. In einem riesigen Land wie China, in dem es 2020 etwa 103.000 Bauträger gab, wird es zwangsläufig zu einigen Ausfällen kommen. Die chinesische Regierung hat im vergangenen Jahr Beschränkungen eingeführt, um risikoreichere Bauträgerprojekte einzudämmen. Diese Maßnahmen haben den gewünschten Effekt erzielt. Sie zielten auf die schlechten Akteure. Immobilienentwickler müssen eine Menge Schulden abarbeiten, aber China hat große Fortschritte bei der Entschuldung dieser Unternehmen gemacht.

Sind diese Ausfälle potenziell systemisch?

Das glauben wir nicht. Die Bruttogewinnspannen der Bauträger zeigen, dass die Immobilienpreise um 30 Prozent fallen müssten, um Probleme zu verursachen. Im vergangenen Jahr stieg der Durchschnittspreis für neue Eigenheime (trotz des starken Drucks durch die Politik der Regierung) um 4 Prozent im Vergleich zu 2020. Und die durchschnittlichen Neubaupreise steigen seit Jahren kontinuierlich: Gegenwärtig liegen sie 12 Prozent höher als vor zwei Jahren, über fünf Jahre sind sie um 44, und über zehn Jahre um 107 Prozent gestiegen.

Werden notleidende chinesische Bauträger finanzielle Hilfe vom Staat erhalten?

China fördert private Lösungen, aber es sind auch chinesische Beamte vor Ort beteiligt. Im Fall von Evergrande hat die Zentralregierung die Provinzregierung von Guangdong damit beauftragt, eine aktive Rolle bei der Umstrukturierung des Unternehmens zu übernehmen.

Gibt es irgendwelche guten Eigenschaften von Immobiliengesellschaften?

Wir meinen schon, dass bestimmte Immobilienunternehmen in China grundsätzlich solide und attraktiv bewertet sind und hohe Dividendenrenditen bieten können. Die guten Unternehmen konzentrieren sich auf die wichtigsten Städte, in denen sowohl Nachfrage als auch Kapital vorhanden sind. Die Eigenheimquote in China liegt bei 90 Prozent – die Urbanisierung aber nur bei 65 Prozent. Der wichtigste sozio-ökonomische Wandel, den die Regierung anstrebt, besteht darin, dass mehr Menschen in die Städte ziehen, um den Konsum zu steigern und den Lebensstandard zu erhöhen. Kurzfristig wird sich die negative Stimmung fortsetzen, aber längerfristig sind die Chancen zur Wertschöpfung unbestreitbar.

Behindern Eingriffe der Regierung in die öffentlichen Märkte – wie etwa das erzwungene Delisting des Fahrdienstes Didi Chuxing von der New Yorker Börse – das Wachstum chinesischer Unternehmen?

Also, die inländischen Investoren in China sehen das nicht so. Sie sehen vielmehr eine Fülle von Wachstumschancen und dass die Regierung dieses Wachstum fördert. So investiert die Regierung aktiv in lokale private Fonds, die ihrerseits Geld anlegen in lokalen Unternehmen aus Wachstumsbereichen wie Informationstechnologie (IT), Solarenergie und Fintech. An den Börsen Chinas gibt es eine gewisse Entkopplung zu beobachten: Der Aktienmarkt auf dem chinesischen Festland legte 2021 zu, während in Hongkong notierte Aktien zurückgingen. Auch Notierungen chinesischer American Depositary Receipts (ADR) – Wertpapiere ausländischer Firmen, die an US-Börsen gehandelt werden dürfen – fielen.

Worauf beruht diese Entkopplung?

Seit seinem Amtsantritt ist es die Aufgabe von Chinas Präsident Xi Jinping, Reformen durchzuführen, um Wohlstand zu verteilen und sicherzustellen, dass die Wirtschaft nicht nur wächst, sondern auch stabil wächst und Spekulationsblasen vermieden werden. Wie alle Regierungen stolpert auch China manchmal, und das kann die Märkte kurzfristig stören. Inländische Anleger sind sich dessen interessanterweise bewusst. Aber chinesische Unternehmen, die in Hongkong und den USA notiert sind, sind anfälliger für Überreaktionen und negative Stimmungen zu Themen wie Regierungsreformen.

Welche Sektoren und Themen sind derzeit für Investoren günstig, um sich in China zu engagieren?

Die Regierung investiert in Unternehmen aus dem IT-Sektor – seien es elektrische Komponenten, Halbleiter, Software oder Hardware – und fördert diese stark. Das ist ein explodierender Bereich! Bei den Elektrofahrzeugen sind Batterien die am meisten geschätzte Komponente. China leistet einen erheblichen Beitrag zur weltweiten Batterieproduktion. Weitere Wachstumssektoren und -themen, die wir sorgfältig prüfen, sind Solar und erneuerbare Energien, Finanzdienstleistungen sowie Gesundheit und Wellness.

„Die Quintessenz“, sagt Mattock abschließend, „ist, dass China ein qualitatives Wachstum und nicht nur irgendein Wachstum anstrebt.“ Hier komme das aktive Management von Matthews Asia ins Spiel: „Es gibt uns die Möglichkeit, uns auf einen sehr kleinen Teil des börsennotierten Universums zu konzentrieren – nämlich auf Qualitätsunternehmen, die am besten in der Lage sind, Änderungen in der Regierungspolitik zu antizipieren.“

Sie finden das vollständige Interview mit Andrew Mattock hier.

Matthews Asia ist einer der größten spezialisierten Anbieter für asiatische Investments in den USA mit einem verwalteten Vermögen von 25,2 Mrd. US-Dollar (Stand 31. Dezember 2021). Seit Gründung 1991 hat sich das Unternehmen auf Anlagen in Asien spezialisiert. Matthews Asia verfolgt einen fundamental getriebenen Bottom-up-Investmentstil, der auf langfristige Performance zielt. Außerhalb der USA bietet Matthews Asia zwölf SICAV-Fonds an. Weitere Informationen sowie ausführliche Research-Berichte zu den Märkten Asiens lesen Sie auf der internationalen Website von Matthews Asia: global.matthewsasia.com.

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