Aktien und Gold – schwächelt das eine, legt das andere einen Höhenflug hin, sagt Vermögensverwalter Stephan Albrech von Albrech & Cie. Hier analysiert der Chef der Vermögensverwaltung den historischen Verlauf von Goldpreis und Aktienmarkt und entwirft daraus eine Strategie, die seiner Meinung nach krisenresistent ist.
Wenn der Aktienmarkt richtig brummt, hat Gold eine schlechte Zeit. Kommt indes Gold dauerhaft in Fahrt, dann sieht es mit den Dividendentiteln mau aus. Diese Tatsache können strategische Investoren nutzen, um den Aktienmarkt wie auch Gold langfristig deutlich zu schlagen!
Wer unsere Kolumnen kennt, der weiß, wie wir Gold als Anlageklasse einschätzen: Für uns ist das Edelmetall der Gegenspieler zum breiten Aktienmarkt, der dann seine große Zeit hat, wenn der Aktienmarkt deutliche Verluste verbucht – und umgekehrt! Daher ist uns Gold zu schade, um es mit nur fünf oder zehn Prozent ins Depot zu packen. Denn was nutzen Ihnen zehn Prozent, wenn 60 Prozent Ihres Geldes in eine Aktienbaisse rutschen? Dann kann Gold es auch nicht rausreißen!Seit 1971: Gold ist Gegenspieler des Aktienmarkts
Die Zeit von 1971 – dem Jahr, als Präsident Nixon die Preisbindung von Gold aufhob – bis heute belegt klar, wie gegenläufig sich Gold und Aktien entwickeln. Phase 1: erstreckt sich von 1971 bis 1980. In jener Zeit verzwanzigfachte sich der Goldpreis von rund 40 bis auf über 800 Dollar. Der US-Aktienmarkt (S&P 500) kam in jenem Jahrzehnt unterm Strich nicht voran und durchlebte eine Baisse mit bis zu 50 Prozent Minus. In Phase 2: von 1980 bis 2000 legte der Aktienmarkt um rund 1.400 Prozent zu, Gold aber verlor bis zu 70 Prozent! In Phase 3: die von 2000 bis 2011 dauerte, gewinnt der Goldpreis rund 650 Prozent, während der Aktienmarkt zwei große Baissen durchmacht. Seither sind wir in Phase 4: in der der Aktienmarkt führt und Gold schwächelt.
Ratio zwischen Aktien und Gold weist den Weg
Hätten strategische Investoren diese enormen Schwankungen des Aktienmarkts und von Gold zu ihrem Vorteil nutzen können? Ein von uns entworfener Ansatz nutzt dazu die Ratio zwischen dem S&P 500 und Gold. Dabei wird der Preis des S&P 500 durch den Preis von Gold geteilt. Steigt die Ratio langfristig, dann sind Aktien stärker und das Geld fließt in den Aktienmarkt. Fällt die Ratio hingegen über längere Zeit, zeigt dies, dass Gold stärker ist und das Geld wird in das Edelmetall investiert. Zum Wechsel kommt es, wenn der langfristige Trend – dargestellt durch jahrelange Trendlinien – gebrochen wird. Das war seither nur drei Mal der Fall:
Klarer Mehrwert durch Wechsel der Anlageklasse
Eine solche sehr langfristige Strategie steigt naturgemäß nicht am Tief ein und am Hoch aus (das können ohnehin nur Schwindler); sie nimmt aber den Großteil eines langjährigen Trends mit. Von 1971 bis 1983 (Gold) hätte der Zugewinn 900 Prozent betragen, von 1983 bis 2002 (Aktien) 500 Prozent. Von 2002 bis 2013 (Gold) hätte die Strategie rund 400 Prozent eingefahren. Seit 2013 bis jetzt wäre das Geld am Aktienmarkt mit etwa 50 Prozent Zuwachs angelegt gewesen. So wären seit 1971 aus 1.000 Dollar 45.000 Dollar geworden, was einer annualisierten Rendite von neun Prozent entspricht. Der S&P 500 verwandelte 1.000 Dollar in dieser Zeit in rund 24.000 Dollar (7,3 Prozent p.a.), Gold brachte es auf 32.000 Dollar (8 Prozent p.a.). Die Ratio-Strategie brachte also einen klaren Mehrwert im Vergleich zum Investment in Aktien und/oder Gold.
Momentum-Strategie mit Aktien, Gold und Cash
Dieser Grundgedanke – auf die stärkste Anlageklasse zu setzen – kann auch die Basis für eine noch erfolgreichere Momentum-Strategie sein. Dabei investieren Anleger in einen Indexfonds jener Anlageklasse, der nach den gewählten Parametern die stärksten Zugewinne verbucht. Bezieht man neben Aktien und Gold auch Cash mit ein, gewährleistet dies, dass das Kapital an die Seitenlinie geht, wenn Aktien und Gold gemeinsam dauerhaft schwächeln – etwa bei stärkeren Zinserhöhungen. Die Rendite einer solchen ETF-basierten Momentum-Strategie (wegen der ETF-Auflage nur berechenbar von 2006 an) hätte nach unseren Forschungen eine Rendite von 14 Prozent p.a. erzielt – der S&P 500 indes kam in dieser Zeit „lediglich“ auf 7,9 Prozent, Gold auf 7,6 Prozent im Jahr. Die maximalen Verluste dieser Momentum-Strategie hätten bei rund 22 Prozent gelegen, der S&P 500 aber verlor bis zu 55 Prozent, Gold bis zu 45 Prozent.
Von: Stephan Albrech
Quelle: Das Investment