Allianz | Frankfurt, 06.01.2017.
Die Woche voraus
„Was das Jahr des Feuer-Hahns bereithält“
Auch im chinesischen Kalenderzyklus neigt sich das Jahr – das Jahr des Feuer-Affen – in Kürze dem Ende zu. Die Vorhersagen für ein Kalenderjahr voller auf die Zukunft wirkenden Veränderungen haben sich wohl bewahrheitet. Unerwartete politische Ereignisse, darunter das britische Brexit-Votum und der Ausgang der US Präsidentenwahl, prasselten auf die Kapitalmärkte nieder. Dennoch vermochte keine dieser Schlagzeilen die Börsen nachhaltig in schwere Turbulenzen zu versetzen. Kommt im Kanon von (Geo-)Politik, globaler Konjunktur und Geldpolitik fundamentalen Treibern inzwischen wieder eine bedeutendere Rolle zu?
? Zunächst einmal verspricht auch das neue Jahr, ein hochpolitisches zu werden. In den USA wird der designierte Präsident Donald J. Trump am 20. Januar 2017 das Zepter übernehmen.
Noch ist unklar, welche Wahlversprechen Trump letztlich wird einlösen können. In Europa wiederum treten die Niederländer, Franzosen und Deutschen an die Wahlurnen – möglicherweise sogar die Italiener – während im Frühjahr die Brexit- Verhandlungen beginnen sollen. Aus Sorge vor dem Zugewinn populistischer Parteien dürfte im Superwahljahr das Augenmerk der Politik verstärkt auf der Wählergunst liegen und weniger auf der Implementierung struktureller Reformen.
Die Weltwirtschaft hat sich dabei gegenüber den jüngsten unerwarteten Entwicklungen als recht widerstandsfähig erwiesen.
In nahezu allen wichtigen Regionen ist die Konjunktur inzwischen aufwärtsgerichtet oder hat sich zumindest gefestigt (siehe auch unsere Grafik der Woche). In Kombination mit der Stabilisierung der Rohstoffpreise lässt dies in den nächsten Monaten einen fortgesetzt höheren Preisauftrieb erwarten.
Die Zeichen dürften also bis auf weiteres auf Reflation statt Deflation stehen.
Anders als in den USA sollte die Inflation im Euroraum und in Japan aber vorerst noch deutlich unter Notenbankziel liegen. Das Auseinanderdriften der Geldpolitik zwischen den Konti-nenten besteht daher als zentrales Investmentthema fort. Insgesamt bleibt die Geldpolitik weltweit weiter expansiv. Einhergehend mit der allmählichen Normalisierung der Infla-tionsraten dürften sich jedoch die Anhaltspunkte verdichten, dass der Höhepunkt der Notenbankliquidität in absehbarer Zukunft – voraussichtlich im Jahr 2018, elf Jahre nach Aus-bruch der Finanzkrise – erreicht werden könnte.
Was lässt dies für die Finanzmärkte erwarten?
Das beherrschende „Reflationierungsthema“ stützt gegen-wärtig die Aktienmärkte. Allerdings könnte das Superwahl-jahr 2017 für Überraschungen und zeitweise schwankungs-reiche Finanzmärkte sorgen (wenngleich Investoren sich an das Unerwartete gewöhnt zu haben scheinen).
Mit steigenden Inflationserwartungen und der Aussicht, dass die Zentralbanken nicht erneut expansiv nachlegen, bleibt der Renditeaufwärtsdruck an den Rentenmärkten bestehen, insbesondere in den USA. Angesichts der geldpolitischen Di-vergenzen dürfte die Dollar-Stärke vorerst anhalten.
In einem Umfeld niedrigeren Trendwachstums bleibt Alpha tonangebend.
Eines ist gewiss: Auch das Jahr 2017 wird spannend. Gut nur, dass das am 28. Januar beginnende chinesische Kalenderjahr unter dem Zeichen des Feuer-Hahns steht: Die charakterstarken Hähne bewahren auch in unerwarteten Situationen einen kühlen Kopf.
Den wünscht auch Ihnen
Ann-Katrin Petersen