Pressemitteilung Allianz Global Investors: Nichts ist sicher – nicht einmal die Unsicherheit?

teaser_pm-allianz_300_200Allianz | Frankfurt, 15.04.2016.

Der Wochenauftakt an den Aktienmärkten begann verhalten, trotz guter Stimmung unter den Marktteilnehmern, nachdem sich der Ölpreis wieder deutlich über der 40 US-Dollar Marke erholt hat – das OPEC-Meeting in Doha am 17. April scheint bereits seine Schatten vorauszuwerfen. Während sich die Rentenmärkte uneinheitlich gaben, konnten die Währungen der (rohstoffexportierenden) Schwellenländer gegenüber dem US-Dollar Zugewinne verzeichnen. Nicht so die japanische Währung.

Der wiedererstarkte Yen macht der japanischen Konjunktur bzw. auch dem lokalen Aktienmarkt zu schaffen. Seit Anfang des Jahres wertete der Yen gegenüber dem US-Dollar um etwa 10% auf und handelt mittlerweile um die Marke von 108. Aus Sicht der japanischen Geldpolitik ist dies alles andere als erwünscht. Einige Vertreter der Bank of Japan (BoJ) und Regierungsmitglieder versuchten zuletzt mittels schärferen verbalen Interventionen den Yen zu schwächen, doch offensichtlich mit wenig Erfolg. So dürfte der Fokus auf der BoJ-Sitzung am 28. April 2016 bzw. auf dem G-7 Treffen am 26/27.Mai 2016 gerichtet sein. Einerseits hält man sich im Vorfeld (noch) bedeckt, was eine Währungsintervention Japans angeht, doch die G-20 Vereinbarung zur Vermeidung kompetitiver Währungsabwertung bedeutet nach Meinung von Japans leitendem Kabinettsekretärs Suga nicht, dass auf einseitige Währungsbewegungen nicht reagiert werden kann. Andererseits preisen Marktteilnehmer bereits eine hohe Wahrscheinlichkeit ein, dass die BoJ entweder den Einlagensatz weiter senken oder ihr Ankaufprogramm – von Anleihen als auch Aktien – erhöhen wird. Ob dies ausreicht, den Aufwertungstrend des Yen zu stoppen, wird sich zeigen. Die BoJ jedoch wandert auf einen schmalen Grad, das Vertrauen scheint angekratzt zu sein und die Sorgen, die die fiskalische Dominanz mit sich bringen könnte, wurden zuletzt lauter.

Politischen Risiken kommen in der Eurozone wieder stärker zum Tragen: Eventuelle Neuwahlen in Spanien im Juni, der offizielle Be-ginn der Kampagne zum „Brexit“ sowie das Review des Rettungspro-gramms Griechenlands dürften das Risikosentiment in den kommen-den Wochen beeinflussen.

US-Notenbank – Überbetonung internationaler Risiken: Hingegen wurde in den USA der geldpolitische Ton zuletzt stark taubenhaft ge-führt. Mitglieder des FOMC sprachen sich für einen vorsichtigen und demnach schrittweisen Zinsanhebungspfad aus, begründet durch eine schwache globale Konjunktur und internationale Risiken.

Q1-Berichtssaison: Zudem startete in der abgelaufenen Woche die Berichtssaison für das erste Quartal 2016. Den Auftakt machte wie immer der US-Aluminiumhersteller Alcoa, dessen Zahlenwerk die im Vorfeld bereits stark gesunkenen Markterwartungen übertreffen konnte, wenngleich der Ausblick zur Aluminiumnachfrage – insbe-sondere durch China – reduziert wurde. Mit Blick auf die Schätzungen für die Q1-Gewinne lässt sich festhalten: In den USA sollen die Gewin-ne um knapp 10% fallen – der stärkste Rückgang eines Quartals seit 2009. In Europa ist das Bild ähnlich. Das sind wenig gute Aussichten, allerdings scheint die Stimmung bereits stark angeschlagen.

Mit Blick auf die kommende Woche dürfte neben der laufenden Berichts-saison, vor allem die realökonomischen Daten auf den USA mit Interesse verfolgt werden. Während diverse US-Immobilienmarktdaten Unterstüt-zung hinsichtlich der US-Konjunkturentwicklung liefern dürften, wird der Fokus primär auf den Frühindikatoren der beiden regionalen Notenban-ken aus Chicago und Philadelphia liegen (Do). Diese könnten auch eine gewisse Tendenz mit Blick auf den vorläufigen Markit-Einkaufsmanager-index für das verarbeitende Gewerbe am Freitag geben.

Im Euroraum sind neben der Industrieproduktion (Mi), dem Verbrau-chervertrauen (Do) und einzelnen Einkaufsmanagerindizes (Fr), insbe-sondere die Umfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Kredit-vergabe (Di) sowie die Ergebnisse des von der EZB durchgeführten „Survey of Professional Forecasters“ (Fr) von Bedeutung. Letzterer wird zwar erst einen Tag nach der EZB-Notenbanksitzung (Do) veröffentlicht werden, doch die Ergebnisse dürften dem EZB-Rat bereits vorab vorliegen. Darin wird sich zeigen, inwieweit die derzeitige Geldpolitik der EZB Einfluss auf Kreditvergabe bzw. die Wachstums-/Inflationserwartungen im Euroraum hat (siehe auch: QE Monitor).
In Japan könnte, wie eingangs beschrieben, der wieder erstarkte Yen Folgen für die Handelsbilanz (Mi) sowie dem Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (Fr) haben. Sollten beide Datenpunkte negativ überraschen, könnte es zusätzlichen Druck auf die japanische Regierung bzw. BoJ ausüben weitere Stimulusmaßnahmen zu ergreifen.

Die technische Indikatoren geben keinen klaren Hinweis:
? Die Relative-Stärke-Indizes befinden sich im neutralen Bereich;
? Der Anteil der Unentschlossenen im Markt ist auf den höchsten Stand seit Anfang des Jahres gestiegen;

Globale Investoren erhöhten im April ihren Cash-Bestand auf über 5% gemäß einer Umfrage von Bank of America Merrill Lynch unter globalen Fondsmanagern. Das geringe Volumen im Markt ist ein klares Abbild dessen. Das kann trügerisch sein, sollte die Volatilität in der kommenden Woche weiter ansteigen. Dazu könnte die Entscheidung der OPEC über eine einheitliche Linie zu den Fördermengen am kommenden Sonntag beitragen.

Selbst die Unsicherheit bleibt unsicher,
meint Ihr, Stefan Scheurer

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